Ziegelei Westhoven

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Inserat Kölner Lokal-Anzeiger v. 13.4.1916
Inserat Kölner Lokal-Anzeiger v. 30.6.1916

Die Gründung[Bearbeiten]

Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde diese Ziegelei in Westhoven im Jahr 1911 durch die Firma Zilkens, Baumeister & Co. im Zuge ihrer Pläne zur Gründung einer Gartenstadt in Westhoven errichtet. Eine Meldung im Kölner Lokal-Anzeiger vom 11.11.1911 spricht von "in Westhoven geschaffenen Neuanlagen, z.B. Ringofenziegelei, Straßenbauten, Anlage einer Uferpromenade". Bereits im November 1913 führt eine Schmalspurbahn von der Ziegelei zum Bahnhof Westhoven der Vorortbahn[1]. Nach dem plötzlichen Tod von Franz Zilkens im April 1915 ging die Firma in Konkurs, die Ziegelei und mit ihr eine große Anzahl von Grundstücken in Westhoven wurden verkauft.

Die Ziegelei Westhoven GmbH[Bearbeiten]

In Köln gründete sich im Oktober 1915 die Firma Ziegelei Westhoven GmbH mit dem Kölner Rechtsanwalt Fritz Klein als Geschäftsführer. Gegenstand der GmbH war "der Betrieb einer Ziegelei in Westhoven"[2]. Im Verlauf des Jahres 1916 erhalten der Direktor Eugen Arnold Segebarth zu Westhoven (bis August 1919) und der Kaufmann Franz Forscht zu Remscheid Prokura. Franz Forscht war ein enger Vertrauter der Familie Mannesmann. Es ist davon auszugehen, dass die Ziegelei eine strategische Gründung der Mannesmanns war, um umfangreiche Grundstücke für verschiedene Unternehmungen zunächst weitgehend anonym zu erwerben und um die enorme Zahl von Ziegeln, die für die Gebäude der verschiedenen geplanten Mannesmann-Unternehmungen in Westhoven notwendig sein würden, selber zu fertigen. Die Ziegelei Westhoven GmbH war nicht nur Inhaberin sämtlicher Grundstücke, sondern errichtete alle Fabrikanlagen und verpachtete diese Immobilien an die anderen Firmen der Gebrüder Mannesmann. So tragen bereits die Pläne für die 1916 errichtete Waffenfabrik den Zusatz "Grundeigentümer: Ziegelei Westhoven Mannesmann"[3]. Für die Planung und Ausführung der zahlreichen Industrie- und Wohngebäude unterhielt die Ziegelei eine eigene Bauabteilung, die vom Architekten O. Büttner geleitet wurde. Die Ziegelei begann im Frühjahr 1916 mit der Produktion, zudem wurde offiziell in Westhoven eine Zweigniederlassung errichtet, ihre postalische Adresse lautete Robertstraße 2-4.

Die Ziegelei im Jahr 1956 (Luftbild-Ausschnitt, Landesarchiv NRW)

Im Juli 1916 kam es zu einer Zwangsversteigerung von 161 auf den Namen der Ziegelei eingetragenen Parzellen, ihr Umfang überstieg 32 ha deutlich. Es waren zumeist Äcker und Wiesen, aber auch Gebäude, so der damaligen Oberstraße 58 (der Engelshof) und 75, Geb.-St-R. 20, 23,83 und 151, sowie Nikolausstraße 18 und 20a. Der Zweck dieser Versteigerung ist unklar, denn auch nach der Versteigerung bleiben die Grundstücke im Besitz der GmbH. Im selben Jahr beantragte die Ziegelei die Lösch- und Ladegerechtsame für das Westhovener Ufer zu erhalten, sie setzte also ihre Tätigkeit fort. In den Jahren 1920/21 wurde ein Versuchshaus an der Gartenstraße errichtet, 1922 baute das Unternehmen einen bisherigen Schuppen in der Robertstraße zu Wohnraum um. 1925 wurde eine Löschung aus dem Handelsregister abgewendet, stattdessen das Stammkapital auf 20.000 Reichsmark umgestellt. 1926 folgte Karl Halbach aus Köln als Geschäftsführer auf Fritz Klein.

1927 weist das Adressbuch den Sitz der Ziegelei unter der Adresse Oberstraße 65 aus - dies war die Villa Mannesmann. In den Jahren 1927 und 1934 pachtete die Ziegelei GmbH verschiedene Grundstücke in Westhoven zu unbekannten Zwecken. 1926/27 wurde ein Pferdestall errichtet. Zwischen 1930 und 1933 war die Ziegelei zunächst an Karl Kuhlmann verpachtet, der in Ostheim schon seit 1910 eine Ziegelei betrieb. Karl Halbach wird als Geschäftsführer der GmbH 1933 durch den Kaufmann Fritz Raetzer aus Köln abgelöst[4].

Die Ringofenziegeleien Geschwister Offermanns KG[Bearbeiten]

Im März 1934 verpachtete die GmbH ihre gesamte Ringofenziegelei mit Zubehör an die Geschwister Wilhelm (Willy) und Änne Offermanns aus Westhoven[5]. 1941 wird in das Handelsregister Köln die Geschw. Offermanns Ringofenziegeleien, Westhoven bei Köln, als KG eingetragen (A 17803). Zu dieser Zeit wohnt Wilhelm als Kaufmann in Langenfeld.[6]. Die Geschwister betrieben die Ziegelei unter der Adresse Oberstraße 58, vermutlich mit Unterbrechungen, bis in das Jahr 1955. Vermutlich erwarben die Geschwister die Ziegelei in diesem Zeitraum. Erst anfangs der 1960er Jahre wurde der Schornstein abgebrochen.

Grabungsfunde[Bearbeiten]

1937/38 wurden in der Ziegeleigrube alte Siedlungsfunde entdeckt. Zunächst fand man ein verziertes Schälchen und Keramikreste aus der jüngeren Steinzeit (ca. 3000 v. Chr.). Bei einer gezielten Grabung 1938 stießen Archäologen des Städtischen Museums für Vor- und Frühgeschichte Köln an drei Fundstellen auf einem Gebiet von 1100 m² in einer Tiefe von 0,4–0,7 m im Auelehm auf Pfostenlöcher von Häusern, Steinpackungen und Scherben aus der späten Latènezeit (ca. 190 v.Chr. - 0), zudem auf römische Keramikteile.

Nachnutzung[Bearbeiten]

Seit Mitte der 1930er Jahren wurde die umgebende Fläche militärisch genutzt. Auf dem Gelände der Ziegelei errichtete von 1973 bis 1975 der Gerling-Konzern den Wohnpark Westhoven mit 560 Wohneinheiten auf acht bis 17 Geschossen. Erste Planungen des Kölner Architekten Heinz Zimmermann wurden bereits im März 1970 veröffentlicht[7]. Der Wohnpark ist zur Aue hin durch eine Schutzmauer vor Hochwasser gesichert. Die Straße Ziegeleiweg erinnert dauerhaft an die frühere Firma, der korrekte Standort der Ziegelei wäre heute jedoch eher Oberstraße 105-133.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Meldungen der Kölnischen Zeitung 1915-1926.
Bestandsverzeichnis Digitales Historisches Archiv Köln

  1. vgl. Schreiben Cölner Tierschutzverein v. 27.11.1913, HAStK
  2. Vgl. Kölnische Zeitung v. 30.10.1915.
  3. vgl. Plan, in HAStK: 9030B.
  4. Hierbei zeigt sich eine Verbindung zu einer Kölner Firma Breitestraße Liegenschaftsgesellschaft mbH, denn zeitgleich wird hier nicht nur Raetzer zum Nachfolger von Halbach, zugleich ist die Ziegelei Westhoven auch Besitzerin eines Gebäudes in der Kölner Innenstadt. Vgl. Der Neue Tag v. 4.3.1934.
  5. vgl. Akten Liegenschaftsamt Gemeinde Porz, HAStK 9160 A4 Bd.3.
  6. vgl. Kölnische Zeitung v.29.7.1941, S. 8.
  7. vgl. KStA Köln v. 12.3.1971 (mit Skizze).