Kölner Hof

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Gasthaus Körsgen[Bearbeiten]

Inserat, Kölnische Zeitung v. 1.5.1869

Erstmals inserierte ein Notar im März 1836 eine Versteigerung "in dem Hause des Wirthes Körschgen zu Porz"[1]. Im Februar 1847 wird daraus das "Wirthshaus von Peter Koerschen"[2]. Schließlich fand 1848 "in der Wohnung des Wirthes Peter Körsgen zu Porz" eine Versteigerung statt[3]. Weiterhin wurde im Oktober 1855 als eingetragener Gewerbetreibender in der Bürgermeisterei Heumar ein Wirt "Wb. Pe. Körsgen [Willibald Peter]" genannt[4] und im Dezember des Jahres als "Peter Körsgen, Ackerer und Gastwirth zu Porz" in den Wahner Gemeinderat gewählt[5]. Er betrieb gemeinsam , zunächst mit seiner ersten Ehefrau Anna Maria geb. Wirtz, ab ca. 1860 mit seiner zweiten Ehefrau Margaretha, geb. Odenthal an der späteren Uferstraße 52 in Porz auf der dem Rhein abgewandten Seite ein Gasthaus mit Fremdenzimmern. An den Kölner Markttagen fuhren ab hier Nachen und später Dampfboote nach Köln, die auch von den Viehhändlern aus dem Bergischen Land genutzt wurden. Sie kamen am Vorabend und übernachteten im Gasthaus. Zu dieser Zeit befand sich hier noch das Zentrum des Dorfes Porz, vom Rhein bis zur Hauptstraße und mit vielen Gassen und kleinen niedrigen Fachwerkhäusern. Alle umstehenden Häuser waren zu dieser Zeit mit ihren Fronten zum Platz südlich des Gathauses ausgerichtet[6]. 1868 stirbt der Gast- und Ackerwirt Peter Körsgen. Sein Sohn aus erster Ehe Cajetan Körsgen führte das Gasthaus weiter, das er in Inseraten auch als Tanzlokal bezeichnete. Er heiratete 1871 Sibylla Lehmacher aus Rheidt. Im März 1872 gab Körsgen das Wirtsgeschäft auf und versteigerte sämtliches Inventar.[7]
Die Gastwirtschaft wurde von Wilhelm Kraus übernommen, der zunächst auch Gegenvormund der Kinder von Peter und Margaretha war. Er war zugleich Ackerer und verstarb um 1890.

Gasthaus Schmitz[Bearbeiten]

AK-Ausschnitt um 1900, Verlag unbekannt

Um 1891 wurde aus der Gaststätte das Gasthaus Schmitz von Andreas Schmitz. Nach Erinnerungen von Wilhelm Knott sen. befand sich hier ab 1887 auch für einige Zeit die erste Postagentur des Ortes. Gegenüber gab es spätestens seit 1900 eine zugehörige gemauerte Veranda auf der Rheinseite auf einer Fläche von etwa 10x5 Metern. Das Gebäude war zugleich der Aufenthaltsraum für Passagiere der Dampferboote, die mit Ausflüglern von Köln rheinaufwärts zu verschiedenen Ausflugszielen zwischen Westhoven und Langel fuhren. Daher stand über dem Eingang die Aufschrift "Wartesaal für Dampfboote". In Porz brachten Kähne die Passagiere von den Dampfbooten an Land. Um 1904 verstarb der Gastwirt und seine Witwe führte das Gasthaus zunächst weiter. Mit dem Jahr 1907 begann der Wandel am Rheinufer. Zunächst entstand im September des Jahres eine Dampfschiff-Landungsbrücke, 1909 startete der Neubau des repräsentativen Rathauses. In den folgenden Jahren entstand zwischen Rathausstraße und Bahnhofstraße die Rheinpromenade, auch der Leinpfad wurde instandgesetzt und befestigt.

Ansicht des neuen "Kölner Hof", Architektenzeichnung Jean Klein,1914

Kölner Hof[Bearbeiten]

Das war das Signal für die Erben der Witwe, die Geschwister Schmitz, die Gastwirtschaft in den Jahren 1913/14 neu- und umzubauen, die Planung und Ausführung übernahm der bekannte Kölner Architekt Jean Klein[8]. Die Adresse lautete nun Uferstraße 33. Anstelle der Veranda entstand 1914 zudem ein langgezogener, gemauerter großer zweistöckiger Pavillon; in der Höhe reichte er vom Leinpfad bis hinauf zur Uferstraße. Das Gasthaus hieß bei seiner Neueröffnung am 23. Mai nun Kölner Hof, der Schriftzug stand groß auf der Rheinseite des Pavillons zu lesen. Von den Erben übernahm dann Josef Schmitz das Gasthaus. Schon sein Vater warb mit einer Ansichtskarte, Josef ließ unterschiedliche Karten, darunter auch Innenansichten, herstellen. 1928 lautete zB. der umseitige Text:

Hotel-Restaurant Rheinterrasse Kölner Hof, Porz. Der Schönblick bei Köln. Erstes Haus am Platze. Mäßige Preise. Anlegestelle f. Dampfer, Motorboote u. Wassersportler. Angenehmer ruhiger Aufenthalt. Auto-Unterkunft. Fernsprecher Amt Porz 2653. 

Die Adresse änderte sich 1934, nun firmierte der Kölner Hof unter Eiler Straße 1, später wurde hieraus die Rathausstraße. Aber nach 1933 trug er Hof bald die Adresse Adolf-Hitler-Ufer 33.

1940 wurden in Porz Pionierbataillone neu aufgestellt. Weil die Kasernen hierzu nicht mehr ausreichten, nahmen die Soldaten Quartier in Gasthäusern und Privatwohnungen. So wurden von März bis Mai 1940 Kölner Hof und Porzer Hof Standquartiere des thüringisch-sächsischen Bataillons 187 und der Pavillon des Kölner Hofs zum Schulungsraum. Im Jahr 1941 baute sich die Familie Röder einen Luftschutzkeller.

Der Kölner Hof um 1960

Den Weltkrieg hatte das Hauptgebäude mit nur geringen Schäden überstanden, dadurch wurde sein Kinosaal zu einem geschichtsträchtigen Ort Porzer Politik. Er diente am 27. Januar 1946 zunächst der Porzer CDU zu ihrer Gründungsversammlung. Bereits zwei Tage später versammelte sich hier die erste demokratische Gemeindevertretung von Porz seit 13 Jahren, noch unter den Augen eines Vertreters der Militär-Regierung. Das Gebäude trug nun die Adresse Friedrich-Ebert-Ufer 33. Der große Pavillion hatte im Krieg jedoch zu viele Granatentreffer abbekommen und war instabil. 1953 wurde daher der Hochbau entfernt, es entstand eine große, nicht überdachte Niedrigterrasse. 1955 baute der Sohn (?) Fritz Röder den Kölner Hof um. 1963 übernahm dann Paul Berg als letzter Besitzer das Gebäude und verkaufte es im Sommer 1965 an die Stadt Köln.

Das Rheingold-Kino[Bearbeiten]

Das erste Kino in Porz waren die Rheinland-Lichtspiele. Ihr Besitzer Seipel betrieb es in seinem Wirtshaus-Saal. Josef Schmitz kaufte ihm die Lichtspiel ab, benannte sie in Rheingold-Kino um und richtete im Kölner Hof im Jahr 1924 hierfür einen extra Kinosaal ein. 1934 ließ Josef Schmitz den Saal für eine Kapazität von 330 Plätzen umbauen. Das Kölner Adressbuch verzeichnet 1934 einen Wechsel des Inhabers zu Wilhelm Fischer. Drei Jahre später waren 1937 die Geschwister Else und Fritz Röder Eigentümer. Else Röder beantragte 1939 den Umbau und die Renovierung der Rheingold-Lichtspiele sowie die Errichtung von Luftschutzkellern. 1940 hatte der Saal 300 Plätze, täglich wurde ein Film gezeigt. 1950 ließ Else Röder die "Rheingoldlichtspiele Porz" mit neuer Technik und Leinwand ausstatten.

Das Ende[Bearbeiten]

Stadtdirektor Trum äußerte damals, hier solle ein Festhalle für 800 bis 1.000 Personen, ein Hotel oder ein Café mit Rheinterrasse in privater Trägerschaft entstehen [9] , noch im März 1968 war von einer zukünftigen "repräsentativen Rheinfront" die Rede[10]. Terrasse und Hauptgebäude des Kölner Hofs blieben den Porzern zunächst als beliebter gastronomischer Treffpunkt erhalten, doch Ende August 1967 lief der Pachtvertrag aus, Paul Berg kehrte als Wirt nach Leverkusen zurück. Dann wurden die Beschlüsse der Porzer Stadtführung umgesetzt[11]: Die Flächen lagen in den Grenzen des Planungsgebiets für die Neugestaltung der Porzer Innenstadt. Das vom renommierten Kölner Architekten Jean Klein erbaute Gebäude wurde wie etliche andere, teils historische Gebäude in guter Bausubstanz abgerissen, musste vorgeblich "einfach einer modernen Stadtplanung weichen."[12]. Den ersten Spatenstich zur neuen Stadthalle präsentierte der Stadtanzeiger einige Tage später seinen Lesern vorausschauend als Aprilscherz: Mit Mireille Mathieu und Juliette Greco als eher zufällige Ehrengäste. Anstelle eines neuen Gastronomiegebäudes, einer Rheinterrasse und Grünanlagen - überhaupt eines öffentlich zugänglichen Gebäudes - wird an dieser Stelle tatsächlich ein großer Komplex mit privaten Wohneinheiten und eingezäunten Grünflächen errichtet.[13].

Inhaber / Wirtsleute[Bearbeiten]

  • um 1849 - 1868: Peter und (1) Anna Maria Körsgen, geb. Wirtz; (2, ab 1860) Margaretha, geb. Odenthal
  • 1869 - 1872: Cajetan und Sibylla Körsgen
  • 1873 - 1890: Wilhelm Kraus

Gasthaus Schmitz

  • 1891 - 1904: Andreas Schmitz
  • 1904 - um 1912: Witwe Schmitz
  • um 1913: Geschwister Schmitz

Kölner Hof

  • 1914 - 1933: Josef Schmitz
  • 1934 - 1938: Wilhelm Fischer
  • 1939 - 1955: Else Röder bzw. Geschwister Röder
  • 1955 - 1963: Fritz Röder
  • 1963 - 1967: Paul Berg

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

  1. Kölnische Zeitung v. 6.3.1836
  2. Kölnische Zeitung v. 26.2.1847
  3. vgl. Kölnische Zeitung v. 29.6.1845
  4. Mülheim-Sieger Kreisblatt v. 7.10.1855.
  5. Mülheim-Sieger Kreisblatt v. 23.12.1855
  6. vgl. KStA Porz v. 22.1.1959.
  7. Vgl. Kölnische Zeitung v. 24.2.1872. Im Jahr 1884 erfolgte über das Erbe von Peter und Margaretha Körsgen eine außergerichtlchen Erbteilung, indem verschiedene Grundstücke versteigert wurden. Erben waren die Kinder aus zweiter Ehe: Peter, Metzgergeselle, und die noch minderjährige Anna Maria, sowie zwei Töchter namens Odenthal aus der ersten Ehe von Margaretha.
  8. Jean Klein (1870-1944) war der Architekt zahlreicher Kölner Bauten, darunter das Residenztheater, das Richmodishaus, das Automaten-Restaurant Kolosseum oder das Geschäftshaus Alfred Schütte.
  9. vgl. KStA v. 27.7.1965.
  10. vgl. KStA Porz v. 19.1.1968 (mit Fotos).
  11. Aus heutiger Sicht ist es erschreckend, wie ignorant und mit welcher Selbstherrlichkeit in den 50er und 60er Jahren die systematische Zerstörung der Porzer Architekturgeschichte betrieben wurde. Weggerissen wurden genau solche Gebäude, die anderen Kleinstädten heute ihr Gesicht geben.
  12. KStA Porz v. 14.3.1968 (mit Fotos).
  13. Das kündigte bereits die von hochgestochenen Worten triefende Verlagsbeilage "Porz jung dynamisch europäisch mit Zukunft - 20 Jahre Stadt" des Stadtanzeigers v. 15.10.1971 an (mit Abbruchbildern u.a. vom Kölner Hof auf S. 22).