St. Laurentius

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Die Pfarrgemeinde Ensen[Bearbeiten]

Die nahezu durchgängig katholische frühere Bevölkerung des Dorfes Ensen gehörte zunächst zur Pfarre St. Mariä Geburt in Niederzündorf[1]. Ob es bereits im 15. Jahrhundert und davor eine selbständige Pfarrei gab, ist strittig, eindeutige Dokumente hierzu fehlen. Lediglich das frühe Taufrecht der Ensener Kirche scheint für das 13. Jahrhundert belegt. Eine Urkunde von 1308 bestätigt die Zugehörigkeit von Ensen zu Niederzündorf, seit dem Beginn des 14. Jahrhundert ist zudem eine Laurentius-Bruderschaft nachweisbar, die wohl auch in Ensen aktiv war. Nachgewiesen ist in Ensen ab 1577 auch eine Kapellengemeinde St. Laurentius mit einem Haus und 29 Morgen Land. Das Ziel der Selbständigkeit führte 1624 zu einer schriftlich geführten Auseinandersetzung mit dem neuen Niederzündorfer Pfarrer, der erst 1634 vorläufig mit einem Vergleich endete: Der Ensener Priester, in diesen Jahren Hermann Lommertz, hielt Gottesdienst, aber nur der Niederzündorfer Pfarrer durfte die Sakramente spenden. Im Jahr 1744 erhielt die Filialkirche in Ensen mit Servatius Stammen (*1705 Holzheim bei Neuß) ihren ersten Rektor, der 1773 die Selbständigkeit der Gemeinde erreichte. Er führte die ersten systematischen Aufzeichnungen und begann 1770 die Ensener Kirchenbücher. Durch die Eigenständigkeit stieg die Kapelle Ensen zur Pfarrkirche auf.

AK 1913/14: Alte Kirche und Innenansicht neue Kirche

Frühere Kapellen[Bearbeiten]

Erste Spuren einer Kapelle in Ensen finden sich in einem Schreiben aus dem Jahr 1223 - Papst Honorius III. bestätigt dem Kölner Stift St. Gereon, das es zu "Enerese" einen "curtis" (Hof) und eine "ecclesia" (Gotteshaus) besitze. 1394 wird eine Fischereigebietsgrenze des Rheins als "tgaen der kirchen zo Eynze" bestimmt.

1590 wird die Ensener Kapelle als Niederzündorfer Filialkirche erwähnt und ist sie auch auf einer Rheinkarte verzeichnet. Im Jahr 1663 entsteht ein erster Kupferstich. Die alte Turmglocke hatte die Inschrift: "Anno Domini 1644 do bin ich gegossen in Collen". 1759 ersetzte Stammen im Auftrag einen alten Taufstein mit einer Inschrift aus dem Jahr 1217, nur der Sockel blieb zunächst erhalten[2]. Vermutlich wurde die Kapelle im Dreißigjährigen Krieg erheblich beschädigt.

Ein Nachfolgebau fiel bereits 1702 plündernden und brandschatzenden Franzosen zum Opfer. Nun wurde ein einfacher barocker Saalbau errichtet, gekrönt von einem achtseitigen Dachreiter mit geschweifter Haube. In die 18,90 Meter lange und 6,90 Meter breite Kirche wurde der alte Turm aus dem Jahr 1682 mit seiner alten Turmglocke integriert. Der Standort war nahe am Rhein in Höhe der heutigen Häuser Hohe Straße 9-15. Im Inneren standen der Überlieferung nach drei barocke Altäre und eine Statue der Mutter Gottes aus dem 16. Jahrhundert. Vor dem Hochaltar befand sich seit 1774 eine Grabplatte, die das Grab des ersten Pfarrers von Ensen, Servatius Stammen, verschloss. In den 1860er Jahren erhielt das Gotteshaus eine Orgel.

Nach dem Umzug in den Neubau 1896 verfiel die alte Kirche sehr schnell. Zwar wurde ihrem Turm 1911 bei einer Besichtigung des Provinzial-Konservators der Rheinprovinz wohl ein konservativer Wert zugeschrieben,[3] jedoch musste er im August 1913 niedergelegt werden, weil er einzustürzen drohte. Bald danach wurde dann die gesamte Ruine abgebrochen. Auf dem Grundstück entstand 1932 zunächst ein Jugendheim, das Gebäude war im Weltkrieg Wohnstätte osteuropäischer Zwangsarbeiter und wurde Ende Dezember 1944 durch Bomben zerstört. 1952 war das Jugendheim erneut errichtet und nach verschiedenen Nutzungsänderungen 1971 als Altenheim umgebaut.

Der alte Friedhof[Bearbeiten]

Ein Basaltlava-Kreuz aus dem Jahr 1576 gilt als ältester nachgewiesener Grabstein des Kirchhofs und zugleich als Beleg, dass hier ein Begräbnisrecht schon im 16. Jahrhundert bestand. 1784 verbot ein Edikt des Herzogtums Berg die Beerdigungen in Ortschaften bzw. um deren Kirchen. Doch erst 1862 legten die Ensener einen neuen Friedhof an. Nach Abbruch der Kapelle 1913/14 wurden die alten Grabsteine des Kirchhofs teils in der neuen Kirche eingelagert, teils an ihr aufgestellt. Erst in den Jahren 1986/87 wurden die verbliebenen Grabsteine auf den Friedhof der Nikolauskapelle in Westhoven umgesetzt. Doch bereits seit den 1970er Jahren galt das älteste Grabkreuz aus dem Jahr 1576 als verschollen.

Heutige Kirche[Bearbeiten]

Die Holzsäule in einer Ausstellung 2024
Säule von St. Laurentius heute

Bereits 1884 wurde in Ensen beraten, die alte Kirche durch einen Anbau zu erweitern oder aber zwischen Ensen und Westhoven eine neue Kirche zu errichten[4]. Sechs Jahre wogte ein Streit um die Platzwahl, dann fiel die Entscheidung und die Bewilligung für den heutigen Standort. Ausschlaggebend waren Kostengründe: Pfarr- und Vicarienwohnung waren bereits vorhanden, es lagen Zusagen aus der Ensener Gemeinde für Geldgeschenke vor und Adolf Schmitz, zu dieser Zeit Gutsherr des Roten Hauses, bot an, den Bauplatz zu stiften. Der Grundstein für Pfarrkirche St. Laurentius wurde am 23. April 1893 gelegt, sie entstand im neugotischen Stil in der Kölner Straße 115 in Ensen mit einem 56 m hohen Vierkantturm nach Plänen des Kölner Architekten Theodor Kremer und wurde am 6. Mai 1896 durch Weihbischof Schmitz der Gemeinde übergeben (Konsekration). Vorab konnte im August 1894 im Schaufenster der Kupferschlägerei von F.F. Bleissem in der Breitestraße, Köln, der Taufsteindeckel besichtigt werden. Gefertigt war er nach Plänen von Kremer ganz aus Messing im gotischem Stil. Das Glockenspiel "Te Deum" bestand aus einem Dreigeläut mit der Tonfolge d1, f1, g1. Die Glocken goß Frank Schilling 1899/1900 in Apolda mit den Durchmessern 139 cm, 117 cm und 102 cm. Zunächst war in der Kirche die alte Orgel verbaut. 1909 wurde eine neue Orgel, geschaffen durch den Orgelbauer Ernst Seifert aus Köln-Mannsfeld, auf der Empore installiert. Sie hatte 14 mechanische Register und bestand auch aus Teilen der alten Orgel. Zum Advent 1911 erhielt die Kirche eine elektrische Beleuchtung. Die große St.Laurentius-Glocke (1.667 kg) und die kleine Josefglocke (682 kg) mussten Ende August 1917 abgeliefert werden, sodaß der Kirche nur die mittlere Marienglocke (953 kg) verblieb.[5]. Im Jahr 1925 konnten die beiden abgegebenen Glocken ersetzt werden.

Nachdem um 1939 das Glockenwerk erneut für Kriegszwecke abgegeben werden musste, erlitt die Kirche zunächst Beschädigungen durch mehrere Fiegerangriffe. Dann erhielt das Bauwerk am 28. Dezember 1944 einen direkten Treffer. Die Bombe, eingeschlagen vor dem Marienaltar im Seitenschiff, zerstörte die Gewölbe und den Bogen zwischen Chor und Kirche. Die Gesteinsbrocken zerschlugen die Inneneinrichtung einschließlich der Orgelempore. Nur die Außenmauern hatten ihre Stabilität behalten.

Im Jahr 2024 erhielt die Archivgruppe der Bürgervereinigung Ensen-Westhoven Kenntnis von einer Holzsäule, die Jahrzehnte lang bis in die 1980er Jahre in einem Schuppen in der Hohe Straße verbaut war. Danach folgten weitere Jahrzehnte, in denen sie nach dem Entfernen diverser weißer Farbschichten Schaustück in einem Wohnzimmer war. Diese rund 2,20 Meter hohe massiv gearbeitete Eichensäule hat eine sorgsam gearbeitete gotische Form, ihre Rosetten wurden (später) durch kleine Nägel fixiert. Zwar kann ihre Herkunft bisher nur vermutet werden. Aber es spricht viel dafür, dass diese Säule aus der ursprünglichen Austattung der gotischen Kirche stammt, evtl. war sie in der Empore verbaut. Hierfür gibt es bisher nur indirekte Hinweise: Die räumliche Nähe, die dicke weiße Farbschicht und vor allem die Gestalt der tragenden Steinsäulen der heutigen Kirche St. Laurentius: Sie ähneln im Aussehen sehr der Holzsäule.

Die Wiedererrichtung nach dem Weltkrieg dauerte lange Jahre, die Gemeinde nutzte zunächst die Kapelle des Alexianer-Klosters. Seit dem 10. August 1951 waren Gottesdienste wieder möglich, doch die Komplettierung der Kirche dauerte bis zum Anfang der 1980er Jahre. Sanierungen erfolgten in den Jahren 1984/85 und 1999/2000. Die Kirche wurde 1979 als Station 3.16 des Kulturpfad Porz ausgewiesen.

Ausstattung heute[Bearbeiten]

Die frühe Ausstattung der Kirche wurde 1944 durch Bomben vollständig zerstört, lediglich Reste der Orgel konnten um 1950 durch die Firma Seifert in eine Ersatzorgel integriert werden. Sie hatte nun einen elktrischen Antrieb und 32 Register. Doch erst die Generalüberholung 2023 beseitigte vorhanden gebliebene Fehler in der Orgel. Von 1951 bis 1957 schlug im Glockenturm nur eine einzelne, geliehene Glocke. Dann goss die Firma Petit und Edelbrock in Gescher/Westfalen ein neues Geläut. Der Bildhauer Sepp Hürten fertigte seit 1965 mehrere Werke neu, darunter Altar, Ambo, Tabernakel und Altarkreuz. Der Kreuzgang mit 14 Holzschnitten(1989) stammt von Jochem Pechau.

Quellen, Literatur und Links zur Vertiefung[Bearbeiten]

Die Kirche auf porzer-rheinkirchen.de
Bürgervereinigung Ensen-Westhoven (Hrsg.): Rückblick auf ein Jahrtausend. Köln 2001.
Scholz, Gertrud: Alte Friedhöfe in Westhoven und Ensen (II). In: Rechtsrheinisches Köln 21.1995.
Wiedenau-Michalski, Anita (Hrsg.): 100 Jahre St. Laurentius in Porz-Ensen. Köln 1996.
Ruine der alten Kirche um 1913, Fotografie im Rheinischen Bildarchiv Köln (Link)

  1. Erste Einträge zu dieser Filiale Ensen finden sich im Archiv der Kirche St. Severin um 1590. 1622 vermerkt der Niederzünder Pfarrer als abgabepflichtig: In Ensen den Steinhof, den Neuenhof und den Kesselhof sowie zu Westhoven den Krumfinger-Hof. In einzelnen Jahren (1628-1635, 1650ff.) hatte Ensen wohl auch einen (Hilfs-)Priester, womöglich ohne Zustimmung aus Niederzündorf, womöglich weil die Niederzündorfer Pfarrer sich nicht um Ensen kümmerten
  2. Dass dieser in der Kirchenchronik Niederzündorf beschriebene Taufstein tatsächlich am 28.5.1217 in der ersten Ensener Kapelle aufgestellt wurde, ist nicht mehr zu belegen.
  3. Vgl. Kölner Lokal-Anzeiger v. 5.7.1911
  4. vgl. Rheinischer Merkur v. 19.11.1884
  5. vgl. Die Glocken unserer Heimat. In: Bensberger Volkszeitung v. 10.8.1925