Dampfhobel- und Sägewerkfabrik Dülken

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Vorgeschichte in Deutz[Bearbeiten]

Der gebürtig aus Deutz stammende Kaufmann Anselm Heinrich Dülken (1808-1887) gründete in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutz die Firma A.H. Dülken & Cie. als offene Handelsgesellschaft. Das Unternehmen handelte mit Holz und betrieb ein Dampf-Hobel- und Sägewerk. Gesellschafter waren zudem, ebenfalls in Deutz wohnend, Joseph Dülken und Isidor Dülken. Im Jahr 1886 schied Anselm Heinrich Dülken aus. Mitgesellschafter ohne Vertretungsrecht wurde nun der in Deutz wohnende Kaufmann Gottlob Graf.[1] Im November 1894 wird die oHG in eine GmbH mit einem Stammkapital von 500.00 Mark umgewandelt, Josef Dülken war inzwischen verstorben. Seine Witwe und Isidor Dülken zeichneten zusätzlich je 200.000 Mark, Gottlob Graf 12.281 Mark. Neben den beiden Herren wurde der Kaufmann Isaak Wallerstein zum dritten Geschäftsführer bestimmt.[2]

Gründung in Porz[Bearbeiten]

Isidor Dülken (1853-1932) und sein Schwager David Ichenhäuser (1854-1942) verlagerten die Firma zur Jahrhundertwende nach Porz. Auch Gottlob Graf[3] zog mit seiner Familie um 1902 nach Porz in eine Wohnung auf dem Werksgelände um. Die Parkettfabrik A. H. Dülken & Co. nahm zum 1. September 1900 an der damaligen Hauptstraße 180-186, das wäre heute Nr. 458-472, direkt nördlich der Steinstraße ihren Betrieb auf. Das Werk wurde auf einer Fläche von 33.000 qm errichtet. Später wurde die Betriebsfläche um das Gelände der Ziegelei Lengsholz erweitert. In die Fabrik traten einige Jahre später seine Söhne Ernst (1884-1977) und Karl (1890-1947) ein. Ein weiterer Sohn Heinrich (1887-1915) erhielt im Juli 1913 Einzelprokura, fiel aber bereits Ende September 1915 als Soldat in Frankreich während des Ersten Weltkriegs. Zu seinem Andenken gründeten Isidor und Ernst 1916 die Heinrich Dülken-Stiftung. Sie sollte "jüdischen Landarbeitern und -Arbeiterinnen in Palästina (...) die Familiengründung erleichtern"[4]. Das vierte Kind, die Tochter Johanna Netta (1882-1941) blieb in Köln, wurde 1941 nach Riga deportiert und kam dort 1942 im Holocaust um. Ihren Wohnsitz hatten die Dülkens nicht (immer) in Porz, sondern (später?) in Köln an den Ringen. Jedoch errichteten sie Wohnhäuser, wohl für ihre leitenden Angestellten, auf der Hauptstraße 165 und 167 (heute 465 + 467), die Direktionsvilla fand sich hingegen im Gebäude mit der Hausnummer 184 (wäre heute Höhe Nr. 470).

Q.: Deutsche Bauzeitung 16(1906)40

Das Unternehmen firmierte um 1913 als Holzsägewerk, Hobelwerk und Holzhandlung. Der Fabrik wurde - ebenso wie der benachbarten Zementfabrik - der Bau eines Transporttunnels unter der Hauptstraße zum Rhein gestattet, sowie der Bau eines Schiffsanleger mit Ladebrücke. Es entstand eine innovative zweispurige Schienenanlage für manuell oder auch mittels eines Kettenzugs bewegte Rollwagen[5]. Das Werk erhielt auch einen Gleisanschluss für eine Werkbahn, die Trasse kreuzte die Straßenbahnlinie. Die Firma führte Nadelschnittholz aus nordeuropäischen und baltischen Staaten ein und verarbeitete es zu Fußböden und anderer Hobelware. Zudem wurde aus hochwertigerem Hartholz Parkett gefertigt. Ernst Ichenhäuser (1889-1964) trat wohl in den 20er Jahren die Nachfolge seiner Vaters David an. 1932 starben Isidor Dülken und der zehnjährige Sohn Heinz von Karl und Cilli Dülken. Geschäftsführer waren nun Karl Dülken, Isaac Wallerstein und Ernst Dülken, der inzwischen in Frankfurt/Main wohnte.

Briefaufdruck 1930

Die Firma erhielt zum Jahresende 1930 von der Handelsvertretung der UDSSR für mehrere Jahre ein Alleinverkaufsrecht für aus Russland importierte Fichten-Schnittmaterialien und astreine Kiefern-Bretter. Es galt für den Verkauf dieser Hölzer in allen Gebieten Deutschlands westlich der Elbe und sollte Preiskämpfe mit dem Effekt sinkender Preise auf russische Hölzer verhindern. Für den Import unterhielt die Fabrik Dülken ein Übergangslager in Bentschen (heute Zbąszyń, Woiwodschaft Großpolen).[6]

Stolperstein Köln, Aachener Straße 409

Die Familien sind jüdisch und daher ab 1933 den Repressalien der Nationalsozialisten ausgesetzt. Die drei Eigentümer sind gezwungen, ihre Firma zu verkaufen. 1937 verlassen Ernst und Karl mit ihren Familien Deutschland und emigrieren zunächst in die Niederlande, dann nach Frankreich. Dort werden sie interniert, doch ihnen gelingt es, Visa für die USA zu erhalten. Karl stirbt bereits 1947 in New York, sein Bruder Ernst erst 1977, ebenfalls in New York City. Die Familie Ichenhäuser bleibt in Köln. David Ichenhäusers Ehefrau Emma, geborene Dülken, ist bereits 1928 verstorben, Der bereits 95-jährige David und sein Sohn Ernst werden nach Auschwitz deportiert. David stirbt dort in Theresienstadt, Ernst Ichenhäuser überlebt das KZ und wird 1945 befreit. Er emigriert in die USA, wo er im Jahr 1964 stirbt. Für David und Ernst gibt es in Köln, Aachener Straße 409, Stolpersteine.[7]

Briefstempel 1946

Louis Krages & Co. GmbH[Bearbeiten]

Das Hobelwerk "A.H.Dülken & Cie." wurde am 21. Juni 1937 vom Unternehmer Louis Krages (1875-1955) aufgekauft und durch Neu- und Umbauten erweitert. Krages war 1901 Mitgründer der Holzimporteure Krages & Zenker. Im Mai 1938 löst Karl Dülken die Firma "A.H. Dülken & Cie." (HRA 16750) auch rechtlich auf. Durch Zukäufe wurde Krages ein Holzkonzern von europäischem Rang. Bereits 1939 firmierte das Porzer Werk als L. Krages & Co., Eigner waren Louis Krages und Johannes Köster aus Bremen, Hans Krages als Harburg und Karl Louis Krages aus Lübeck. Die zu verarbeitenden Hölzer werden weltweit eingekauft und treffen per Seeschiffen und Rheinkähnen aus Russland, Schweden, Finnland, Brasilien, Afrika, Kanada und den USA an der Porzer Ladebrücke ein. Gefertigt werden Latten, Bretter, Platten und Dielen für Innenausstattungen, Fußböden und Verkleidungen. Eingangs der 50er Jahre beschäftigt die Fabrik rund 200 Mitarbeiter. Am 30. Juni 1983 muss das Werk aufgrund des Konkurses der gesamten Krages-Unternehmensgruppe schließen. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde das Areal mit einem Altersheim und Wohnblöcken bebaut. Die neue Erschließungsstraße trägt als historischen Verweis den Namen Dülkenstraße.

Quellen, Literatur, Links[Bearbeiten]

Leo Baeck Institute, New York, Family tree
familienbuch-euregio.de

  1. vgl. Kölnische Zeitung v. 31.7.1886.
  2. vgl. Kölnische Zeitung v. 16.12.1894.
  3. Graf war aktives Mitglied in der Zentrumspartei, ab 1909 Gemeinderatsmitglied von Heumar und auch Stellvertretendes Mitglied in der Handelskammer Mühlheim. 1912 wurde er Kreistagsabgeordneter, 1916 Beigeordneter der Gemeinde Heumar auf sechs Jahre. Sein Bruder Karl Graf war Fabrikant in Rodenkirchen, an der Firma "Gebr. Graf" (aufgelöst 1920) war Gottlob Graf beteiligt. Bis in das Jahr 1918 ist seine Beteiligung an der Firma Dülken nachweisbar.
  4. Das Jüdische Echo, 44/1916, S. 415
  5. Details siehe Beschreibung in: Deutsche Bauzeitung 16(1906)40, S. 282.
  6. vgl. Kölnische Zeitung v. 13.12.1930 und 22.2.1933
  7. Foto Stolperstein: Geolina163, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77507163