Rhein

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Natürlich darf in diesem Wiki das Stichwort Rhein nicht fehlen. Schließlich prägt dieser Fluss das gesamte Leben in unserer Region. Der Fluss wird in Hauptabschnitte gegliedert, der Stadtbezirk Porz befindet sich danach am Niederrhein: Der Abschnitt beginnt bei der Mündung der Sieg, der Rhein fließt nun im Norddeutschen Tiefland. Allerdings ist der Begriff Niederrhein ansonsten anders besetzt: Das Niederheingebiet ist hierbei nur der nördliche Teil der Niederrheinischen Bucht, also etwa das Gebiet nordwestlich der Linie Linie Duisburg - Mönchengladbach - Heinsberg bis zur Niederländischen Grenze.
Wie auch immer - der Bezirk Porz umfasst 14,1 Rheinkilometer, beginnend im Langeler Rheinbogen bei km 671,6 und endend exakt auf Höhe der Kölner Südbrücke bei km 685,7. Die heutige durchgehende Kilometrierung des Rheins stammt aus dem Jahr 1939 und beginnt bei Konstanz, sie zeigt alle 100m eine eckige Tafel. Zwischen 1863 und 1867 erfolgte die erste durchgehende Vermessung ab Basel. Danach wurden alle 10 km am Ufer 80cm hoch eckige Vermarkungssteine gesetzt. In Ensen steht noch ein solcher Myriameterstein am Rheinufer in Höhe km 679,5.

Zur Einstimmung[Bearbeiten]

1832 veröffentlichte der englische Zeichner, Kupferstecher und Verleger William Tombleson sein Werk VIEWS OF THE RHINE, RHEIN ANSICHTEN, das 1934 in deutscher Übersetzung erschienen ist. Er schildert darin eine frühe Dampfbootfahrt, nachfolgend ein Auszug der Strecke von Köln nach Bonn. Leider war ihm zwischen Köln und Bonn keine Landschaft einen Kupferstich wert.

Wenn das Dampfboot den Bayenturm passsiert hat, der Kölns Befestigungen beschließt, erscheint bald auf dem linken Ufer inmitten von Feldern und Wiesen das Dörfchen Poll. Auf der Rechten erscheint die Alteburg und weiter Rodenkirchen mit seinen anmutigen Gärten. Auf dem linken Ufer Westhoven, Ensen, Erk und der Rote Hof. Zur Rechten fährt man vorbei an einem kleinen Eiland, dem Rodenkirchener Werth oder Grafenwerth, und zur Linken liegt das Dörfchen Porz. Jetzt wendet sich der Strom nach links, macht eine kurze buchtenreiche Windung und fließt dann wieder nach rechts. Weiß läßt er zur Rechten liegen, und auf dem linken Ufer in der Bucht weilt das Auge auf dem Örtchen Zündorf mit dem Zündorfer Werth. Der Ort treibt einen beträchtlichen Zwischenhandel. Er befördert nämlich Kolonialwaren und verschiedene Fabrikate aus dem Herzogtum Berg an den Oberrhein und anderseits verschiedene Güter in die Gebiete des Niederrheins, besonders Weine von Main und Mosel. Ein wenig landeinwärts liegt das Dorf Abtshof. Jetzt werden die Ufer flacher, der Fluß bildet eine Art See, der im Einklang mit der umgebenden Landschaft manch malerischen Anziehungspunkt bietet. Hat man Sürth auf der Rechten hinter sich und ist an Langel mit seinem Werth auf der Linken und an Godorf auf der Rechten vorbei, dann macht der Strom wieder einen Bogen, und die beiden Dörfer Nieder- und Oberwesseling gewahrt man auf der Rechten. (...) [1]

Frühgeschichte[Bearbeiten]

Erdgeschichtlich ist der Rhein ein junges Gewässer. Zwar entstand das grundsätzliche Rheintal, der Oberrheingraben von Basel bis Frankfurt, durch einen Grabenbruch bereits vor 50 Millionen Jahren. Aber erst vor rund 15 Millionen Jahren vereinten sich verschiedene zunächst nicht zusammengehörende Flusssystem zum Urrhein. Vor 5,3 Millionen Jahren war die Ausbildung des Nordseebeckens abgeschlossen, dadurch mündete der Ur-Rhein am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges bei Bonn in das Nordseebecken. Geologisch liegt hier der Beginn des ersten Rheindeltas, ab der Kölner Bucht floss der Ur-Rhein durch eine breite Schwemmlandebene.
Der heutige Abschnitt zwischen Kaiserstuhl, hier lagen zunächst die Quellen, und Köln ist mehrere Millionen Jahre alt, vor 1,9 Millionen Jahren verlängerte sich der Flussverlauf durch Ablenkungen des Hochrheins deutlich nach Süden.
Zeitweise spätere Ablenkungen im Niederrheintal nach Westen begannen durch Kaltzeiten erst bei Düsseldorf. Die Eiszeiten führten nach dem Rückzug des Rheins auf ein schmales Bett zu einer Talbildung mit Kies- und Sandaufschüttungen, die sich in der Haupt-, Mittel- und Niederterrasse ablagerten. Die Hauptterrasse ist in der Wahner Heide nur noch an der Hohen Schanze erhalten. Reste der unteren Mittelterrasse befinden sich östlich des Mauspfads. Das Gebiet von Porz liegt hauptsächlich auf der Niederterrasse. In dieser Niederterrasse finden sich zahlreiche Altläufe des Rheins als heute trockene, mehrere hundert Meter breite Rinnen.

Betrachtet man hingegen den heutigen Rhein von seinen Quellen bis zur Mündung in die Nordsee, so ist dieser Verlauf hingegen erst rund 10.000 Jahre alt. Dies betrifft wesentlich seinen südlichen Verlauf mit der Herausbildung des Bodensees und der Abtrennung des Ur-Alpenrheins von der Ur-Donau durch Eiszeiten.

Frühere Altläufe und Inseln[Bearbeiten]

  • Ein sehr früher Rheinarm zog sich vor etwa 10.000 Jahren von Bonn-Beuel über Troisdorf nördlich Spich vorbei am heutige Lind (Linder Bruch) entlang des Mauspfads, über Brück, Merheim (Merheimer Bruch), Dünnwald etc. bis zur Mündung der Wupper bei Wiesdorf. Er verlandete bereits vor 9.000 Jahren unter Zurücklassung etlicher Feuchtgebiete. Das (Moor-)Wasser im Linder Bruch entstammte hingegen deutlich jüngerem Sickerwasser aus der Wahner Heide.
  • Vor zweitausend Jahren sah die Region noch deutlich anders aus. Die Rheinebene war durch Rheinrinnen, Sümpfe, Feuchtgebiete und vereinzelt Moore geprägt. Bereits seit der römischen Zeit hat der Rhein bei Porz aber grundsätzlich seinen Lauf nicht mehr verlagert. Allerdings hat sich die Rheinkurve seitdem verschärft.
  • Geschichtlich noch recht frisch verlandet ist weiterer Rheinarm. Er begann bei Niederkassel und wandt sich westlich Wahn durch Elsdorf, entlang der heutigen Frankfurter Straße nach Urbach und Eil, weiter nach Heumar, nach Westen wendend über Ostheim, Höhenberg, Höhenhaus nach Leverkusen zurück zum Hauptbett. Dieser Altarm sorgt noch heute bei Starkregen für überflutete Keller und wäre bei extremem Grundhochwasser bzw. Hochwasser selbst heute noch längs von deutlich überfluteten Straßen wieder erkennbar.
  • Zur Mitte des 16. Jahrhunderts ist ein Rechtsstreit um eine Rheininsel vor Langel überliefert, auf der Holz geschlagen werden konnte. Die erste Karte aus der Rheinbesichtigung von 1556 zeigt bei Langel zwei Inseln.
  • Bei Zündorf befand sich noch bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Rheininsel. Im Zuge der Rheinbegradigung wurde sie durch südliche Aufschüttungen um 1950 zur Halbinsel - es ist die heutige Groov.
  • Mehrere weitere kleinere Rinnen sind heute kaum noch auffällig.

Hochwasser und Hochwasserschutz[Bearbeiten]

Hauptartikel: HochwasserHauptartikel: Hochwasserschutz

Das Hochwasser des Rheins, zumal kombiniert mit Eisgang, hat schon immer die rheinanliegenden Dörfer bedroht. In den Archiven finden sich viele Schriftstücke, die von "abgetriebenen" Wiesen, Häusern, Weinbergen und ganzen Gutshöfen berichten. Hochwasserschutz-Maßnahmen gab es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem rechten Rheinufer zwischen Langel und Poll faktisch gar nicht, hierfür wären erhebliche Geldmittel und Fachleute notwendig gewesen. Bepflanzungen und Krippen waren der einzige Schutz, wurden aber durch das Hochwasser selbst, aber auch durch Abholzungen der Bewohner immer wieder zerstört. Bereits Rheinwasserstände von 7 m KP reichen aus, um die Poller Wiesen, die Westhovener Aue und die Groov zu überfluten. Aber auch extreme, drei Meter höhere Wasserstände, also 10 Meter plus, wurden am Rhein immer wieder verzeichnet - alleine im 20. Jahrhundert in sechs Jahren. Der höchste je gemessene Wasserstand lag im Februar 1784 bei 13,55 Meter Kölner Pegel.

Aktuelle Marken und Maßnahmen des Hochwasserschutzes in Köln und Porz:
4,50 m KP: Die "Kleine Hochwasserschutzzentrale" nimmt ihren Dienst auf. 5,50 m KP: Anflutung des Leinpfads, er wird allmählich abgesperrt. 6,20 m KP: Erste Einschränkungen der Schifffahrt. 6,70 m KP: Campingplätze in Poll werden überflutet. 7 m KP: Die Groov wird überflutet. Spätestens bei 7,50 m KP: Die "Große Hochwasserschutzzentrale" wird gebildet. Spätestens 8,20 m KP: Aufbau der 244 Meter langen mobilen Wand am Zündorfer Marktplatz, dies bedarf rund 5-6 Stunden Zeit. 8,30 m KP: Einstellung der Schifffahrt. 9 m KP: Die Hochwasserschutztore in Westhoven werden geschlossen. 10,70 m KP: Überflutung der mobilen Schutzwand in Zündorf, für ganz Köln würde der Katastrophenalarm ausgelöst. Das Hochwasserschutzkonzept der Stadt Köln ist insgesamt auf ein Bemessungshochwasser von 11,30 m KP ausgerichtet. Der neue Deich am Langeler Bogen schützt sogar bis 11,90 m KP.

Fähren und Anleger[Bearbeiten]

Seit Alters her gibt es Fährverbindungen über den Rhein. Als Anleger hingegen gab es am Porzer Rheinufer bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts nur Buchten für Nachen und keine festen Anlagen für Schiffe. Etablierte Buchten in Porz und Langel hießen Kahnstationen. Örtliche Schiffer brachten mit ihren flachen Nachen Passagiere und Waren zu den im Rhein liegenden Schiffen oder holten sie dort ab. Die Tätigkeit des Dorfschiffers war eine Nebentätigkeit, häufig auch von Rheinfischern ausgeführt. Feste Landungsbrücken wurden erst im Zuge der Industrialisierung geschaffen - zunächst für Lastschiffe, später auch für Ausflugsdampfer. Heute sind nur noch zwei Landungsbrücken für Ausflugsboote an der Porzer Rheinpromenade vorhanden.

Fähren[Bearbeiten]

Hauptartikel: Fähren

Das Übersetzen über den Rhein funktionierte gewerblich wohl nie "einfach so". Im frühen Mittelalter hatten die Könige die Stromhoheit inne und damit auch die Fährgerechtsame und die Verfügung über die Leinpfade. Später ging die Fährgerechtsame auf regionale Grundherren über, im Raum Porz war dies das Kölner Erzstift. Zwischen Deutz und Bonn gab es im Hochmittelalter zunächst nur kleine Fährverbindungen zwischen Sürth und Langel. Diese Nachen durften und konnten weder Wagen noch Großvieh transportieren noch zollbare Waren. Das so vorhandene faktische Monopol des Erzstifts wurde aber häufig von den Dörflern verletzt, um Transportzeit und -kosten einzusparen oder aus Schiffersicht Geld zu verdienen.

Industrieschifffahrt[Bearbeiten]

Im Zuge der Industrialisierung wurden vier Industrieanlager geschaffen, die alle heute nicht mehr erhalten sind:

Meldung Kölnische Zeitung v. 5.6.1850

Personen- und Transportschiffahrt[Bearbeiten]

An erster Stelle ist hier der Niederzündorfer Hafen zu nennen. Er bestand schon seit dem Mittelalter in einer natürlichen Einbuchtung des Rheins, die durch eine vorgelagerte Insel (die heutige Groov) geschützt wurde. Auch die Kahnstationen werden älter sein als ihre ersten Erwähnungen in der zeitgenössischen Presse:

  • 1844 - Meldung über eine Kahnstation Porz der Rheinischen Dampfschiffahrt.
  • 1869/70 - Die Rhein-Dampfschiffahrt betrieb zu den Zeiten der Schießübungen in der Wahner Heide zwischen Juni und August eine Kahnstation Niederzündorf.
  • 1874 - Die Kahnstation Langel wurde ab 1873/74 von der Reederei Weber mit Dampfschiffen angefahren.
  • 1907 - Am 25. September wird die erste Landungsbrücke für Dampfer der KD Kölner Dampfschiffahrtsgesellschaft in Porz-Mitte eingeweiht. Die Rheinpromenade besteht damals noch nicht.
  • 1912 - Die Reederei Gebrüder Weber errichtet eine zweite Landungsbrücke in Porz.
  • 1972/75 - Der heutige Sportboothafen in Zündorf an der Groov entsteht aus dem ehemaligen Niederzündorfer Hafen.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Unser Porz Heft 14: Porz und der Rhein. Porz 1972

  • Eintrag "Rhein" bei Wikipedia (Link)

Unser Porz Heft 14: Porz und der Rhein. Porz 1972

  • Der aktuelle Stand am Pegel Köln (Link)
  • StEB Köln (HG): Ein Meilenstein für den Hochwasserschutz (Link zum PDF)
  1. Zitiert nach Kölnische Zeitung v. 19.3.1926.