Rangierbahnhof Gremberg
Der Rangierbahnhof Gremberg ist auch als Verschiebebahnhof Gremberg oder einfach als Bahnhof Gremberg bekannt. Tatsächlich liegt er nicht im Stadtteil Köln-Gremberg sondern zwischen Westhoven, Ensen und Gremberghoven.
Vorbereitungen[Bearbeiten]
Sprunghaft steigender Stückgutverkehr der Reichbahn führte bereits im Jahr 1912 zur Überlastung des erst 1909 eröffneten Rangierbahnhofs Kalk-Nord. Eine Erweiterung in Kalk hätte sehr hohe Grundwerwerbskosten und weitere Behinderungen bedeutet. Daher entschloss sich die Reichsbahn zum Bau eines Vorbahnhofs. Um auch die linke Rheinseite zu erreichen, wurde ein Standort ausgewählt, der zudem eine direkte Trasse zur 1910 fertiggestellten Südbrücke ermöglichte. Besonders der Braunkohlenverkehr aus der Ville hatte so stark zugenommen, dass zu dieser Zeit sogar ein viergleisiger Ausbau der Südbrücke diskutiert wurde. Damit war der ausgewählte Bauplatz südlich des Gremberger Wäldchens zwischen Westhoven und Ensen einerseits, der vorhandenen Eisenbahntrasse aus Richtung Siegburg/Troisdorf andererseits, ideal gelegen. Der Bauplatz befand sich nur zum kleineren Teil auf dem Gebiet der Stadt Köln, zum größeren Teil in der Gemeinde Heumar. Ein erster visueller Entwurf wurde bereits im November 1913 durch die Eisenbahndirektion Köln vorgelegt.
Im dritten Kriegswinter 1916 hatten die vom und zum Ruhrgebiet zu transportierenden Güter sowie das zur Westfront zu verbringende militärische Material im Güterverkehr Kölns dann dazu geführt, dass der gesamte Bahnverkehr unter Stauungen, Umleitungen und daraus resultierenden Verzögerungen litt. Daher entschloss man sich nun zum Bau. Schätzungen vom Jahresende 1916 gingen von einem Finanzbedarf für den Bau des Rangierbahnhofs einschließlich der neuen Zuführungslinien von 19,6 Millionen Mark aus. Für den Grunderwerb aus einem anderen Etat wurden 4,431 Millionen Mark veranschlagt[1]. Im Januar 1917 legte die preußische Regierung dem preußischen Landtag den jährlichen Staatshaushaltsentwurf vor. Im Titel Eisenbahn-Etat enthielt er für den Direktionsbezirk Köln zur Herstellung eines neuen Rangierbahnhofs Gremberg einen ersten Teilbetrag von 2 Millionen Mark für den Grunderwerb und erste Bauzwecke. Der Betrag wurde Anfang Februar vom Staatshaushalts-Ausschuß genehmigt. Im Porzer Rathaus lagen die Entwürfe für den Bau einer ersten Gleisgruppe ab dem 15. Februar für eine Woche und für den gesamten Bahnhof ab 13. Juli 1917 zwei Wochen lang für mögliche Einwendungen aus.
Die Anlage[Bearbeiten]
Jeder Rangierbahnhof ist eine komplexe Gleisanlage. Der Bahnhof Gremberg umfasst heute 340 Gleisbereiche mit 644 Weichen. Die Struktur besteht zunächst aus zwei im Aufbau ähnlichen, langgezogenen Ordnungsgruppen - die erste für die Abfertigung der Süd-Nord-Richtung aus Richtung Troisdorf, die zweite für die Nord-Süd-Richtung aus Richtung Südbrücke oder Köln-Kalk Nord.
Jede Ordnungsgruppe besteht wiederum aus einer Einfahrgruppe, einer Richtungsgruppe und einer Ausfahrgruppe. Ein einkommender Güterzug wird zunächst in der Einfahrgruppe abgestellt. Eine Lok schiebt später die einzelnen Waggons über den Ablaufberg und jeder Waggon rollt auf sein richtiges Gleis in der Richtungsgruppe. So bilden neue Waggonfolgen neue Güterzüge. Sind die jeweiligen Güterzüge vollständig, werden sie zur Abholung und Weiterfahrt in die Ausfahrgruppe rangiert. Die normale Aufenthaltsdauer der Güterwaggons im Bahnhof beträgt in diesem rund um die Uhr Betrieb vier bis sechs Stunden. Auf dem Bahnhof gibt es acht Gleisarten - Zuführungsgleise, Zugbildungsgleise, Dispogleise, Ab-/Bereitstellungsgleise, Ladegleise, Lokgleise sowie Tankgleise und AnDigleise. Auch die Wege zwischen den Gleisen haben unterschiedliche Bezeichnungen. Es gibt Rangierwege, Verkehrswege sowie Zu-, Rand- und Überwege.
Errichtung 1917-1924[Bearbeiten]
Die notwendigen Flächen wurden nicht nur durch freiwilligen Verkauf erworben, sondern auch durch Enteignung mit Entschädigungzahlungen. Die notwendigen Gleisgruppen wurden durch die Zahl der zu adressierenden Nachbarbahnhöfe ermittelt. Zudem erwarb die Reichsbahn bereits Grundstücke für mögliche Erweiterungen. Bereits Anfang Oktober 1917 war die erste Gleisgruppe fertiggestellt, auf der bereits Güterwaggons abgefertigt wurden. Prompt gab es auch den ersten Diebstahl - 36 Kisten Zigarrren aus einem aufgebrochenen Waggon. Im Jahr 1918 bewilligte das Parlament im Haushalt 5 Millionen Mark zum weiteren Ausbau. Zudem finanzierte ein gesondertes reichsweites Eisenbahnanleihegesetz die Kosten von 5,6 Millionen Mark für die Verbindungen zum Rangierbahnhof Kalk-Nord und zur Südbrücke. Der weitere Ausbau und Betrieb lag nun in der Hand der Eisenbahndirektion Köln. Im Jahr 1919 stellt der Staatshaushalt unter dem Posten Eisenbahn weitere 6 Millionen Mark bereit. Neben weiteren Gleisanlagen entstanden in diesem Jahr ein Bade- und Aufenthaltsgebäude (bei km 58,5) sowie ein Schaltgebäude. 1920 kam ein Dienstgebäude für Wagenmeister (Nr. 3 bei km 67,7) hinzu. 1921 wurde die Betriebswerkstätte mit Oberlichtverglasung fertiggestellt und es begannen die Bauarbeiten für die Gleise der Stationsordnungsgruppe in die Richtung Süd-Nord. 1922 kam ein Verwaltungs- und Aufenthaltsgebäude hinzu.
Kleinere Erweiterungen gab es bereits in den Folgejahren: Das Stationsdienstgebäude entstand erst im Jahr 1926. 1928 wurde der Lokomotivschuppen erweitert.
Erweiterung 1939-1942[Bearbeiten]
In der ganz auf Kiregswirtschaft ausgerichteten NS-Zeit führten die Westbefestigungen bereits in den Jahren 1937/38 zu erneuten Überlastungen des Kölner Schienen-Güterverkehrs. Daher wurde eine Kapazitätssteigerung des Rangierbahnhofs Gremberg durch Umbau, Ausbau und Modernisierung beschlossen. Bereits im Frühjahr 1939 begannen die Arbeiten einerseits durch Vermehrung und Verlängerung der Gleise, andererseits durch Modernisierung der Stellwerktechnik und der Gleisbremsen. 1942 waren die wesentlichen Maßnahmen abgeschlossen, doch nun wurde der Bahnhof Gremberg zu einem Ziel der alliierten Flugangriffe. Doch erst Ende Dezember 1944 hatten die Zerstörungen irrreparable Außmaße erreicht, daß jeglicher Zugverkehr eingestellt werden musste.
Elektrifizierung und Modernisierungen[Bearbeiten]
Im Mai 1947 konnte durch einen deutlich modernisierten Wiederaufbau ein erster Rangierbetrieb wieder aufgenommen werden. Zwei Bauabschnitte in den Jahren 1952 bis 1956 führten zur vollen Leistungsfähigkeit der Bahnhofs. Doch auch danach folgten weitere Modernisierungen, durch die im Mai 1962 der erste elektrisch bespannte Güterzug im Rangierbahnhof Gremberg abgefertigt werden konnte.
Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]
Fack, Hermann: Porz-Gremberghoven und der große Bahnhof. In: Unser Porz 13.1971.
Schulze, Rolf: Traktionswandel im Bw Gremberg 1971-1973 (Link)
- ↑ vgl. Kölner Lokal-Anzeiger v. 4.3.1917