Reederei Gebrüder Weber

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Diese inzwischen nicht mehr im Fahrgastbetrieb tätige Reederei auf dem Rhein mit einer über 100-jährigen Tradition hatte ihre Wurzeln in Zündorf.

Historie[Bearbeiten]

Johann Weber (*1758 - nach 1816) entstammte einer traditionellen Schifferfamilie aus Honnef und war nach Niederzündorf zugezogen, um in diesem Hafen zur Umgehung des bis 1831 gültigen Kölner Stapelrechts - die Waren wurden auf dem Landwege von und nach Mülheim gebracht - bessere Geschäfte zu machen. Er war auch Getreidehändler und brachte mit eigenem Kahn seine Güter zum Kölner Markt. Im April 1796 heiratete er in Niederzündorf Margareta Nannenhorn aus Niederpleis, bei der Geburt des Sohnes Mathias war der Vater bereits 50 Jahre alt.

Gebrüder Weber Dampfschiffahrt (1871-1931)[Bearbeiten]

Inserat, Kölnische Zeitung v. 23.4.1877

Mathias Weber (1808-1888) gründete gemeinsam mit seinen drei Söhnen Theodor, Simon (1834-1896) und Franz Josef per Handschlag 1870 die Reederei Mathias Weber, Schriftstücke gab es nicht. Mathias und die Ehefrauen der Söhne steuerten das Betriebskapital bei, der vierte Sohn Heinrich hatte "kein Geld" geheiratet und blieb daher außen vor. Alle Söhne hatten ebenfalls Kapitänspatente. Weber plante ab 1869 zur Aufnahme fahrplanmäßiger Fahrten den Kauf eines Schraubendampfers, der Wahner Bürgermeister unterstützte den Konzessionsantrag, der sich jedoch als überflüssig erwies. Ab Mai 1871 bediente die Reederei die Strecke von Widdig (gegenüber Rheidt) nach Köln mit ihrem bei Rotterdam gebauten 85 PS-Dampfschiff "Niederzündorf" und fuhr in späteren Jahren mitunter Ausflugsgesellschaften auch weiter rheinaufwärts. Laut einem Bericht aus dem Jahr 1931 betrieb das Unternehmen in den ersten Jahrzehnten fast ausschließlich Schleppschiffahrt und die ab 1875 Reeerei Mathias Weber & Söhne brachte "mit sieben kleinen Dampfern vor allem Vieh, Obst und Gemüse von den vielen Rheinorten zum Kölner Markt"[1]. Um 1875 zog sich Mathias Weber nach Rheidt zurück, 1882 wurden die nunmehr Gebrüder Weber lautende Reederei in das Firmenregister in Siegburg eingetragen.

Die frühen Jahre waren schwierig, auch aufgrund konkurrierender Dampfschiffer. Mitte 1887 war das Unternehmen erst einmal insolvent, seine fünf Schiffe und 14 Landungsbrücken am Leinpfad[2] wurden nebst Inventar am 18. August in einer Versteigerung angeboten[3]. Der weitere Ablauf ist unklar[4], der Geschäftsbetrieb ging danach von Rheidt aus weiter. Simon und Franz Weber führten nun als Gebrüder Weber die Reederei weiter und verlegten den Geschäftssitz nach Köln, An Lyskirchen 23. Im Januar 1889 entstand in Köln auch eine Landungsbrücke am Filzgraben. Ein Vertrag mit der Mülheimer Dampfschifffahrts-Actien-Gesellschaft führte ab 1.4.1889 zur gemeinschaftlichen Bedienung der Strecke Bonn - Köln - Mühlheim zweimal täglich in jede Richtung[5].

GA für Bonn, 25.2.1894

Am 1.2.1894 verursachte die "Niederzündorf" im Dunkel des frühen Morgens bei Widdig beim Wenden einen Schiffsunfall, durch den zwei Frachtdampfer sanken, Personen kamen nicht zu Schaden. Der Kapitän wurde ein Jahr später durch das Schifffahrtsgericht frei gesprochen, weil die gegebenen Signale vom anderen Dampfer mißverstanden wurden. Nach dem Vorfall wurde die Fracht der Reederei gegen Havarien versichert. Im Jahr 1896 wird mit der Strecke Köln-Marienburg erstmals ein Ausflugsziel in den regelmäßigen Fahrplan aufgenommen, die Linie wird im Folgejahr nicht fortgeführt.

1896 starb Simon mit 62 Jahren, die Geschäftsleitung übernahm nun dessen Sohn Theodor Weber (1871-1943). 1899 wurden die Gebrüder Weber in das Kölner Firmenregister eingetragen. 1912 erhielt die Reederei auch eine Genehmigung zur Errichtung einer Landebrücke an der Uferpromenade in Porz, wodurch in Porz Passagiere nicht länger mit Nachen ausgeschifft werden mussten. Zudem erleichterte dies die Aufnahme von Porz in den Fahrplan. Die Reederei bezogt nun die Adresse Leystapel 39. 1914 hatte die Firma sieben Dampfer, zwei wurden im Krieg verkauft, zwei von der Heeresverwaltung angefordert. Ab 1919 wurde auch der Kielshof Westhoven angefahren. Im Pressa-Jahr 1928 entstanden durch die Anmietung einer Yacht 8000 Mark Verluste.

In vierter Generation wurde die Reederei ab 1930 durch Theodors Söhne Paul Weber (*1901) und Friedrich Weber (1904-1966) fortgeführt. Im Jahr 1930 nahmen sie die erste Bunkerstation Am Leystapel in Betrieb. Der Bunkerdienst auch mit eigenen Tankschiffen sollte in den folgenden 40 Jahren zu einem wesentlichen Betriebszweig anwachsen. Doch zunächst führten interne Auseinandersetzungen mit weiteren Familienangehörigen 1931 zur Zahlungsunfähigkeit, die Reeder kam unter Zwangsverwaltung und ihre Schiffe wurden zwangsversteigert[6].

Weber-Schiff Th. Weber & Söhne[Bearbeiten]

Ersteigert und damit zurückwerworben wurden alle Schiffe für die Gebrüder Weber Rheinschiffahrt GmbH, Frankenwerft 5, die nunmehr als Schiffeigner agierte. Sie war im Juni 1931 mit 48.000 Reichsmark Stammkapital gegründet worden, Geschäftsführer war der Kaufmann Hans Bode, Theodor Weber der größte Gesellschafter. Die Betriebsführung wurde ab 1932 der Dampfschiffahrts-Gesellschaft Theodor Weber u. Söhne übertragen. Theodor Weber war bereits 1927 als Teihaber ausgeschieden und hatte diese Gesellschaft neu gegründet, sie betrieb zunächst nur Schleppschiffahrten. Ab 1929 setzte der Reeder das Motorschiff Jung Siegfried, ab 1930 das Motorschnellschiff Deutscher Rhein für den Personenverkehr ein. Ab 1933 bestand die gemeinsame Flotte der Gesellschaften aus sechs Personenschiffen und drei Schleppdampfern.

Der Zweite Weltkrieg führte zum Verlust von Schiffen, Anlegebrücken und Häusern. Nur drei Schiffe waren 1945 noch fahrtüchtig. Die Reederei expandierte erneut und bezog 1962 die Adresse Frankenwerft 5 am Kölner Pegel. Seit 1966 führten Michael und Paul, Söhne von Friedrich Weber, gemeinsam mit ihren Onkeln Theodor und Willi die Reederei.

(Fortsetzung erwünscht)

Die Flotte[Bearbeiten]

Die Ausflugsschiffe[Bearbeiten]

  • Rheinland - Raddampfer, 180 PS. 1893-1899 "Verona", 1899 bis nach 1931 bei Weber
  • Fortuna - Salon-Raddampfer, 200 PS. 1909 bis nach 1931 bei Weber
  • Salamander - Personendampfer. Ab 1912 bei Weber
  • Pilot - Dampfer, 25 PS, zunächst "Möve". Vor 1914 bis nach 1931 bei Weber
  • Rex Rheni / Ritter Roland - Salon-Radampfer/Turbinen-Schnelldampfer 50x7,5 m, 510 PS. 1913 (Neubau) bis nach 1935 bei Weber
  • Barbarossa - Salon-Eilschiff, ab 1918 bei Weber
  • Jung Siegfried - Fahrgastmotorschiff, 32x5,20 m, 32t, 310 PS. 1929 (Neubau) bis 1974 bei Weber, dann "Mosel", 1982 abgewrackt
  • Deutscher Rhein / Rheingold - Fahrgastmotorschiff, 40x6 m, 70t, 375 PS. Ab 1930 (Neubau) bis 1975 bei Weber, dann bis 1984 von der KD gechartert, 1998 abgewrackt
  • Treuer Husar - Fahrgastmotorschiff, ab 1936 bei Weber
  • Jan van Werth - Fahrgastmotorschiff, gebaut 1928 als "Oberbürgermeister Lembke", ab 1937 bis 1962 bei Weber (1946 instandgesetzt)
  • Lohhengrin - Fahrgastmotorschiff, ab 1962 bis nach 1971 bei Weber

Die Transportschiffe und Schlepper[Bearbeiten]

  • Niederzündorf Cöln, ab 1875 nur Niederzündorf - Doppelschraubenboot, Neubau, massiv ausgeführt, daher auch bei starkem Eisgang noch nutzbar, wenn die übrige Schifffahrt bereits eingestellt war; ab 1871 - 1910 "längst außer Kurs" bei Weber
  • Cöln - Güter- und Schleppdampfer, ein ausgedientes niederländ. Postboot, ab 1873 bei Weber
  • Mathias - Schleppdampfer, ab 1878 bis 1880 bei Weber, dann wurde das Unterschiff Anlegeponton in Bonn
  • Kölner Dom - Schleppdampfer, 90 PS. Ab 1880 bei Weber
  • Aurora - Doppelschrauben-Güterdampfer und Schlepper, 70 PS. 1875 als "Stadt Vallendar" erbaut, 1887 für 11.000 Mark von Weber gekauft
  • Leo XIII - Schleppkahn von 15.000 Zentner, gebaut 1889
  • Hoffnung - Schleppdampfer, ab 1893 bei Weber
  • Paul - Schleppdampfer, ab 1905 bei Weber
  • Simon Josef - Schleppdampfer, ab 1906 bei Weber
  • Max - Schleppdampfer, ab 1911 bei Weber
  • Gebrüder Weber 3 - Schleppkahn, erbaut 1855. Zunächst "Franz Josef", 1914 bis nach 1931 bei Weber
  • Libelle - Doppelschrauben-Schlepper, 180 PS. Vor 1914 bis nach 1931 bei Weber
  • Ernst Weber - Motorschlepper, ab 1927 bei Weber bis nach 1971
  • Heinz - Motorschlepper, ab 1928 bei Weber, 1945 gehoben und instandgesetzt, bis nach 1971
  • Hertha - Schlepper

Literatur und Links[Bearbeiten]

Weber, Heinz: Die Webers aus Niederzündorf. In: Rechtsrheinisches Köln 1.1975.
Huck, Jürgen: Schiffahrt und Handel. In: Unser Porz Heft 14. Porz 1972.
80 Jahre Weber-Schiff 1871-1951. Köln 1951.
Weber-Schiff 1871-1971. 100 Jahre Rheinschiffahrt. Festschrift Köln 1971.

  1. Kölnische Zeitung v. 24.9.1931
  2. Im September 1874 zeigt eine Aufstellung die Dörfer Rheidt, Widdig, Urfeld, Lülsdorf, Weseling, Sürth, Porz, Ensen und Köln mit Landungsstegen. Kahnstationen mit Ausschiffung waren hingegen die Dörfer Niederkassel, Langel, Zündorf und Rodenkirchen.
  3. vgl. Kölnische Zeitung v. 1.8.1887
  4. Heinz Weber (siehe Literaturhinweis) schildert den Vorgang als Abfolge interner Verkäufe.
  5. vgl. Bonner Zeitung v. 31.3.1889
  6. vgl. Kölner Lokal-Anzeiger v. 8.6.1931