Gut Neuenhof

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Historie[Bearbeiten]

Anfänge bis 1939[Bearbeiten]

In der Gemarkung Ensen und früher zu Ensen gehörig, ab 1922 zu Gremberghoven, lag das Gut Neuenhof bzw. Neuhoff an einem heute unterbrochenen Weg von Ensen nach Rath. Als älteste Quelle findet sich aus dem Jahr 1577 eine Abgabepflicht für den Hof von einem Sester Roggen an die Kapellengemeinde Ensen. Damals gehörten 300 Morgen Land zum Hof, in der gesamten Zeit seiner Existenz wurde er selten von seinen Besitzern, sondern durch seine Pächter bewirtschaftet. Der Hof war zunächst jahrhundertelang im Eigentum des Abtes von Deutz. Die Pächterfamilie Limbach bewirtschaftete den Hof ab ca. 1650. Das Grabkreuz für Christian Limbach (+1718) ist noch heute auf dem Friedhof der Nikolauskapelle in Westhoven vorhanden. Um 1735 war Mathias Limbach (+1770) Pächter des Guts. Bei der Säkularisierung 1802 ging der Besitz an das (Groß-)Herzogtum Berg über. 1820 verkaufte die Regierung zu Köln diverse Staatsdomänen, darunter auch Gut Neuenhof. Käufer war der damalige Pächter, Michael Engels. 1837 wurde das Gut erneut in einer Versteigerung verkauft, Eigentümer war nun Carl de Thomis aus Odenthal und seine Kinder. Zu dieser Zeit bestand der Neuenhof (auch Neue-Hof) zu Ensen aus Wohn- und Oekonomie-Gebäuden und 200 Morgen Ackerland.[1] Bereits zwei Jahre später stehen 1839 zur Versteigerung

"auf dem Neuenhofe bei Ensen (...), auf Anstehen der Geschwister Engels, Haus- und Ackergeräte aller Art, besonder aber 5 Ackerpferde, 20 Stück Rindvieh, worunter 12 schöne tragende Kühe, ein 1½ Jahr alter Zielochs sich befinden, 7 Schweine, unter diesen zwei tragende Mutterschweine (...).[2]

Anfang 1856 versteigern die Geschwister Fischenich ihre Tiere und ihr Inventar[3] - Erwerber war nun die Familie Geuer. 1890 trug das Gut die Ensener Hausnummer 137. Um 1900 wird der Brauereibesitzer Bernhard Bardenheuer Eigentümer des Hofes. In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Gut auch eine Ziegelei betrieben. Um 1918 sind Franz Schumacher und seine junge Frau Maria Cäcilia geb. Esser (1892-1918) die Pächter, danach Josef Sturm aus Düren, der zu dieser Zeit bereits Pächter des Gutes Steinhof war. Er bewirtschaftete den Hof gemeinsam mit seiner Frau Irene geb. Glum. Sturm gibt bis 1925 die Adresse "Köln-Vingst" an. Anfang Januar 1922 kam es auf dem Gut zu einem Brand, 40 Morgen Roggen und eine Dreschmaschine wurden vernichtet; es wurde Brandstiftung vermutet[4].

KHD - Versuchsgut[Bearbeiten]

Im Jahr 1939 erwarb das Unternehmen Klöckner-Humboldt-Deutz das Gut und zahlte für die 43 Hektar pro Quadratmeter 50 Pfennig. Eigentlich wollte KHD die erworbene Fläche für den Bau von Fabrikanlagen nutzen, doch dazu kam es aus verschiedenen Gründen nicht: Das Land war zum Erwerbszeitpunkt amtlich als landwirtschaftliche Nutzfläche ausgewiesen. Eine bereits geplante neue Reichsautobahn zerschnitt die KHD gehörenden Flächen. Deutschland begann den 2. Weltkrieg. So wirkten Josef Sturm und Siegfried Sturm unter einem von KHD beauftragten Verwalter auf dem Gut als Landwirte fort. Am 28. Januar 1945 zerstörte ein Luftangriff den kompletten Hof. Nach dem Krieg wurden nur die notwendigen Hofgebäude - nach alten Plänen - wieder aufgebaut. Erst Ende der 1950er Jahre verfolgte KHD dann andere Pläne: die Bewirtschaftung in eigener Regie. Ein "Versuchs- und Demonstrationsgut" sollte Landwirten den Einsatz von modernen KHD-Traktoren und -Maschinen anschaulich, auch als Lehrbetrieb, näherbringen. Bis zum Neustart 1962 wurde der Hof für die Bewirtschaftung von 62,5 Hektar nun vollständig modernisiert. Durch Zusammenfassungen mit Flächen des ebenfalls KHD gehörenden Guts Plantage wurde die landwirtschaftliche Nutzfläche bis 1970 auf 101 Hektar vergrößert, auf dem Gut wurden zudem 70 Kühe und wenige Schafe gehalten.

Die frühere Verbindung zwischen Ensen und dem Gut ging nach und nach verloren. Die Eisenbahntrasse hatte im 19. Jahrhundert einen ebenerdigen Bahnübergang gebracht. Beim Bau des Rangierbahnhof Gremberg wurde 1919 ab Ensen eine Untertunnelung der Gilgaustraße vorgenommen (heute zugemauert). Über die neue Autobahn A559 entstand extra eine bis Herbst 2024 vorhandene schmale Brücke. Die Ausbaggerung der Kiesgrube Gremberghoven fraß sich in den 60er und 70er Jahren immer weiter nach Südosten, der Weg zur Brücke wurde daher mehrfach verlegt.

Eigentümer/Pächter[Bearbeiten]

  • bis 1802 Abtei Deutz (Eigentümer)
  • 1802 - 1820 Herzogtum Berg (Eigentümer)
  • um 1626/29 - Claß (Pächter)
  • ab 1709 - Christian Limbach; Matthäus Limbach (Pächter)
  • ab 1770 - Matthias Forsbach (Pächter)
  • ab 1777 - Johann Gymnich und Anna Maria geb. Hufschlags;
  • um 1804 Michael Engels und Anna Gertrud geb. Gymnich (Pächter)
  • Im Jahr 1820 Verkauf an Michael Engels mit 219 Morgen Land (70,4 Hektar) für 12.000 Reichstaler.
  • um 1837 Carl de Thomis und Kinder (1937 versteigert)
  • ab 1839 wechselnde Pächter bzw. Eigentümer, zuletzt Familie Fischenich
  • ab 1856 Johann Paul Geuer und Petronella geb. Rey; Fläche: 250 Morgen Land (Eigentümer)
  • um 1891 Louis Geuer (Eigentümer)
  • um 1894 Friedrich Wilhelm Habeth (Verwalter)
  • um 1900 - 19xx Brauereibesitzer Bernhard Bardenheuer
  • 19xx - 1934 Brauerei Bardenheuer, Fläche: 89,1 Hektar Land (Eigentümer)
  • 1935 - 1938 Kalker Brauerei AG, vorm. Jos. Bardenheuer (Eigentümer)
  • um 1918 Franz Schumacher (Pächter)
  • ab 1921 - 1939 Josef Sturm, Fläche rund 450 Morgen Land. (Pächter)
  • 1939 Klöckner-Humbodt-Deutz, KHD (Eigentümer), Josef Sturm bleibt Pächter
  • ab 1961 bewirtschaftete KHD das Gut selber

Heute[Bearbeiten]

2003 ist das Gelände des Gutshofs im inzwischen beschlossenen Gewerbegebiet Gremberghoven leer, nur noch Bodenverdichtungen zeigen den Standort. Die ehemalige Verbindungsstraße aus Ensen ist unterbrochen. Sie endet mit ihrer nun völlig funktionslosen Brücke, die im Herbst 2024 abgebrochen werden wird, abrupt vor der Eisenbahntrasse. Auf der ehemaligen Gutsseite verläuft sie aus einer Sackgassse mit Fortführung über die Frankfurter Straße. Ab 2010 wird das ehemalige Guts-Grundstück, nun an der neuen August-Horch-Str. mit der Nummer 2 neu bebaut - ein Maschinenhersteller errichtet seine Fertigungshalle. Als Erinnerung an das Gut und seinen Standort heißt das übrig gelassene Straßenrelikt weiterhin Neuenhofstraße. Sie ist eine Straße ohne jede Hausnummer - alle anliegenden Gebäude tragen Hausnummern der anliegenden Straßen.

Quellen, Literatur, Links[Bearbeiten]

Jürgen Huck: Der Neuenhof bis zum Jahre 1939. In: Unser Porz 13.1971
Hans-Jürgen Reuss: Das Gut Neuenhof im Besitz der KHD AG. In: Unser Porz 13.1971

  1. vgl. Kölnische Zeitung v. 21.6.1837.
  2. Kölnische Zeitung v. 24.2.1839.
  3. vgl. Kölnische Zeitung v. 27.1.1856.
  4. vgl. Rheinische Volkswacht v. 4.1.1922