Eisenbahntrasse
Seit über 160 Jahren durchschneidet eine Eisenbahntrasse, die immer breiter geworden ist, den Porzer Siedlungsraum.
Die Siegstrecke[Bearbeiten]
Den Gleisstrang über Porzer Gebiet errichtete die Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft (CME) für die Strecke Deutz - Gießen. Eine frühe Planung des Streckenabschnitts von Deutz über Siegburg ins Siegtal legte der Ingenieur Splingard 1847 vor. In den Folgejahren wurden unterschiedliche Streckenführungen Richtung Frankfurt diskutiert, bis im Januar 1853 die Königliche Behörde über die Linienführung entschied. Im Vertrag vom 22. Juni 1854 verpflichtete sich die CME zum Bau der Strecke einschließlich einer festen Reinbrücke zwischen Köln und Deutz - der 1855 bis 1859 errichteten Dombrücke, im Volksmund nach ihrem Aussehen "Muusfall" genannt.
Auf Preussischem Gebiet begannen die Arbeiten 1855. Der Porzer Abschnitt war die Section II. Man war "bei der Tracirung nur darauf bedacht, die höchsten Punkte des Terrains inne zu halten, um den Bahnkörper gegen Schneewehen möglichst zu sichern"[1] Der Bau in der Talfläche des Rheins bereitete "keinerlei Schwierigkeiten". Dies schlug sich auch in den Baukosten nieder: "Die für die Erd- und Felsarbeiten durchschnittlich entstandenen Kosten stellen sich am niedrigsten in Section II., auf nur 4,31 Thlr. pro laufende Ruthe oder auf 9820 Thlr. pro Meile."[2] Die Strecke wurde von vornherein durchweg für zwei Gleise bereitet, der Oberbau aber außerhalb der Bahnhöfe zunächst nur eingleisig ausgeführt und in der Section II bis ca. 1870 durch ein zweites Gleis ergänzt. Die im Kiesbett verlegten Schwellen bestanden aus mit Creosot imprägniertem Buchen- und Eichenholz.
Am 1. Januar 1859 konnte das erste Teilstück Deutz - Hennef eröffnet werden, die gesamte Strecke bis Gießen wurde hingegen erst am 12. Januar 1862 fertiggestellt. Teil des ersten Abschnitts war auch der Bahnhof Wahn. Er lag im Abschnitt 1, Deutzerfeld - Eitdorf. Da nur an den Abschnittsgrenzen Lokomotivschuppen oder Wasserstationen geschaffen wurden, gab es solche Bauten in Wahn nicht. 1859 dauerte die Fahrt von Wahn nach Deutz ohne jeden weiteren Halt 22 bis 29 Minuten. In der Kölnischen Zeitung vom 7.8.1862 schildert Wolfang Müller die Fahrt "Auf der Eisenbahn von Köln-Deutz nach Gießen-Frankfurt" (Link).
Die Rheinstrecke[Bearbeiten]
Den Bahnhof Porz (Rhein) baute hingegen als "Bahnhof Urbach" fünfzehn Jahre später die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft in einem eigenen Gleisstrang. Sie hatte zunächst 1871 die rechtsrheinische Strecke Ehrenbreitstein bei Koblenz bis nach Troisdorf vollendet. 1874 erfolgte dann der Weiterbau nach Norden über Mülheim. Mit der Eröffnung der Strecke am 19. November 1874 wurde auch das Bahnhofsgebäude in Porz eingeweiht. Im Ergebnis standen die beiden Bahnhöfe also zunächst in einem viergleisigen Bahnstrang an zwei unterschiedlichen Strecken: Auf der Westseite die Strecke Coblenz-Düsseldorf (Rheinstrecke) mit dem Bahnhof Porz, auf der Ostseite die Strecke Gießen-Coeln/Centralbahnhof (Siegstrecke) mit dem Bahnhof Wahn.
Kurz vor der Steinstraße teilte sich diese Trasse: Die Rheinstrecke bog leicht nach Westen ab und umrundete in einem Bogen das Gremberger Wäldchen westlich, um dann über Buchheim nach Mülheim zu gelangen. Durch diese Trassenführungen gelangten die Ensener und Westhovener Bauern nur noch an Bahnübergängen zu ihren nordöstlichen Feldern. Die Siegstrecke führte hingegen weiter geradeaus, östlich des Gremberger Wäldchens entlang und überquerte an dessen nördlicher Spitze die Rheinstrecke auf dem Weg zum Bahnhof Deutz. Zunnächst hielten damit beide Eisenbahnlinien nur im Bahnhof Troisdorf.
Verstaatlichung und weitere Entwicklung[Bearbeiten]
Bereits 1880 erfolgte die Verstaatlichung der beiden Eisenbahngesellschaften, wodurch auch Bahnhöfe und Gleise nun in eine Hand kamen. Schon bald ermöglichten Weichensysteme den Wechsel zwischen den Strecken und in Porz sowie Wahn die Auswahl der Züge.
Das Bahnhofsgebäude in Porz stand bis 1999, dann war es der Verbreiterung der Trasse im Weg. Seit der Neugestaltung des Mittelbahnsteigs im Jahr 2011 liegen die Zugänge an der Kaiserstraße, der bisherige Zugangstunnel wurde zugemauert.
In den Jahren 1917/1924 entstand nördlich der Rangierbahnhof Gremberg, weiter ausgebaut 1942 und 1960. Durch ihn kam auf der Trasse 1920 der Haltepunkt Gremberghoven mit einem Zugang von der Rather Straße hinzu, dieser Haltpunkt bestand bis 2004.
Mindestens seit dem Bau des Rangierbahnhof Gremberg wurde die Bahntrasse auf zwei Personenzug- und Güterzuggleise aufgeteilt. Die Elektrifizierung im Abschnitt Köln - Troisdorf erfolgte 1962. Seit 1991 werden S-Bahnen eingesetzt. 2002/04 wurden für die ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln-Frankfurt zwei weitere Gleise in der Mitte ergänzt, somit sind es seitdem sechs Gleise. Dabei wurde der Haltepunkt Gremberghoven nach Süden verlegt, um als Haltepunkt Steinstraße der S12 neben Gremberghoven auch Finkenberg zu versorgen.
Erst in den 1990er Jahren wurde zudem für das neue Gewerbegebiet Köln Airport-Businesspark nordwestlich von Gremberghoven der gleichnamige S-Bahn-Haltepunkt (S12) an der Haupttrasse eröffnet. In den Jahren 2000/2004 entstand zur Anbindung der Fernzüge an den Flughafen Köln/Bonn die Flughafenschleife. Sie zweigt von der Haupttrasse am Bahnhof Wahn ab und mündet unter teilweiser Nutzung der bereits vorhandenen Nebenstrecke nach Lüdenscheid nördlich von Gremberghoven wieder auf die Haupttrasse. Auf dieser Strecke bestehen für den Fernverkehr der tiefgebaute Bahnhof Flughafen Köln/Bonn sowie der S-Bahn-Haltepunkt (S13/S19) Frankfurter Straße.
Nebenstrecke nach Overath[Bearbeiten]
Vorbemerkungen: Über einen langen Zeitraum gehörten Heumar und Porz zusammen, erst mit der Gebietsreform 1975 endete diese Verbindung. Daher wird in diesem Abschnitt Heumar mit einbezogen. Im Jahr 1861 planten Industrielle eine Eisenbahnverbindung von Köln nach Kassel,das Projekt scheiterte zunächst an der Finanzierung. Stattdessen wurde im Oberbergischen die Aggertalbahn realisiert. Sie führte ab 1884 von Siegburg über Overath nach Ründeroth, ab 1893 weiter über die Volmetalbahn nach Gummersbach, ab 1903 bis nach Olpe. Weil für die Kölner Siegburg ein Umweg auf dem Weg nach Olpe bedeutete, bauten sie im Jahr eine direkte Strecke nach Overath, sie verkürzte die Fahrzeit ins Bergische um 90 Minuten. Die Strecke Köln - Overath enstand eingleisig, ab Rösrath nutzte sie eine bestehende Trasse, die von Bensberg durch den Königsforst über Rösrath nach Hoffnungsthal führte. An der neuen Strecke entstanden der Bahnhof Heumar (ab 1966 Porz-Heumar) und der Haltepunkt Königsforst. Zwischen beiden Haltepunkten gab es vorübergehend einen weiteren Haltepunkt "Heumar Nato", der von Soldaten benutzt wurde. Hinter diesem gab es zudem einen Abzweig, der zu einer Panzerverladerampe in der Wahner Heide führte. Heute halten auf der Strecke Köln - Overath die Regionalbahnen weder in Heumar noch am ehemaligen Haltpunkt Königsforst.
Trassenquerungen[Bearbeiten]
Die Trasse wurde nur an sensiblen Stellen durch Holzzäune oder Hecken eingefriedet. Als Barrieren der Wege-Übergänge kamen im 19. Jahrhundert überwiegend Schiebebarrieren mit Wärterposten zum Einsatz. In der Bürgermeisterei Wahn waren so zwei von vier Übergängen ausgestattet: Der Lind-Stockumer-Weg und der Wahn-Zündorfer Kommunalweg. Die Wärterbuden hatten zunächst optische Telegrafen: ein Mast mit zwei Flügeln, bei Nacht zwei Laternen. Sie wurden bereits ab 1865 durch elektro-magnetische Telegrafen mit Läutwerk und Morseapparat ersetzt. Zur Verbindung verliefen auf der Trasse drei Drahtleitungen. Später wurden die Schiebebarrieren durch Schrankensysteme ersetzt. Nebenwege hingegen hatten Zugbarrieren ohne eigenes Wärterpersonal, grundsätzlich konnten sie vom Publikum auch selbst geöffnet werden.
Die Inbetriebnahme der Rheinstrecke umfasste auch 15 neue Wegeübergänge. Sie waren anfangs so schlecht ausgeführt, dass viele Beschwerden eingingen: Die Steigungen der Rampen waren zu stark, ihre Festigkeit zu gering, ihre Breite mit nur 4,25 Meter zu schmal. Bei Überwegen mit Bahnschranken wurden diese zur Öffnung oft nur unzureichend angehoben.
Zunächst waren vermutlich alle Straßenquerungen auf Porzer Gebiet ebenerdig, darauf weisen Bahnwärter-Einträge in Karten der Jahrhundertwende hin. Das betraf die frühere Verbindung Gilgaustraße/Neuenhofstraße sowie die heutigen Straßen Rather Straße, Steinstraße, Bergerstraße, Alfred-Nobel-Straße, Kaiserstraße, Hasenkaul und Poststraße.
Im Porzer Abschnitt wurde vermutlich zuerst die nach Süden verlegte Wahner Straße als Unterführung angelegt. In den Jahren 1910/11 realisierte der Bürgermeister von Porz bereits die Unterführung durch die Kaiserstraße mit leicht nördlich verlegtem Verlauf. Auch Steinstraße (ab 1912) und Rather Straße waren frühe Unterführungen, weitere wurden im Zuge des Baus des Verschiebebahnhofs Gremberg um 1919/20 gebaut. Erst 1965 entstanden die Brücken Bergerstraße und die Fußgängerbrücke Alfred-Nobel-Straße, nach ihrem Bau wurde das Bahnwärterhaus an der Bergerstraße abgebrochen. Hasenkaul und Poststraße hatten bis in das Jahr 2000 noch Bahnschranken, erst mit der ICE-Schnellfahrstrecke entstanden dann in den Jahren 2001/02 Brücke und Unterführung. Unverändert mit einer Schranke versehen ist die alte Westhovener Ringstraße, heute bezeichnet als Porzer Ringstraße.
Gegenwart[Bearbeiten]
Heute sind die Bahnverbindungen im Stadtbezirk sehr übersichtlich. Die meisten Stationen haben nur einen Bahnsteig und sind lediglich S-Bahn-Haltepunkte. Auch Porz (Rhein) hat nur noch einen Bahnsteig, hier hält auch der Regionalexpress. Lediglich der neue Flughafen-Bahnhof ist ein Fernbahnhof mit ICE-Verbindungen und zwei Bahnsteigen. Auch Wahn hat wegen der Flughafenschleife zwei Bahnsteige. Dies sind die Verbindungen heute:
Haupttrasse:
- Airport-Businesspark - S12 (Köln-Ehrenfeld - weitest Au/Sieg)
- Steinstrasse - S12
- Porz - S 12, RE8 (Koblenz - Mönchengladbach), RE9 (Siegen - Düren)
- Wahn - S12, S19
Flughafenschleife:
- Frankfurter Straße - S19, RB25 (tw. bis weitest Lüdenscheid)
- Flughafen - S19, RB27 (Koblenz - Mönchengladbach), RE6 (Minden - Flughafen), ICE 812 (Frankfurt Flughafen - Dortmund)
Quellen, Literatur, Links[Bearbeiten]
Scheiner, J.: Bau Anlagen der Cöln-Gießener Eisenbahn und der Zweigbahn Betzdorf-Siegen. Köln 1865