Dynamitfabrik Eil
Historie[Bearbeiten]
Um 1872 entstand vor den Toren Eils am Hochkreuz an der Frankfurter Straße eine Dynamitfabrik. Das Werksgelände hatte eine Fläche von 27.874 qm, ein sieben Meter hoher Erdwall umgab es und schützte so auch den Straßenverkehr auf der Chaussee. Mit ihren 60 Beschäftigten zählte sie zeitweise zu den größten Dynamitfabriken Deutschlands. Sie versandte den Sprengstoff auch per Schiff, hierfür gab es eigens am Rhein eine Anlegestelle, "de Polverletsch". Eigentümer war zunächst die Kölner Dynamit-Fabrik Gebrüder Krebs & Cie. AG mit Sitz in Kalk, um 1876 war es dann die Rheinische Dynamitfabrik in Opladen mit ihrem Unternehmer Daniel Emil Müller. Im Markt gab es einen harten Preiskampf und erhebliche Überkapazitäten. Dies führte zunächst zur Stilllegung des Porzer Werkes im Jahr 1879. Doch bereits ein Jahr später begann die Produktion erneut, diesmal spezialisiert auf Ammongelite - Sprengstoff auf der Basis von Nitroglycerin-Ammonnitrat.
Im Februar 1883 distanziert sich der ursprüngliche Eigentümer Gebr. Krebs & Cie von "dem Etablissement der Herren Cahn und Wippermann zu Hochkreuz bei Eil".[1]
Am 24. September 1883 wird in Köln eine Aktiengesellschaft Cölner Dynamitfabrik mit Sitz in Eil bei Köln eingetragen, der Gesellschaftsvertrag stammte vom 18.9. 1883, das Grundkapital betrug 155.000 Mark. Der erste Vorstand bestand als Albrecht Schlitte, Bankdirektor zu Köln und Joseph Hennes, Kaufmann zu Kalk.
"Gegenstand der Unternehmung ist die Fabrication, sowie der An- und Verkauf von allen Sorten Dynamit und allen sonstigen Sprengstoffmaterialien, der erforderlichen Rohmaterialien und aller einschlagenden Artikel, sowie der Erwerb der zur Erreichung des vorgedachten Zweckes dienlichen Anlagen, sei es allein oder in Verbindung mit anderen Personen oder Gesellschaften.[2]"
Im selben Jahr erhält die Fabrik ein neues Nitrierhaus. Bereits im Januar 1884 wird Albrecht Schlitte durch Dr. Max Bielefeldt, Chemiker zu Kalk, abgelöst. Im Juli 1885 kam es im Werk zu einer gewaltigen Explosion (s. unten). Die Generalversammlung der AG beschloss im Dezember 1885 die Verpachtung der Eiler Fabrik, entsprechend übernahm 1886 die Rheinisch-Westfälische Sprengstoff AG (RWS) das Werk. 1887 war die Bilanz nach Abschreibung negativ, der Verlust betrug 24.059 Mark[3].
Im Mai 1887 berichtete die Bonner Volkszeitung von lebhaften "Pulver-Transporten von Porz auf dem Rhein nach Holland und Belgien". Bei Rotterdam finde eine Umladung auf Seeschiffe statt, die auch die Türkei und Australien ansteuerten. Verschifft wurden zum Beispiel tausende von Fäßchen zu 4½ Kilogramm, die nur eine einzige Geschützpatrone mit prismatischem Pulver enthalte, fertig zum Laden der Geschütze. Die Rheintransporte mussten in allen Bürgermeistereien entlang der Strecke angemeldet werden, unterlagen strengen Bestimmungen und erhielten militärische Begleitung.[4]
Das Werk firmierte um 1889 als Kölner Dynamitfabrik Küppersteg, zum Jahresende 1893 wird der Beschluss gefaßt, den Sitz der Gesellschaft von Eil nach Küppersteg (heute ein Stadtteil von Leverkusen) zu verlegen. 1894 erhält das Eiler Werk ein eigenes Fabrikzeichen. Im September 1901 legte die Zentrale in Opladen das Eiler Werk still, nun wurde es nur noch als Lager genutzt. Einige Jahre später fand die Fabrik einen neuen Besitzer, der sie in eine Zünderfabrik umbaute.
Unfälle[Bearbeiten]
- am 22. Juli 1885 ereignete sich morgens um 10 Uhr eine gewaltige Explosion. Da sie sich durch das Entweichen von Salpetersäure angekündigt hatte, gab es nur einen erheblichen Sachschaden und keine Toten oder Verletzten. Hierüber berichteten auch die überregionalen Zeitungen in unterschiedlicher Ausführlichkeit (s. rechts).
- Am 19. März 1895 starben gegen 18:30 Uhr abends die fünf Porzer Schiffer Matthias und Hubert Küchenberg, Maththias Zündorf, Joseph Krantz sowie Heinrich Diest in ihrer Tätigkeit als Pulverlader bei Emmerich am Rhein. Sieben kleine Schiffe hatten Anfang Februar von Porz kommend bei Keeken vor dem Eisgang Schutz gesucht und mussten im Februar auf Befehl der Polizeibehörde ihre Ladung löschen und auf einen Lagerplatz zu bringen. Die Ladung bestand aus insgesamt 7.500 Kisten mit je 25 Kilogramm Dynamit und war für die damalige Burenrepublik Transvaal in Südafrika bestimmt. Auf dem eisfreien Rhein sollten drei Schiffe das Dynamit nun weiter transportieren. Beim erneuten Verladen, auch durch im Akkord bezahlte ungeschulte Arbeiter, wurde nicht mit der notwendigen Umsicht vorgegangen und so explodierten auf dem halb beladenen Schiff Elisabeth 800 Kisten Dynamit. Dabei wurden 13 Personen getötet und auch das Schiff De Hoop zerstört. In 2 km Umkreis beschädigte die Druckwelle der Explosion Türen und Fenster.[5].
Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]
- Trimborn, Friedrich: Die Explosivstoffindustrie im rechtsrheinischen Köln. In: Rechtsrheinisches Köln 29.2003