Porz (Mitte)

Aus porzerleben.de/porz-wiki

Porz: Gerichtsplatz und Dorf[Bearbeiten]

Der Gerichtsplatz[Bearbeiten]

Die in historischen Quellen zu findende herausgehobene Stellung von Porz bezieht sich nach heutigem Forschungsstand lediglich auf die Gerichtsbarkeit, und das auch nur bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts[1]. Daher findet sich in keinem Archiv auch nur ein einziges Schriftstück über eine Gerichtsverhandlung in Porz. Nachgewiesen ist eine Hauptgerichtsbarkeit Porz des Deuzergaus zugleich als Landgerichtsbarkeit zuerst im Jahr 1297. Davon lassen sich aber weder repräsentative Bauwerke noch die dauerhafte Präsenz einer Verwaltung ableiten. Der Gerichtstag fand vermutlich einmal jährlich als "Tagesfahrt" der Amtspersonen unter Ladung der Schöffen aus den Dörfern statt. Sowohl das Gefängnis der Gerichtsbarkeit Porz als auch die Kellnerei (Sitz der Amtspersonen) befanden sich, so die vorhandenen Quellen, auf der Burg Bensberg.[2]

Am südlichen Rand des späteren Dorfes Porz, vermutlich nordwestlich der 1771 errichteten Porzer Windmühle, gab es eine Gerichtsstätte, später auch Kriminalgerichtsplatz genannt. Er war "ehedem mit Galgen, Rädern u. sonstigen Zeichen der Kriminal Jurisdiktion" ausgestattet. [3]. Ausgangs des 18. Jahrhunders gab es das Gelände noch, wurde aber wohl schon lange nicht mehr als Gerichtsplatz genutzt. Der Platz war rund ¾ Morgen, das entspricht etwa 40 x 46 Meter, groß. Noch im Jahr 1811 findet sich im Landesarchiv NRW eine Verpachtungsurkunde.[4]

Das Dorf Porz bis zum 17. Jahrhundert[Bearbeiten]

Das Dorf Porz entstand vermutlich in Folge dieses Gerichtsplatzes. Jedenfalls wurden nahezu alle Nachbardörfer Jahrhunderte früher gegründet. Die älteste schriftliche Überlieferung des Namens Porz (Porze) mit geografischem Bezug stammt aus dem Jahr 1297 und gilt dem Gerichtsbezirk. Es gab zu dieser Zeit hier einen Versammlungsplatz (Dingstätte) des Landgerichts, aber nicht notwendig bereits ein Dorf Porz.[5]

In den Jahren 1356 bis 1358 finden sich erste Namen von Personen aus dem Dorf Porz im Schöffenverzeichnis. Der Hintergrund: Jedes Dorf im Gerichtsbezirk hatte einen Schöffen zu stellen, für Porz waren dies: "Arnoldo de Porze, scabinis in Porze", "Johann de Porze, Herbordo / Herbort precone de Porze und Noltz van Portze". Für 1412 ist zudem ein "Schiffer Henne van Portz" verbürgt[6]. Doch dies waren alles eher einfache Dorfbewohner - kein bergischer Funktionsträger von Rang hat je im Dorf Porz gewohnt. Das Dörfchen blieb jahrhunderte so unbedeutend, dass es auf den frühen Kartierungen des Rheins aus dem 16. und 17. Jahrhundert im Gegensatz zu Lülsdorf oder Wesseling nicht verzeichnet ist.

Der Namensursprung wurde und wird bislang in zwei Richtungen diskutiert: Erstens abgeleitet vom Römischen Portus als Landeplatz oder Überfahrt, was schlüssig erscheint. Zweitens abgeleitet von lateinisch Porta als Tor oder Pforte. Gestützt werden soll die zweite Deutung durch ein Schöffensiegel aus dem Jahr 1438 - es zeigt einen Torturm mit Fallgitter. Einen historischen Beleg für ein solches Bauwerk gibt es jedoch nicht.

THESE: Neben den Ableitungen Tor/Pforte oder Landeplatz, die beide auf eine bestehende Siedlung schließen lassen, kommt eine weitere Ableitung infrage. Die Bärenkuppe (Berenkubbe) ist der älteste Dingplatz des Amts Bensberg, erstmals 1322 erwähnt.[7] Mit diesem Namen wurde früher der Hügel bezeichnet, auf dem das neue Bensberger Schloss errichtet wurde. Es war die Regel und nicht die Ausnahme, dass Gerichtsplätze außerhalb von Siedlungen lagen. Dementsprechend könnte das erwähnte Porze (1297) bzw Portze (1390) ebenfalls zunächst nur der Name einer Anhöhe gewesen sein. Noch heute steigt die Hauptstraße von Zündorf kommend in diesem Bereich deutlich an, die Fläche gegenüber der Kreuzung mit der Postraße und Mühlenstraße liegt mit rund 52,5 Meter bis zu 2,50 Meter höher als ihre Umgebung.

Das Dorf Porz hat in seiner Geschichte vielfach gelitten. Kriege zerstörten das Dorf mehrmals: Im Truchsessischen Krieg 1588 wurde es niedergebrannt. 1702 wüteten Truppen des Erzbischofs von Köln gemeinsam mit Franzosen im Rechtsrheinischen: Am 4. Oktober 1702 zogen sie von Mondorf bis Mülheim, "überall raubend, brennend, mißhandelnd. Da rauchte das Rheinthal von dem Brande der Dörfer und Maierhöfe" [8]. Auch das Dorf Porz ging in Flammen auf. Im Jahr 1732 vermerkte der Preussische Kriegs- u. Domänenrat Müntz: "Amt Portz: Dieses Amt führet den Namen von der Stadtfreiheit Portz, welche durch den Rhein und sonsten dergestalt ruiniret worden, dass selbige der schlechtsten Bauerschaft ähnlich geworden." Eine angenommene 'Stadtfreiheit' läßt sich allerdings in keiner Quelle nachweisen.

Die wenigen Häuser waren jahrhundertelang einfache und niedrige Fachwerkgebäude, die erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts allmählich durch Backsteinbauten abgelöst wurden. Das Dorf Porz besaß kein großes landwirtschaftliches Gut, kein Herrenhaus, keine Kapelle und keinen Friedhof. Im Vergleich zu Zündorf, Urbach, Eil und Ensen war die Zahl und Größe seiner (Acker-)Flurstücke deutlich unterdurchschnittlich, wenngleich auch hier die Landwirtschaft deutlich dominierte. Zwar wurden von Porz auch Vieh und Waren verschifft, aber vor der Industrialisierung fehlten jegliche Hafenbauwerke.

Das 18. und 19. Jahrhundert[Bearbeiten]

Erst im 18. Jahrhundert erscheint das Dorf Porz auf Landkarten. Nach den erneuten Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges zählte das Dorf im Jahr 1770 nur noch 131 Einwohner in 25 Häusern. Im selben Jahr findet sich die erste Erwähnung in einer Zeitung, die sich nicht auf das Amt Porz allgemein bezieht: Sie meldet die geplante Versteigerung von einem "Guth, bestehend in einem im Dorf Portz erbauten Haus und sonstigen Geheucht" des verstorbenen Friedrich Ensen.[9] Zwei Jahre lang wiederholt sich das Inserat, ohne dass ein Verkauf zustande gekommen wäre. Um 1770/80 entsteht auch die neue Hauptstraße, weil die Uferstraße immer schwerer zu passieren war.

Auf der Urkarte von 1825 zeigt sich Porz noch als Straßendorf, die Häuser standen in drei Ansiedlungen entlang der Uferstraße: Das Unterdorf zwischen heutiger Steinstraße und Rathausstraße. Das Oberdorf zwischen heutiger Rathausstraße und Dorfweg (heute Bahnhofstraße). Und schließlich einige Bauerngehöfte gegenüber der heutigen Straße Am Rheinbrauhaus. Zwischen Unterdorf und Oberdorf gab es einen Platz, an dem vermutlich schon früh eine Gastwirtschaft mit Beherbergungsbetrieb lag. 1846 bildeten dann 56 Häuser mit 336 Einwohnern das Dorf, die Häuser standen weiterhin ganz überwiegend entlang des Rheins, nun aber auch westlich der Hauptstraße im Bereich zwischen der heutigen Steinstraße und der heutigen Bergerstraße.

Industrialisierung und Wachstum[Bearbeiten]

Die Blütezeit begann erst mit dem Bau des Bahnhofs. Zwischen 1897 und 1918 bestand in einem Radius von rund 300 Meter rund um den Bahnhof ein Ortsteil Porz-Urbach, der von den neuen Industrien Glaswerk, Steinzeugröhrenwerk und Elektroisolatorenwerk geprägt war. Der Wohlstand von Porz dauerte unterbrochen durch zwei Weltkriege bis zum Anfang der 1970er Jahre. Leider war das letzte Jahrzehnt eine Phase des bauhistorischen Kahlschlags, wodurch heute die ältesten Gebäude kaum mehr als 120 Jahre alt sind:

"Es wurde vor allem abgerissen. Abgerissen wurden Gebäude, die über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte organisch in das Uferbild hineingewachsen waren. Abgerissen wurden auch zahlreiche Treffpunkte der Bürger. Abgerissen wurde das, was an die ländliche Vergangenheit der stolzgewordenen jungen Stadt erinnerte. Abgerissen wurden Fachwerkhäuser und Ziegelbauten, die noch nach dem uralten Muster mit ihren Fronten auf den wahrscheinlicheren frühen Mittelpunkt am Rhein hin ausgerichtet waren. Abgerissen wurde nach und nach und später mit Blitzeschnelle alles, was dem neuen Uferbild von Porz im Wege sein konnte. Das zeitgemäße Mittel für das optische Porzer Uferbild ist Beton und wird es auch noch lange Zeit sein."[10]

Alte Straßen[Bearbeiten]

1891 finden sich in Greven's Adresbuch unter dem Dorf Porz nur vier mit Häusern bebaute Straßen: Eiler Weg, Hochkreuz-Zündorfer-Chaussee, Uferstraße, Urbacher Weg und Wahner Weg. 1913 nennt Greven's Adressbuch für Porz elf Straßen:

Bahnhofstraße, Eiler Straße, Hauptstraße, Kaiserstraße, Kölner Straße, Mühlenstraße, Rheinstraße, Steinstraße, Uferstraße, Wahner Straße und Wilhelmstraße. Hinzu kommen unter Bahnhof Porz-Urbach: Concordiaplatz, Germaniastraße, Glastraße.

Stadtteil- und Flurgrenzen[Bearbeiten]

(Text)

Charakteristika des Stadtteils[Bearbeiten]

(Text)

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Rheinischer Städteatlas Porz, hrsg. v. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte. Bonn 2021.

  1. Am 1.10.1555 trat eine neue Gerichts- und Rechtsordnung für Jülich-Berg unter Herzog Wilhelm III. in Kraft.
  2. "Seit etwa 1720 wurden von der Regierung sämtliche im Bereich des Herzogtum Berg vorgefallenen Straftaten dem Düsseldorfer Schöffengericht zur Aburteilung zugeleitet". Sinnen, Wilhelm Joseph: Totschlagsühnen im Bereich des Herzogtums Berg. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Köln 1938, S. 42.
  3. zit. n. Rheinischer Städteatlas Porz, hrsg. v. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte. Bonn 2021. Quelle: Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Bestand Großherzogtum Berg AA 0637, Nr. 1244
  4. BestellsignaturAA 0637 / Großherzogtum Berg AA 0637, Nr. 13138
  5. vgl. Rheinischer Städteatlas Porz, S. 4.
  6. zit. n. Brendler, Albrecht: Auf dem Weg zum Territorium. Bonn 2015, S. 125.
  7. Freiheitsprivileg des Grafen Adolf VI. von Berg für Mülheim am Rehm v. 7.3.1322,
  8. Rhein- und Ruhrzeitung v. 2.11.1874.
  9. vgl. Gülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten v. 1.5.1770.
  10. Alexander Wirtz: Anlauf zum Sprung in die Großstadt. In: Unser Porz 14.1972, S. 192f.