Zum Ende des Zweiten Weltkriegs standen die Westhovener Pionier-Kasernen Unverzagt und Mudra leer und waren durch Luftangriffe und Artillerieeinwirkungen stark beschädigt. Ausgebombte Porzer und Kölner Bürger sowie Vertriebene aus der Ostgebieten suchten hier eine Unterkunft und mühten sich, in den Gebäuden abgeschlossene Wohnungen einzurichten. Augenzeugen aus jener Zeit schilderten die Not, die in der Nachkriegszeit herrschte und die untragbaren hygienischen Zustände auf den Kasernenarealen.
Einzug belgischer Pioniere
1946 erhielt Belgien, das zu den Besatzungsmächten gehörte, aus der britischen Besatzungszone eine Fläche etwa in der Größe des eigenen Staatsgebietes zugewiesen. Die belgische Armee errichtete im Rheinland und in Westfalen ihre Stützpunkte. Zumeist konnten hierfür Kasernen der ehemaligen Wehrmacht hergerichtet und genutzt werden. In der Region Köln hatte das belgische Militär sehr früh bereiets eine Kaserne in Köln-Delbrück bezogen.
Von dort aus zog 1950 eine erste Gruppe von belgischen Soldaten nach Westhoven, um die beiden Wehrmachtskasernen zusammen mit deutschen Firmen instandzusetzen. Anfang Oktober 1951 konnte eine erste Kompanie des 1. Pionier-Regiments in die ostwärts der Kölner Straße gelegene, nun Kwartier Nieuwpoort genannte, frühere Mudra-Kaserne einziehen. Die westlich der Kölner Straße gelegene bisherige Unverzagt Kaserne war bald ebenfalls instandgesetzt und erhielt den neuen Namen Quartier Adjudant Brasseur. Völlig neu erricht wurde zudem als dritte Kaserne nördlich der Porzer Ringstraße das Quartier Passendale.
Die belgischen Pioniere nutzten erneut das Übungsgelände in der Westhovener Aue, es reichte von der Kölner Straße bis zum Rheinufer. Für das schwere Gerät entstanden dort neue Hallen und die Aue wurde erneut militärisches Sperrgebiet. Die nach Kriegsende wieder gegebene Durchgängkeit des Leinpfads zwischen Westhoven und Poll – wenngleich durch große Zaunlöcher – war damit 1951 bereits wieder beendet. Belgische Soldaten bewachten fortan das militärische Gelände, es war Sperrgebiet mit Stacheldrahtzäunen und der Warnung vor Schusswaffengebrauch.
Erlaubte und unerlaubte Besuche in der Aue.
Während die militärischen Bauten und Fahrzeughallen von der Kölner Straße aus einsehbar waren, blieb das das Übungsgelände den Blicken entzogen. Erst ab den 1980 Jahren konnten zivile Personen bei besonderen Gelegenheiten, zu denen der Tag der Offenen Tür gehörte, einen Blick in die Westhovener Aue werfen. Zu dieser Zeit waren die Belgier und ihre Kasernen bereits zum festen Bestandteil von Westhoven geworden. Zu sehen waren ein aus der ehemaligen Kiesgrube entstandener Teich oder auch ein vom Teich wegführender Wassergraben, den drei nebeneinander liegende, unterschiedlich gebaute Übungs-Brücken überspannten. Ursprünglich war dieser Wassergraben ein Hohlweg für die Gleise einer Schmalspurbahn, die bereits um 1914 den Kies aus der Kiesgrube zum Westhovener Bahnhof transportierte.