Flora und Fauna der Westhovener Aue – ein Spaziergang

Die Westhovener Aue (Foto: porzerleben.de)

Einführung

Die Westhovener Aue, seit dem Jahr 2002 im Besitz der Stadt Köln, wurde seit jeher stetig vom Hochwasser heimgesucht, was nicht verwundert, denn sie liegt im Hochflutgebiet des Rheins. Mit einer Fläche von circa 0,7 km²  bildet sie den südlichen Anschlusspunkt des rechtsrheinischen Grüngürtels an den Rhein und ist Teil des gesamtstädtischen Grünsystems.

Charakteristisch für den Lebensraum Aue ist der stetige Wechsel zwischen Überflutung und Trockenfallen. Abhängig von der Entfernung vom Ufer und der mittleren Überflutungsdauer gliedert sich der Lebensraum in gehölzfreie Aue sowie in Weichholz- und Hartholzaue mit je eigenen Merkmalen.

Vor dem Hintergrund der Hochwasser von 1993 und 1995 erkärte die Bezirksregierung Köln als höherer Naturschutzbehörde dieses Gebiet zum Retentions- und Landschaftsschutzgebiet und ließ es bis zum Jahr 2005 entsprechend gestalten. Dies bedeutete den Abriss von rund 12.500 qm Bauwerken aus den zurückliegenden 60 Jahren militärischer Nutzung und das Abtragen nicht mehr genutzter Verkehrsflächen. Auf diesen ca.18.000qm entsiegelten Flächen entstanden Wiesenstandorte, die mit farbenreichen Blumen die Spaziergänger erfreuen und mehr oder weniger gepflegt werden. Neue auentypische Gehölze (ca. 2200 Stück) werten den bestehenden Waldbestand auf. Diese Maßnahmen zur Kompensierung dieses Hochwasserschutzgebietes haben das durch die Vornutzungen stark degenerierte Auengebiet sehr aufgewertet. Die nun naturnahe Rheinauenlandschaft schützt auch das Grundwassers und bereichert die ökologische Vielfalt, denn Auenlebensräume für Pflanzen und Tiere sind heute selten und bedroht.

Als ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet ist die Westhovener Aue zu einem beliebten Naherholungsgebiet für die Kölner Bürger und Bürgerinnen geworden.

Unser Spaziergang

Auf unserem Spaziergang im Uhrzeigersinn durch das links und rechts vom Leinpfad gelegene Gebiet erfahren Sie mehr über die grüne und artenreiche Vielfalt dieses schützenswerten Geländes. Wir starten am Rheinufer leicht südlich des früheren Pionierhafens ( Rheinkilometer 682,2).

Der Rheinstrand der Aue (Foto: BV-EW)

Hier finden wir alle Pflanzen, die zu den typischen Stromtalpflanzen gehören, denen sowohl die Überflutung als auch die Trockenheit nichts ausmachen: Hierzu gehören Amranten, Melden und Gänsefüße. Zudem zeigen sich der gelb blühende Wiesen-Alant und der Zucker-Spitzklee.

Überquert man den Leinpfad vom Wasser kommend, zeigt sich ein großes Gelände mit großen, offenen Wiesenflächen, Waldbereichen sowie Räumen, ihrer freien Entwicklung überlassen bleiben. Die früher in der Aue gelegenen Ackerflächen sind heute ökologisch wertvolle Grünflächen. Am Wegesrand wachsen zahlreiche Sträucher und stehen alte, knochige Pappeln.

Im südwestlichen Teil des alten Militärgeländes findet sich ein hoher Anteil an Totholz und Baumhöhlen, die bei Hochwasser durchflutet werden. Vorherrschend sind die Baumarten Robinie, Linde, Esche und Buche. In der Strauchschicht wachsen Weißdorn, Schwarzer Holunder und Waldrebe. Einige alte Betonteile von früheren Gebäuden haben die Umgestaltung überdauert, in Teilbereichen der weiten Wiesen grasen von Zeit zu Zeit Schafe.

Der nördliche Zugang vom Leinpfad aus (Foto: BV-EW)

Der Spaziergang führt auf dem Betonweg weiter in das alte Militärgebiet hinein und nach einigen hundert Metern erreicht man das alte Zwischenwerk, links hinter Buschwerk verborgen. Dies ist das Gebiet der eingangs erwähnten Weichholzaue (u.a. Weiden, Pappeln und Grauerlen) als die typische Vegetation von Flußniederungen. Sie bildet sich nur auf Flächen, die rund 20 bis 100 Tage im Jahr überflutet sind. Wie auch in anderen Bereichen der Aue war es den Planern hier wichtig, den vorhandenen Vegetationsbestand zu belassen und durch passende Sträucher/Gehölze zu ergänzen. Neben den Standortbedingungen achtete man bei der Auswahl der Pflanzen auch auf Kriterien wie Blüten- und Fruchtausbildung sowie die Eignung der Pflanzen als Nahrungsquelle für Tiere.

Das Zwischenwerk ist nicht nur Heim von Gehölz und Sträucher, sondern auch von Fledermäusen. Im Jahr 2018 errichtete der BUND für sie in den Innenräumen ein Winterquartier. An den Kosten beteiligt hatten sich die HIT Umweltstiftung und die Stadt Köln. Leider ist dieser Rückzugsraum immer wieder durch Vandalismus bedroht.

Weite Wiesenflächen… (Foto: BV-EW)

Neben Sträuchern, Gehölzen und Bäumen ist die Aue durch großzügige, offene Wiesenflächen gekennzeichnet, in denen die Spaziergänger sich nicht nur an der Weite des Areals insgesamt sondern vor allem an der Farbenpracht verschiedener Blüten erfreuen können. Neben seltenen Wiesenblumen wie der Dorningen Hauhechel und dem Wiesen-Salbei, gibt es Unmengen an Rotklee, Vogel-Wicken, verschiedene Sorten von Glockenblumen, den gewöhnlichen Dost, Gamander Ehrenpreis und vieles, vieles mehr zu entdecken.

 

 

Im mittig in dem Areal gelegenen Auwald finden sich sodann verschiedene Weidensorten wie die Silberweide, die Mandelweide und die Korbweide. Im oberen Auenbereich wurden die amerikanische Zitter-Pappel und Berliner Lorbeer-Pappel gepflanzt und es gibt eine Gruppe mit Schwarz-Pappeln mit besonderer Bedeutung, da sich diese auf der Liste der bedrohten Arten befinden. Schwarzpappeln können aufgrund ihrer Beschaffenheit wochenlange Überschwemmungen überleben.

Sukzessionsflächen: Hier bestimmt die Natur, was wächst … (Foto: BV-EW)

Die östlichen Grenze markiert schließlich ein strukturiertes Gebüsch, das Weißdorn, Schwarzen Holunder und einzelne Pappeln und Linden umfasst. Dieser flussferne Bereich ist die sogenannte Hartholzaue und durch einen bis 20 Überflutungstage im Jahr gekennzeichnet. Das Gebiet soll nicht betreten werden und bietet deshalb Pflanzen und Tieren besonderen Schutz zu ihrer Entfaltung.

Exkurs: Die Fauna der Aue

Auf den Wiesen haben verschiedene Krähenarten (Saatkrähen, Rabenkrähen und Dohlen) ihren Schlafplatz eingerichtet. In der Aue finden sich zudem verschiedene Meisenarten (Tannen-, Hauben-, Weiden- und Blaumeisen), zudem Spechte, Drosseln, Wintergoldhähnchen, Erlenzeisige und Kleiber. Mit etwas Glück kreisen Mäusebussarde über den Wiesen, sogar Eulen (Steinkauz, Waldkauz) sind mitunter zu entdecken.

Ein Highlight der Westhovener Aue ist der im nordöstlichen Teil des Areals liegende, kleine Teich mit seinem stark schwankenden Wasserstand. Von den Sitzbänken aus, die um Verweilen einladen, ist das Gezwitscher verschiedener Vögel zu vernehmen und kann das Treiben der zahlreichen Wasservögel (u.a. Stockente, Blässhuhn, Nilgans, Kanadagans oder Höckerschwan) im und am Wasser beobachtet werden. Im Teich selber haben Karpfen, Zander und Brassen ihr Zuhause.

Der Teich, vor 100 Jahren noch eine Kiesgrube… (Foto: BV-EW)

In unmittelbarer Nähe des Teiches hat die in NRW stark gefährdete und streng geschützte Wechselkröte ihren Sommerlebensraum und ihr Laichgewässer. Mit ihren grünen Flecken und ihren waagerechten Pupillen mit grünlich-gelber Iris ist sie leicht zu erkennen. Die Tiere haben die Fähigkeit ihre Grundfärbung zu ändern – daher auch ihr Name. Den Tag verbringen sie in ihren Verstecken – nur bei Nacht werden sie aktiv.

Auf Initiative des BUND, unterstützt durch die HIT Umwelt- und Naturschutz Stiftung und in Absprache mit der Stadt Köln begannen 2015 Maßnahmen zum Schutz des natürlichen Lebensraumes. Nahe der Kölner Straße am diesseitigen Ende der Porzer Ringstraße schützt seitdem ein 383m langer Zaun dort, wo früher Kasernen standen, heute ein Kerngebiet für die Amphibien mit neu angelegten Laichbecken. Hier führt zugleich der Weg „In der Westhovener Aue“ in das Erholungsgebiet.

Sind Sie neugierig geworden?

Ein Blumengruß aus der Aue (Foto: BV-EW)

Dann freuen wir uns, wenn Sie sich selbst auf den Weg machen um die Vielfalt der Aue in Westhoven auf einem Sparziergang kennen zu lernen. Vielleicht kehren Sie dann ebenfalls mit einem bunten Strauß an Wiesenblumen nach Hause zurück. Zwar sind in Deutschland im Prinzip sämtliche wildlebende Pflanzen durch den allgemeinen Artenschutz geschützt, womit die Entnahme von Pflanzen grundsätzlich verboten wäre. Aber die „Handstraußregelung“ führt zur Ausnahme von der Regel: Jeder darf an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen Pflanzen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen, soweit diese Pflanzen nicht dem besonderen Artenschutz unterliegen. Und: Bitte berücksichtigen Sie bei ihrem Besuch die Verhaltensregeln im Landschaftsschutzgebiet, auf die Sie die Tafeln an den Eingängen hinweisen.

Basistext: Doreen Eismann; ein Artikel des Projekts „Geschichte der Westhovener Aue“.

  •  Den vorhergehenden Artikel zur Westhovener Aue (Beitrag 4) finden Sie hier.
  •  Den folgenden Artikel zu den Bauwerken der Westhovener Aue (Beitrag 6) finden Sie hier.

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