Rotes Haus
Historie[Bearbeiten]
Das Rote Haus war das Wohnhaus eines gleichnamigen Guts in Ensen. Das Gut lag im Nordosten ausgangs der Dorfstraße (heute Erkerstraße) an der Verzweigung des Weges nach dem Dorf Porz und nach Eil bzw. Heumar. Von Porz kommend war es zumindest im 18. und 19. Jahrhundert das erste Gebäude, das man in Ensen erreichte. Der Gutsbesitz umfasste 125 preußische Morgen. Bereits 1772 gab es hier ein Gasthaus, in dem Immobilienverkäufe stattfanden - "zu Ensen in dem Wirtshaus zum rothen Haus"[1]. Im 18. Jahrhundert wurde längs des Grundstücks die Frankfurter Poststraße als Landstraße nach Deutz (heute Kölner Straße) gebaut.
Das Gut hatte für die Postverbindung Aachen - Köln - Frankfurt eine wichtige Funktion. Es gehörte Posthaltern, die als Privatleute im Auftrag der Herzöge von Jülich Berg der Post Pferde und später auch Wagen zur Verfügung stellten. Um 1765 war dies Johann Limbach aus (Lohmar-)Halberg, der es als Eigentümer aber nicht selber bewirtschaftete.[2]. Das Gasthaus diente Reisenden als Rastort und Unterkunft. Das Amt des Posthalters war erblich, daher könnte es sein, dass das Gut Rotes Haus bereits von Limbachs Schwiegervater, dem Lohmarer Schultheiß, Gastwirt und Posthalter Johann Bertram Griefrath, errichtet wurde. Zum Jahresende 1765 starb Johann Limbach, sein Witwe führte das Amt weiter. Am 17. Januar 1782 sollte das Gut "gleichwie auf Anstehen der Wittiben Posthalterinnen Limbach" versteigert werden[3], es fand sich für die angesetzte Summe aber wohl kein Käufer. Ein Jahr später wurde der Verkauf erneut inseriert, diesmal mit ausführlicher Beschreibung:
Amt Porz. Da das zu Ensen an der Frankfurter Poststraße gelegenes sogenanntes rothe Hauß, mit dem Keller, Stallungen, Scheuer, und an der Eingangspforte auch noch befindlichem Wohnhaus auf 2390 Rthlr. taxirt, samt dazu gehöriger beiläufig 56 Morgen schatz- und steuerfreier- sodann etwas über 4 Morgen schatz- und steuerfreier Länderey, fort 1½ Morgen, einige Ruthen freien- und ein Viertel unfreien Weingarten, welch sämtlicher Grund 3633 RtHlr. 30 stbr- und also das ganze Guth zusammen 6023 Rthlr. 30 stbr. angeschlagen ist, auf Donnerstag den 15ten May nächstkünftig, Morgens 10 Uhr in loco zum rothen Hauß dem Meistbietenden versteigert werden solle; Als werden Kauflüstige hiezu eingeladen. Bensberg, den 10. April 1783. Holthausen[4]
Im ersten Anlauf kam der Verkauf nicht zustande. Daher wurde beim zweiten Termin am 4. Dezember 1783 in Bensberg der Gesamtpreis auf 4.000 Reichstaler gemindert. Im Jahr 1818 steht das Haus "aus freier Hand" erneut zum Verkauf, insgesamt oder auch parzelliert. Es wird nun beschrieben als "in Ziegel gebaut, besteht aus zwei Stockwerken, Zimmern, gewölbtem Keller, geräumigem Speicher, zwei Kühe und einem Pferdestalle, daneben einen Brunnen, Scheune und Nebenscheune, sammt Schebben, in einem Back- und Nebenhause, mit Kuhstalle, nebst Garten mit Obstbäumen, sammt Hofraume von 3 Morgen 2 Viertel, an der Deutzer und Siegburger Landstraße, für Brennen, Brauen und zur Wirtschaft sehr günstig gelegen mit 58 Morgen 1 Viertel und 25 Ruthen Ackerland, kann den 22. Februar 1819 bezogen werden." [5].
1833 wird Paul Schmitz als Wirt des "Rothenhaus in Ensen" genannt[6]. Er lässt 1851 zehn Rinder, sechs Schweine, 2 Pferde, seine Ackergerätschaften und Hausmobilien versteigern. Sein Nachfolger wurde Adolf Schmitz. Er stiftete der katholischen Gemeinde Ensen um 1890 das Grundstück für die geplante neue Pfarrkirche. Der Gutshof trägt nun die Adresse Ensen Nr. 3, Deutz-Mondorfer-Straße. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war dann Hermann Schmitz der Besitzer, auf dem Areal befand sich auch ein 5 Morgen großer Obstgarten mit rund 1.000 gut gepflegten Obstbäumen. Schmitz verkaufte das Gut im Jahr 1904 für 225.000 Mark an die Alexianergenossenschaft Aachen.
Im Besitz der Alexianer[Bearbeiten]
Die neuen Besitzer planten, auf dem Grundstück nicht nur ein großes Haus für psychisch Kranke, sondern die Nutzung sämtlicher Gebäude für Zwecke der Beschäftigung und Betreuung. Zudem erhofften sich die Alexianer durch das Gut und seine umfangreichen Ländereien eine Selbstversorgung. Daher kündigten sie bald den gewerblichen Pächtern in den Hofgebäuden, darunter dem Gastwirt und Kohlenhändler Heinrich Heinen. Nach Fertigstellung des Alexiander-Krankenhauses Ende 1908 wurden die vorhandenen Gebäude weiter genutzt und bis in in 1960er Jahre intern als "Ökonomie" bezeichnet. Die Alexianer bewirtschafteten das gesamte Hofgut mit Wohnhaus, Stallungen und Scheunen, auch den Obstgarten und den Gemüsegarten. Das 22 Morgen große Kernareal umgrenzte nun eine 1½ km lange Mauer. Die Alexianer nutzten das Gut somit Jahrzehnte weiterhin als Wirtschaftshof. Es bestand in seiner geschlossen Bauweise bis zum Jahr 1968. Dann wurde die Kölner Straße vierspurig ausgebaut und die westlichen Gebäude waren im Weg. Bei dieser Gelegenheit wurde der alte Hof weitgehend abgerissen, nur das Herrenhaus bestand weiterhin. Zuletzt beherbergte es eine betreute Wohngruppe, war aber im Jahr 2004 inzwischen so baufällig, dass sein Abriss erfolgte. An seiner Stelle steht heute eine Mehrzweckhalle.
(Vertiefung erwünscht)
Quellen, Literatur, Links[Bearbeiten]
Ein Foto des Herrenhauses findet sich bei Huck, Jürgen: Porz in alten Ansichten. Zaltbommel/Niederlande: Europäische Bibliothek 1977. Bild 37.
- ↑ Gülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten v. 17.3.1772.
- ↑ vgl. Kaiserliche Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung zu Köln, 30.12.1765.
- ↑ Gülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten v. 1.1.1782
- ↑ Gülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten v. 22.4.1783.
- ↑ Urbach den 29.11.1818, Maximilian Forsbach, in: Kölnische Zeitung v. 1.12.1818.
- ↑ vgl. Kölnische Zeitung v. 11.8.1833