Gut Steinhof

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Historie[Bearbeiten]

Unter der Adresse Hohe Straße 1 finden sich noch das Grundstück und Nachfolgebauten eines der ältesten Höfe von Ensen. 1563 schon als Steinhof oder Steinshof bezeichnet, umfasst er 1757 insgesamt 200 Morgen Land. Bis 1544 erhielten die Zisterzienserinnen von Drolshagen dessen Zehnt zu Lehen, danach als Mannslehen zunächst Johann von Selbach (vor 1582-1563), zu dieser Zeit Drost zu Windeck an der Sieg. Hiernach wurde Wilhelm von der Lippe (+1544), gen. Hoen, Probst zu Roermond, Eigner des Gutes. Im Jahr 1585 gab es einen Rechtsstreit um den Steinhof sowie einen Zehnten in Ensen unter Beteiligung des Abtes von Deutz. Dieser verklagte den nächsten Besitzer, Michael von Eynatten zu Obsinnich (Limburg, Belgien), weil dieser eine Belehnung verweigere. Eynatten gab an, Hoen habe den Steinhof samt dazugehörigem Zehnt gekauft, er Eynatten habe den Hof rechtmäßig als Lehen des Herzogs von Johann Wilhelm von Jülich, Kleve und Berg empfangen[1]. Im Zeitraum 1618 und 1718 wurde dieser Zehntstreit fortgesetzt[2].

Inserat, Kölnische Zeitung v. 8.11.1827
Kartenausschnitt Mitte 19. Jhdt (LA-NRW, Abt. Rheinland, RW 9867)
Mülheim-Sieger Kreisblatt v. 7.10.1855

Die nächsten Besitzer sind unbekannt, vermutlich gelangte das Gut in den Besitz des Freiherrn Ernst von Francken (1724-1796 Rösrath), der als "Herr zu Benauen, Forsbach und Ensen"[3] bezeichnet wurde. Er hatte mit seiner Frau Isabella von Mosbach genannt Breidenbach (1723-1808) zwei Kinder, Karl Phillip von Francken (1784-1814) und Maria Anna Francisca von Francken (*1785 Rösrath). Der Hof kam nun in den Besitz des Gutsbesitzers Sigismund Loeven, wohnhaft in Haus Venauen in der Gemeinde Rösrath[4]. Denn er hatte 1803 in Düsseldorf in erster Ehe Francisca von Francken geheiratet, die Schwester von Karl Phillip. 1823 wurden verschiedene Tiere und Gerätschaften vom Steinhof zu Ensen "gegen gleich baare Zahlung" angeboten[5]. 1827 wurde der Steinhof zwangsversteigert, wohl weil die Kinder der verstorbenen Franciska nun ihr Erbe wollten.

Das Gut bestand ausweislich der Ankündigung der Zwangsversteigerung aus Wohnhaus- und Wirtschafts-Gebäuden, die sämtlich mit Holz und Lehm "in Fachwerk gebaut, teils mit Ziegeln, teils mit Stroh gedeckt sind, und in einem baulosen Zustande sich befinden". Links vom Einfahrtstor stand ein 100 Fuß langes, 21 Fuß breites und bis zum Dachstuhl 8 Fuß hohes Gebäude. In ihm waren die Wohnung des Pächters sowie ein Pferde- und Holzstall nebst Backofen untergebracht. Rechts vom Eingang stand ein mit Pfannen gedecktes und als Kuhstall genutztes Gebäude von 35 Fuß Länge, 23 Fuß Breite und 8 Fuß Höhe bis zum Dachstuhl. Gegenüber der Einfahrt war die Scheune, 115 Fuß lang, 41 Fuß breit und 8 Fuß hoch. Der Hofraum war rund anderthalb, der Obst- und Gemüsegarten ungefähr viereinhalb Morgen groß. Zum Gut gehörten zudem außerdem 183 Morgen Ackerland in verschiedenen Parzellen in den Gemeinden Ensen, Westhofen, Heumar und Eil. Sie waren einzeln an rund 38 verschiedene Einwohner von Ensen, Porz, Westhofen, Eil, Rath und Heumar verpachtet. Die vom Steinhof zu zahlende Grundsteuer belief sich auf 213 Thaler und 20 Silbergroschen.

Als Mindestgebot wurden zunächst 7082 Thaler, dann 6000 Thaler Preußisch Courant festgelegt[6]. Es fand sich aber kein Käufer, daher ging das Gut an den Gläubiger der Familie Löven über, der die Zwangsversteigerung beantragt hatte. Dieser war der in Elberfeld wohnende Kaufmann Peter de Weerth (1767-1855). 1855 verpachtete die Familie Weerth auf 9 Jahre insgesamt 230 Morgen Land, die auf 66 Grundparzellen in Ensen, Westhoven, Eil und Rath aufgeteilt waren. 1872 werden erneut 200 Morgen Ackerland verpachtet.

Die Gebäude waren 1827 mit dem Garten und 92 Morgen Ackerland an Mathias David verpachtet, der auch weiterhin Pächter blieb. Auch seine Nachfahren bestellten den Hof, wie Zeitungsmeldungen belegen. 1870 vermisst Peter David einen Hühnerhund, Vermutlich erwarb die Familie das Gut im späten 19. Jahrhundert. Im April 1909 verpachtete Peter David große Ackerländereien des Gut Steinhof. Im März 1911 wird sein Gehöft wegen Maul- und Klauenseuche gesperrt. 1915 brannten ihm auf seinen Feldern mehrere Lagerhütten vermutlich durch Brandstiftung ab. 1917 bot Peter David zwei Hengstfohlen zum Verkauf.

Ab 1921 bis 1937 zeigt sich in Zeitungsmeldungen 'Friedrich Wilhelm Josef Sturm und seine Frau Ottilie, geb. Limbach als Pächter und 1932 zudem als Besitzer des Gut Steinhof, zu dem 1930 nur noch 3 Hektar Land gehörten. 1939 findet sich kein Gutsbetreiber mehr, hingegen unter der Adresse Hohe Straße 1 mehrere Mieter. Zudem wohnt nun bis nach 1951 die Witwe Berta Holdorf, geb. David in diesem Haus. Im Zweiten Weltkrieg wurde auch das Gut Steinhof erheblich beschädigt. Peter Sturm baute es in den Jahre 1945/46 erneut auf.

Das große Wohnhaus am Rhein, das ebenfalls, mit der Hausnummer 1a, auf diesem Grundstück steht, wurde erst zwischen 1951 und 1956 errichtet.

Luftbild 1951: Gut Steinhof, umgeben von Obstbäumen

Eigentümer /Pächter[Bearbeiten]

  • um 1750 - 1803 Familie Ernst von Francken (Eigentümer)
  • 1803- 1827 Familie Sigismund Löven (Eigentümer)
  • um 1827 Mathias David (Pächter)
  • 1827 - 1855 Peter de Weerth (Eigentümer)
  • 1855 - unklar Familie de Weerth (Eigentümer)
  • um 1900 - nach 1917 Peter David jun.
  • um 1921 - nach 1943 Friedrich Wilhelm Josef Sturm (Pächter, ab 1932 auch Besitzer).[7]

Heute[Bearbeiten]

Auf einer in Privatbesitz befindlichen Fläche von 18.000 qm stehen heute verschiedene jüngere, vermietete Nachfolgebauten, die zumeist erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet wurden, darunter umgebaute Hofgebäude und eine Villa. Seit 1978 ist ein Judoclub Teilmieter und hat umfangreiche Umbauten für seine Zwecke vorgenommen. Entstanden sind so eine Sporthalle, Aufenthaltsräume, Sanitär- und Umkleideräume. Der Bebauungsplan der Stadt Köln vom 4.9.2013 sieht an dieser Stelle 17 Wohneinheiten in zwei- bis dreigeschossiger Bebauung vor und rechtfertigt diese sehr verdichteten Bebauung ernsthaft so: "Ziel der Planung ist es, die historische Dichte der alten Rheindörfer mit den verwinkelten Gassen aufzugreifen."

Quellen, Literatur, Links[Bearbeiten]

Jürgen Huck: Der Neuenhof bis zum Jahre 1939. In: Unser Porz 13.1971

  1. vgl. Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, AA 0627, 1323 - D 272/741
  2. vgl. Urkunden des Pfarrarchivs von St. Severin in Köln, 1901, S. 420. Akten des Kirchenarchivs, XXI.
  3. Postamts-Zeitung zu Köln v. 30.5.1796
  4. vgl. Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, BR 0084, Nr. 58
  5. Kölnische Zeitung v. 21.10.1823
  6. vgl. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Köln 1827. "Baulos" bedeutete damals: stark renovierungsbedürftig, im Verfallen begriffen.
  7. Sturm war ab 1921 auch Pächter von Gut Neuenhof.