Kategorie:Gasthaus

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1855 - Gastwirte in der Bürgermeisterei Heumar
Kölner Lokal-Anzeiger v. 16.5.1914

Funktionen von Gasthäusern[Bearbeiten]

Gasthäuser waren und sind Treffpunkte der Geselligkeit und der Kommunikation, daher ist ihre Bedeutung für die dörfliche Gesellschaft schon immer sehr zentral gewesen. Für die früher durchweg katholischen Familien war der Besuch der Kirche Sonntags ein Pflichtbesuch, die Männer trafen sich (danach) in den Gasthäusern. Auch zu den Feiertagen und großen Familienereignissen waren Gasthäuser regelmäßig Orte des Zusammentreffens. Ein angebauter Saal förderte auch das Vereinswesen im Dorf - seit 1794 waren in Preußen Vereine zugelassen - vom Gesangsverein über den Junggesellenverein bis zum Sportverein. Reisende fanden in Gasthäusern eine Herberge.

Einzelne Gasthäuser hatten auch weitere Funktionen. Sie waren Poststation für die Postreiter und Postkutschenlinien, die hier ihre Pferde wechseln bzw. übernachten konnten und Post für die Region abgeben bzw. aus der Region übernehmen konnten. Oder sie waren Orte öffentlicher Versteigerung von Häusern, Grundstücken, Mobiliar, Holz- und Ernteerträgen, aber auch von Pachtrechten. So ergaben sich auch gewisse Hierarchien zwischen den Gasthäusern.

Die Wirtsleute waren vor dem 20. Jahrhundert selten ausschließlich Gastwirte. Zumeist hatten sie auch eine kleine Landwirtschaft oder einen Handel, zum Beispiel mit Kohlen oder Spezereien. Einige Wirte waren auch Destillatoren und Branntweinbrenner. In Gasthäusern wurden auch Geschäfte abgewickelt. Die Zeitungen des 19. Jahrhunderts sind voll von Kleinanzeigen, in denen die Versteigerung von Immobilien, Mobiliar oder Pachten "in der Wohnung des Wirthes ...." angekündigt wurden. So kann die historische Forschung die Existenz von Wirtsleuten zu den jeweiligen Zeiten belegen. Eine frühe Auflistung von Gastwirten im Raum Porz findet sich im Mülheim-Siegener Kreisblatt vom 7. Oktober 1855. Sie zeigt Gewerbetreibende in der Bürgermeisterei Heumar (siehe rechte Spalte).

Hervorzuhebende historische Gasthäuser[Bearbeiten]

  • Eil: Erster nachweisbarer Gastwirt war um 1776 der 36-jährige Edmund Becker aus Gleuel[1]. Der Standort seines Gasthauses ist unklar. Zwischen 1834 und 1845 fanden wiederholt notarielle Versteigerungen im "Locale des Wirthen Werner Lehn" statt. Die genaue Lage ist (noch) unbekannt. 1847 wird ein "Gastwirth Johann Klein an der Capelle zu Eil" erwähnt.
  • Ensen: Das "Wirtshaus zum rothen Haus" wurde bereits 1772 in einem Wochenblatt erwähnt, sein damaliger Wirt ist nicht überliefert; erst 1833 wird Paul Schmitz genannt. Der Erker Hof steht bis heute in dieser Tradiontinslinie. Ein Gastwirt des frühen 19. Jahrhunderts war 1834 Balthasar Ley. Das Gasthaus Ley blieb bis 1940 im Familienbesitz, dann zerstörte ein Bombentreffer das Gebäude volständig.
  • Porz: Am 6. April 1820 berichtet der "Welt- und Staatsbote" von einem Einbruchdiebstahl "in das zur Wohnung des Schenkwirths Adam Jakobs zu Porz gehörige Backhaus". 1836 wurde in der Kölnischen Zeitung das Haus des Wirtes Koerschgen erwähnt. Peter Körsgen ist damit der früheste bisher ermittelte Wirt im Dorf Porz. Aus seinem Gasthaus wird später das Gasthaus Schmitz und danach der 1967 abgerissene Kölner Hof.
  • Wahn: Ausgangs des 17. Jahrhunderts betrieben Christian Voigt und seine Frau Agnes geb. Schmitz ein Gasthaus an der heutigen Frankfurter Straße. Nach dem Tod des Wirtes (vor 1822) heiratete Agnes den Arnold Sterzenbach, sie führten gemeinsam das Gasthaus weiter. 1843 starb sie als Witwe, ihr Sohn und Kaufmann Peter Voigt folgte ihr ab Juni 1843 als Inhaber des Hauses und setzte "die darin seit etwa fünfzig Jahren 'selbst in Kriegs- und sonst stürmischen und nahrungsanfechtungsvollen Zeiten in Kraft gebliebene', geführte Gastwirthschaft und Restauration und sonstigen Geschäfte, verbunden mit meinem früher etablierten Ladengeschäfte, für meine Rechnung fort." Er war zugleich Postexpediteur, weshalb er sein Gasthaus Zur königlichen Post nannte. Er heiratete Elisabeth Ferdinandine Pabst.[2].
  • Zündorf: Seit 1840 bis in die Gegenwart besteht das Gasthaus Hauptstraße 155, zunächst unter dem Wirt Theodor Hansen. Seit 1864 und ebenfalls bis in die Gegenwart besteht das Gasthaus Am Markt 4, gegründet von Gottfried Geilenberg.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

  1. vgl. Gladbach, in: Rechtsrheinische Köln 36.2011, S. 164.
  2. Vgl. Kölnische Zeitung v. 11.6.1843. 1857 sind beide "ohne Gewerbe" und die Ehefrau setzt gerichtlich die Gütertrennung durch.