Porzer Straßennetz
Vorbemerkung[Bearbeiten]
Porz hat bekanntlich 16 Ortsteile und der Stadtbezirk umfasst eine Fläche von 78,92 km², das entspricht einer Fläche von nahezu 9 x 9 km. Entsprechend groß ist inzwischen das Straßennetz des Bezirks. Das war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ganz anders. Alte Landkarten zeigen uns die frühen Verbindungswege durch das Gebiet und zwischen den Dörfern. Dabei entsprachen die früheren Verläufe der Straßen eher selten exakt den heutigen Verläufen.
Seit der Franzosenzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts tragen Gebäude im Kölner Raum Hausnummern. Zunächst waren es Konskriptionsnummern - die Häuser eines Dorfes wurden insgesamt durchnummeriert. Das war nur für die obrigkeitliche Kontrolle hilfreich. Die Orientierungsnummerierung hat dann in der Stadt Köln ab 1811 diese Praxis abgelöst, hierbei erhält die rechte Straßenseite gerade, die linke Straßenseite ungerade Nummern. Zugleich führte diese Praxis zur festen Benennung aller Straßen.
In den Dörfern des Raumes Porz ließ diese Praxis aber noch weitere 94 Jahre auf sich warten. Erst seit dem 1. Oktober 1905 wurden die Häuser in Porz und Urbach nicht mehr insgesamt, sondern nach Straßenzügen durchnummeriert; in Eil, Ensen und Westhoven ab 1907, in den Dörfern der Bürgermeisterei Wahn sogar erst ab 1928. Daher zeigt ein Adressverzeichnis von 1891 [1] zwar für die Orte der Bürgermeisterei Heumar bereits Adressen mit Straßen und Hausnummern. Jedoch geben diese Hausnummern keine Hinweise auf benachbarte Häuser, sondern sind historisch in der Reihenfolge der Hausbauten im jeweiligen Ort vergeben; jede Hausnummer findet sich daher nur einmal im jeweiligen Dorf.
Das Herzogtum Berg gliederte seine Straßen in Landstraßen, Gemeindewege und Nachbarschaftsstraßen, die allesamt von den Anliegern instandzuhalten waren. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Land- und Heerstraßen ausgebaut. Ab 1805 hießen die Chausseen nun Staatsstraßen, auch ihre Instandhaltung galt als staatliche Aufgabe. Ab 1875 wurden nun auch Bezirksstraßen gemeinsam unterhalten, das Straßennetz gliederte sich nun in vier Klassen: 1) Provinzialstraßen, 2) Verbindungswege, 3) Nachbar- oder Nebenwege, 4) Feld- und Waldwege.
Fernstraßen[Bearbeiten]
Zwei Fernverkehrsstraßen bestehen seit vielen Jahrhunderten: Der Mauspfad seit alters her und die Straße nach Frankfurt am Main bzw. über Mülheim weiter in den Norden mindestens seit dem 18. Jahrhundert.
Der Mauspfad ist die älteste Fernstrecke. Als Pfad kann es diese Nord-Süd-Verbindung schon um 800 vor Christus gegeben haben. Als Straße ist der Mauspfad erst deutlich später nachweisbar. Im Porzer Raum führte er längs eines Seitenarms des Rheins auf erhöhtem Gebiet, war also immer hochwasserfrei. Der Seitenarm verlandete schon zur Römerzeit und wurde an vielen Stellen ein Sumpf- und Moorgebiet. Während linksrheinisch die Römer Pfade und Wege zu Straßen ausbauten und teilweise befestigten, unterblieb der Straßenbau im Rechtsrheinischen weitgehend. So blieb auch der Mauspfad bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts auf Porzer Gebiet nur mäßig befestigt. Er führte von Limburg zum Hellweg bei Duisburg und war damit im Mittelalter eine relevante Handelsstraße. Als Linder Mauspfad und Grengeler Mauspfad verläuft er noch heute über Porzer Gebiet, in Wahnheide durch die Kaserne (als Weststraße) unterbrochen.
Die Fernstrecke von Frankfurt Chaussee nach Franckfurth verlief von Siegburg über Troisdorf und Spich nach Wahn, heute auf verschiedenen Abschnitten mit anderslautenden Straßennamen. Sie war bereits in der zweiten Häfte des 18. Jahrhunderts befestigt und ausgebaut worden und verlief zwischen den Orten möglichst geradlinig. Im Kölner Raum gab es nun verschiedene weitere Wege: Erstens die Verbindung Wahn - Elsdorf - Urbach - Eil - Ostheim nach Mülheim und weiter nach Norden als Fortsetzung der "Chaussee nach Franckfurt", die heutige Frankfurter Straße. Zweitens die Verbindung Wahn - Elsdorf - Urbach - an einem Wegekreuz vor Eil, dem heute noch vorhandenen, wenngleich nun in der Königsberger Straße stehenden Tambourskreuz, ging es nach Ensen und weiter nach Deutz, im 18. Jahrhundert auch Siegburger Landstrasse auf Franckfurth genannt, heute in Poll als Siegburger Straße und in Westhoven und Ensen als Kölner Straße geläufig. Den Abschnitt nördlich Urbach bis Steinstraße gibt es heute nicht mehr. Er führte quer zu heutigen Straßen in gerader Linie leicht nach Nordwesten, kreuzte zuerst die Straße nach Eil (heute Alfred-Nobel-Straße) und dann die Bergerstraße. Den weiteren Verlauf gibt es noch heute, es sind die Straßen Deutzer Weg, Urbacher Weg und Kölner Straße. Die dritte Verbindung nach Frankfurt war eine Variante über Wahn - Porz - nach Ensen und weiter auf der zweiten Variante, in ihrem ersten Abschnitt geführt über die heute zwischen Wahn und Porz unterbrochene Poststraße.
Im 20. Jahrhundert wurden Autobahnen die wichtigsten Fernstraßen. Im Bezirk Porz verlaufen heute die A3, A4, A59 und A559.
Verbindungen zwischen den Dörfern[Bearbeiten]
Zwischen den Dörfern und zu den Fernstraßen gab es weitere Verbindungen: Von hervorgehobener Bedeutung ist dabei die heutige Steinstraße, denn sie ist Teil einer sehr alte Anbindung von Zündorf über Porz an die Frankfurter Chaussee am Hochkreuz südlich von Eil. Sie war schon anfangs des 19. Jahrhunderts gut ausgebaut und befestigt. Auch die Bergerstraße war eine frühe Verbindung von Eil nach Porz. Später entstand dann durch den Mühlenweg eine weitere Verbindung. Nach mehreren Namensänderungen heißt diese Straße seit 1967 in ihrem östlichen Verlauf Alfred-Nobel-Straße. Die heutige Kaiserstraße entstand schon früh als Verbindung von Urbach nach Porz. Dann gibt es im Süden die heutige Wahner Straße von Niederzündorf nach Wahn sowie im Norden das Reststück der Rather Straße in Gremberghoven als ursprüngliche Verbindung zwischen Ensen und Heumar. Schließlich in Ensen die Gilgaustraße als Reststück der Verbindung zwischen Westhoven und dem früheren Gut Neuenhof und weiterführend ebenfalls nach Heumar.
Wege, die direkt entlang des Rheins bestanden, besonders in Ensen und in Porz-Mitte, wurden immer wieder auch Opfer des Flusses, der bei Hochwasser Boden unterspülte und fortnahm. Das heutige rheinnahe Straßenbild in Ensen spricht hiervon mit seinen merkwürdigen Knicken eine beredte Sprache, die Hohe Straße verlief einst ständig parallel zum Rhein als wichtigste Durchgangsstraße. Insofern musste auch der Leinpfad direkt am Rhein in früheren Jahrhunderten häufig wiederhergestellt bzw. erneuert werden, er bestand sowieso nicht durchgängig von Langel bis Deutz. Erste dauerhaftere Befestigungen des Rheinufers wurden zur Mitte des 18. Jahrhunderts vorgenommen.
Eine Landkarte von 1863 zeigt zudem eine Verbindung von Niederzündorf nach Urbach - sie ist durch spätere Industrieflächen völlig überbaut worden.
Straßenzustände[Bearbeiten]
Gebhard Aders schrieb zutreffend: "Die in Historienfilmen gezeigten Szenen, in denen von sauber gestriegelten Pferden gezogene, glänzend lackierte Kutschen dahinjagen, sind völlig unrealistisch. In Wirklichkeit rumpelten die Wagen langsam und schwankend dahin, Fahrzeug und Pferde von Staub und Schlamm bedeckt. (...) Die damaligen Straßen werden so schmal gewesen sein, dass begegnende Fuhrwerke Schwierigkeiten hatten, aneinander vorbei zu fahren. Die Radkränze [der eisenbeschlagenen Holzräder] hatten tiefe Fahrspuren in den Boden gefräst, die bei nassem Wetter voll Wasser standen."[2] Daher hatten die Postreiter und Postwagen ihre Signalhörner, die ihnen Vorrang verschafften. Zudem legte man auf breiteren Straßen schwere Steine aus, die Fuhrwerke aus solchen Rillen zwangen und zudem nahezu täglich versetzt wurden.
Straßenbezeichnungen[Bearbeiten]
Die Dörfer hatten zunächst nur einzelne Straßen, die für Fuhrwerke geeignet waren, sowie weitere, oft nur für Karren und Personen zugängliche Gassen. Häufig waren es zunächst Straßendörfer, nahezu alle Häuser lagen dabei an einer Straße. Weil sich alle Einwohner im Dorf kannten, war die Auffindbarkeit kein Problem. Damit erübrigte sich für die Einheimischen die Kenntnis einer Hausnummer, aber auch Straßen- und Wegebezeichnungen waren verzichtbar. Für die Bezeichnung von Grundstücken waren die Flurnamen und Nachbarschaftsnamen wesentlicher. Ihre wichtigste Straße nannten die Dörfler zunächst schlicht Dorfstraße, später wurde daraus die Hauptstraße. Solche eine "Hauptstraße" hatten im heutigen Stadtbezirk noch um 1900 außer Porz-Mitte und Zündorf die Orte Eil (bis ca. 1946, dann Frankfurter Straße), Langel (bis ca. 1953) und Libur. Gebräuchlich waren auch Funktionsbezeichnungen wie Bahnhofstraße (in Porz, Heumar, Wahn, Westhoven, Zündorf), Kirchgasse (in Wahn - heute St. Sebastianus-Straße, in Zündorf) oder Viehgasse (in Lind - später Viehtrift, in Wahn - später Wilhelm-Ruppert-Straße bzw. Heidestraße, in Urbach - später Waldstraße).
Als der preußische Staat den Gemeinden gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Einführung von Orientierungsnummern vorgab, galt es nicht nur Nummern zu vergeben, sondern erst einmal Straßenbezeichnungen für die Nummernvergabe zu schöpfen. So tagte zum Beispiel der Gemeinderat Heumar am 17. Mai 1907 zur Vergabe neuer Straßennamen in Westhoven, Ensen, Heumar und Eil[3]. Im Zeitverlauf wechselten die Bezeichnungen vieler Straßen, wobei ihre Anzahl in den Porzer Stadtteilen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zumeist sehr übersichtlich blieb. Noch 1933 gab es in Eil nur neun, in Urbach elf Straßen.
Alte Landkarten[Bearbeiten]
Es gibt einige historische Karten, die frühere Straßennetze in der Porzer Region zeigen. Bei den eingezeichneten Straßenverläufen ist dabei immer zu bedenken, dass diese Karten nicht die Exaktheit heutiger Karten haben konnten. Ungenauigkeiten und Fehler in der Vermessung finden sich selbst in Werken berühmter Kartographen wie Tranchot oder v. Müffling. Daher dürfen sie nicht interpretationslos über heutige Karten projiziert werden. Bestehende Verbindungen ließen sich später nicht einfach verlegen oder begradigen, immer waren Eigentumsverhältnisse hierfür eine hohe Barriere.
Dies sind historische Karten, die auch das Porzer Gebiet umfassen:
- Tranchot-Karte (um 1810)
- v. Müffling-Karte (um 1828)
- Preußische Uraufnahme (1836-1850)
- Preußische Neuaufnahme (1891-1912)
- TK25 - Topogr. Karte 1:25.000 (ab 1936)
Quelle, Literatur und Links[Bearbeiten]
Historische Karten finden sich unter https://altes-koeln.de/wiki/Kartensammlung
Gerade auch jüngeres Kartenmaterial findet sich unter https://www.stadt-koeln.de/artikel/72242/index.html