Kielshof Westhoven

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Erste Erwähnungen[Bearbeiten]

Vermutlich der Kielshof bzw. einer seiner baulicher Vorgänger gab als Gut Westhoven dem Dorf Westhoven seinen Namen. In einer Urkunde aus dem April 1003 schenkt der Erzbischof Heribert von Köln der neu gegründeten Benediktinerabtei Deutz die Pfarrkirche zu Deutz und damit zunächst nur den Zehnten des Gutes Westhoven, auf den die Pfarre ein Anrecht hatte.[1] Im Juni 1041 war dann der Nachfolger Erzbischof Hermann II. großzügig und schenkte dem Kloster u.a. den ganzen Hof Westhoven im Deutzgau:

"curtim quandam Westhouuon vocitatam bin pago Tuizihgouue super Rheni fluvii ripa sitam..."[2]

Der Gutshof und seine Pächter[Bearbeiten]

Die älteste feste Bebauung in der Westhovener Aue ist der Westhouon, dieser Hof wurde seit dem 16. Jahrhundert mit seinen Pächtern nachgewiesen und nach dem 18. Jahrhundert unter dem Namen Kielshof bekannt. Zu ihm gehörten erhebliche landwirtschaftlich genutzte Flächen, er ist auch Namensgeber der heutigen Stadtteils Westhoven. Erwähnt ist der Hof erstmalig in der Gründungsurkunde der Benediktinerabtei Deutz aus dem Jahre 1003, zusammen mit den Höfen Poll, Kalk, Vingst und Rolshoven, die alle der Pfarrkirche Deutz zehntpflichtig waren. Bereits 1128 erhielt Westhoven eine eigene Kapelle - die Nikolauskapelle - sowie die Bestattungsrechte für einen eigenen Friedhof[3].

Der Namen Kielshof stammt aus der Zeit der Pächterfamilie Kiel.[4] Das Ehepaar Claß Kiel (+ 9.1625 Westhoven) und Christina geb. Court (*um 1565 - 11.1629 Westhoven) sind die ersten nachweislichen, in den Kirchenbüchern der Pfarre Deutz verzeichneten, Halffen zu Westhoven.[5] Es folgten als Halffen das Ehepaar (oo 10.1627) Gerhard Kiel und Gertraut geb. Münch (+12.1636). Um 1645 hieß die Pächterfamilie von Sürdt/Sürth. Im Juni 1651 heiratete Balthasar Engels aus Zündorf die Witwe Elisabeth und wurde so zum neuen Pächter. Nachfolgend blieb der Hof in Bewirtschaftung der Familie Engels.

1822/1823 kündigte die Königlich Preußische Regierung den Verkauf des "Kielshof in Westhoven, in seinen jetzigen Bestandtheilen und auch alternativ in Verbindung mit dem davon getrennten Areal von ungefähr 200 Morgen" an, erfolgreich verkauft wurde er dann 1823[6]. Godfried/Gottfried Engels (1759-1832) und seine Frau Maria Gertrud geb. Engels (+ vor 1835), die vormaligen Pächter, kauften den Hof mit 105 ha, wurden aber erst 1831 neuer Eigentümer. Denn der früher geschlossene Pachtvertrag blieb für seine Restlaufzeit gültig. Weitere 72,8 ha wurden parzelliert an rund ein Dutzend Kaufleute und Landwirte veräußert. Der Erbe war Gottfried Engels (III.) (1804-1882), er heiratete 1835 Anna Margaretha, geb. Siegen (1815-1875) aus Eil. Nach dem Tod von Gottfried Engels Ende Dezember 1882[7] erbten seine Söhne Michael Engels (1841-1901, verheiratet mit Elise, geb. Aldenhoven) und Carl Engels (1847-1906, verheiratet mit Louise, geb. Aldenhoven, 1851-1902) den Hof. Den Anteil von Michael Engels erbte dessen Tochter Maria, den Anteil von Carl Engels erbten dessen Kinder August (1875-1920) und Mathilde Engels (+1957).

Rheinische Volkswacht v. 30.5.1922

In den Jahren 1845, 1850, 1876, 1882 ereigneten sich schwere Hochwasser mit über 11m (heutiger) Pegel. Das mag ein Grund dafür sein, dass die Familie Engels 1880 an der höher gelegenen und Hochwasser-sicheren Oberstraße einen neuen Hof errichtete, der bis heute den Namen Engelshof trägt. Der am Rhein gelegene Hof wurde verpachtet.

Die Kielshalfen (Gutspächter)[Bearbeiten]

  • um 1590-1625: Claß Kiel (+1625) und Christina geb. Court (1565-1629)
  • 1625- um 1640: Gerhard Kiel und Gertraut geb. Münch (+1636)
  • um 1640-1650: Tilmann von Sürth/Sürdt (+1650) und Elisabeth geb. Rundgeburth
  • 1661-1706: Balthasar Engels (+1706) und (1.) Elisabeth geb. Rundgeburth (+ vor 1684), bzw. (2) Eva geb. Knefels (+1709)
  • 1706-1746: Peter Engels (1686-1746) und Elisabeth geb. Lülsdorf (+1751)
  • 1746-1787: Gottfried Engels (I.) (1709-1787) und Christina geb. Mellers (+1769)
  • 1787-1832: Gottfried Engels (II.) (1759-1832) und Maria Gertrud geb. Engels (+1827)

Die Ausflugsgaststätte Kielshof[Bearbeiten]

Kölner Lokal-Anzeiger, 3.6.1911
AK 1911, Verlag Rudolf Knuffmann
AK 1921, Verlag Rudolf Knuffmann

Um 1910 kaufte das Bau- und Grundstücksunternehmen Zilkens, Baumeister & Co von den Erben Engels für eine geplante Gartenstadt Westhoven große Flächen der Westhovener Aue auf, darunter auch den Kielshof[8] unter der damaligen Adresse Rheinaustraße 2. Maria Engels wohnte zu dieser Zeit auch auf dem Hof. Das Unternehmen baute den Hof 1910/11 zu einer Ausflugsgaststätte um und verpachtete ihn. An das alte Wohnhaus wurde ein großer Saal (27 x 9,44 m) angebaut und an der Rheinseite eine rund 100 Meter lange Terrasse geschaffen, dabei blieb der sehr alte Baumbestand erhalten. Hinter dem Saal entstanden die Küchenräume neu, die Scheune wurde zum Sanitärbereich umgebaut. Zilkens hatte es eilig und begann im Oktober 1010 mit den Baumaßnahmen, bevor alle Genehmigungen vorlagen. Dies brachte ihm eine Strafanzeige ein. Am 4. Juni 1911 eröffnete der Gastwirt Theodor Kratz das Café-Restaurant Kielshof. Er warb nicht nur mit "vorzüglichem Kaffee, ff. Weine, Franziskaner Leitbräu, Dortmunder Union-Bier" und eigener Bäckerei. Auch gab es eine "herrliche Terrasse mit Ausblick auf das Strandbad Rodenkirchen"[9]. Das Ausflugslokal erfreute sich rasch wachsender Beliebtheit. Vor den Toren Köln liegend, waren es überwiegend Kölner Stadtbewohner, die den Kielshof besuchten. Ab Mai 1913 zeichnet (sein Sohn?) Heinz (Heinrich) Kratz in Inseraten als Inhaber, ab Juli 1914 hingegen A. Zabel. Nach dem plötzlichem Tod von Zilkens 1915 und dem Ende der Villenkolonie-Planungen erwarb das Geschwisterpaar August und Mathilde Engels den Kielshof zurück. Spätestens ab 1918 wohnte es hier auch. Nach dem frühen Tod ihres Bruders im Oktober 1920 blieb Mathilde Engels bis in den 2. Weltkrieg hinein weiterhin auf dem Kielshof.

Die Reederei Gebrüder Weber nennt für den Sommer 1926 in einem Schreiben 45.000 bis 50.000 Besucher jährlich, die sie mit ihren Schiffen zum Kielshof bzw. weiter nach Porz bringt. Nachmittags fänden stündliche Anlandungen statt. Die Reederei nennt als Nachteile des Kielshofs: er ist sehr teuer und immer überfüllt.[10] Dennoch war der Kielshof für die Pächter keine Goldgrube. Saisonbetrieb und vielleicht auch die Höhe der Pacht führten nicht nur zu einer langen Liste von Wirten. Im September 1925 musste Eduard Bernhardt sogar Konkurs anmelden[11]. Er hatte sich besonders mit Künstlerkonzerten, Modernen Tänzen, Exquisiter Küche und Weinen erster Häuser hervorgetan.

1935 sahen die Planungen für den Bau einer Pionierkaserne in der Aue die dauerhafte Sperrung des Leinpfads, also des Fußwegs von Poll nach Westhoven vor. Die Proteste der Stadt Köln hiergegen zeigen, welche Bedeutung dieser Naherholungsbereich bereits gewonnen hatte. Die Stadt Köln konnte sich jedoch nicht gegen die beteiligten NS-Dienstellen und das Militär durchsetzen. So kam es zu einer Unterbrechung des Leinpfades zwischen Poll und Westhoven[12]. Weder diese Sperrung noch der Bau der Rodenkirchener Brücke ab 1939 hoben die Beliebtheit des Kielshofs auf. 1938 installierte der Pächter Franz Merten eine Kegelbahn.

Erreichbarkeit[Bearbeiten]

AK 1928 Innenansicht, Kunstverlag A.F. Hager

Der Weg dorthin erfolgte auf verschiedenen Routen: Zu Fuß über die Südbrücke als Eisenbahnbrücke, die auch einen Fußgängerweg erhielt. Per Motorfähre von Marienburg zum Poller Fischerhaus oder vom Bayenthalgürtel nach Poll, Höhe Maifischgasse. Von diesen Überquerungspunkten war es ein nicht allzu langer Spaziergang bis zum Kielshof. Oder man nutzte von Köln die Vorortbahn E zum Bahnhof Westhoven, um von dort einen 1,5 km langen Spaziergang zum Rhein und zum Kielshof zu machen. Erreichbar war die Ausflugsgaststätte von Beginn an auch durch eine direkte Motorbootverbindung von Köln aus, welche ebenfalls die Investoren der geplanten Gartenstadt eingerichtet hatten. Mit einem Stammkapital von 40.000 Mark hattten F. Zilkens und R. Baumeister hierfür die Kölner Motorbootfahrt mbH in Ehrenfeld gegründet und Motorboote angeschafft, die 100 Personen fassen konnten und bis in den Herbst 1915 verkehrten. Ab Mai 1912 nahm zudem die Köln-Mühlheimer Dampfschiffahrts AG einen Liniendienst von Köln über das Strandbad Rodenkirchen bis nach Westhoven auf.

AK 1932, Kettling & Krüger

Ab der Saison 1914 betrieb zudem die Reederei Gebrüder Weber eine Anlegestelle, ab 1919 bediente sie während der Saison tagsüber mitunter stündlich die Strecke Köln - Kielshof - Porz. 1926 wünscht die Reederei vergeblich eine Beteiligung der Gemeinde Heumar an den Kosten einer zukünftigen massiven Anlegebrücke - das Hochwasser hatte die bisherige Anlegestelle zerstört[13].

Pächter des Restaurants[Bearbeiten]

Im Restaurant Kielshof waren im Verlauf von über 40 Jahren unterschiedliche Pächter tätig:

  • 1911 - 1913: Theodor Kratz
  • 1913 - 1914: Heinz (Heinrich) Kratz
  • 1914 - ??: A. Zabel
  • 1922 - 1925: Eduard Bernhardt
  • 1925 - 1929: Hans Lederer (1927/28 Gasthaus Rheinaustr. 18)
  • um 1930 - 1934: Peter Odenthal (führt danach 1935/36 das Gasthaus Oberstraße 16)
  • 1935/36: Heinrich Merten
  • um 1941: Karl Hauptmann

Die Nachkriegszeit[Bearbeiten]

Während des Zweiten Weltkrieges waren die nahegelegene Rodenkirchener Brücke, die Autobahn und der Rangierbahnhof Gremberg Ziele von Luftangriffen. Dabei blieb es nicht aus, daß Ensen- Westhoven in Mitleidenschaft gezogen wurde. Am 3. Juli 1944 wurde das Gebäude durch Fliegerbomben getroffen und schwer beschädigt.

Pläne für eine Ferienheimstätte Kielshof[Bearbeiten]

Der Kielshof um 1960, Archiv BV Ensen-Westhoven

Mathilde Engels schenkte um 1948 das gesamte Anwesen der „Vereinigung für Jugendwerk und Kinderhilfe Köln“, einer sozialen Einrichtung der Erzdiözese Köln. Diese plante, das Gebäude in ein Kinder- und Jugenderholungsheim umzubauen. Hierzu wurde eigens der Verein Kielshof e.V. gegründet. Pfarrer Rupp aus Junkersdorf als Initiator und Betreuer sowie Architekt Koep planten im Erdgeschoss einen großen Saal für 300 Personen mit einem Rundbau für weitere 80 Personen. Obergeschoss und Dachgeschoss sollten Schlafzimmer und Schlafsäle aufnehmen[14]. Am 28.8.1949 erfolgte die Grundsteinlegung, die Zerstörungen am Hauptbau wurden beseitigt. Vorgesehen waren im Februar 1950 das Richtfest und im Juni 1950 die Fertigstellung. Doch nachdem bereits über 100.000 DM verbaut waren, entstanden Widerstände, die Fertigstellung des halbfertigen Baus stoppte. Es fehlten die „klimatischen Voraussetzungen“ hieß es nun, was der Presse sehr befremdlich erschien[15].

Not- und Flüchtlingsunterkunft[Bearbeiten]

Der Kielshof als Wohnanlage - vor der Schutzwand noch die alte Treppe, Archiv BV Ensen-Westhoven

Die allgemeine Wohnungsnot der Nachkriegszeit hatte zur Folge, dass das halbfertige Gebäude von Obdach suchenden Ausgebombten und Flüchtlingen bewohnt wurde. Später hat die Stadt Porz es als Flüchtlingsunterkunft mit der Bezeichnung Notunterkunft Ost genutzt. Das Anwesen geriet in einen katastrophalen Zustand: Während des Leerstandes gab es mutwillige Zerstörungen in großen Umfang durch zerschlagene Scheiben, herausgerissene elektrische Anlagen und dergleichen. Sogar die Kriminalpolizei wurde eingeschaltet[16]. Erst 1960 wurde das gesamte Anwesen mit 7.500 m² Land über eine Immobilienfirma für 160.000 DM ohne Zweckbindung angeboten.

Mehrparteienhaus[Bearbeiten]

Am 9. November 1960 erwarb der Architekt Hans Rudolf Bertog das Grundstück, parzellierte es und verkaufte sechs Grundstückteile architektengebunden, um den Kaufpreis aufzubringen. Er ließ in den Folgejahren das Kielshof-Gebäude renovieren und erweitern. Es besteht heute aus einem Wohnhaus des Eigentümers und einem Mietshaus mit 17 kleineren Einheiten. Der Zugang zu den sechs Einfamilienhäusern, die auf dem ehemaligen Hofgelände errichtet wurden, erfolgt über eine Sackgasse, die seit Februar 1981 merkwürdigerweise den Namen Adrian-Kiels-Straße trägt[17].

Eigentümer[Bearbeiten]

Beim Konkurs der Baufirma Zilkens, Baumeister & Co erwarb die Familie Engels 1916 den Kielshof wohl erneut.

  • 1003 - 1803: Benediktinerabtei Deutz
  • 1804 - 1823: Französische Besatzer/Preußischer Staat
  • 1823 - 1910: Familie Engels
  • 1910 - 1916: Zilkens, Baumeister & Co.
  • 1916 - 1948: Familie Engels
  • 1948 - 1960: Erzdiözese Köln
  • ab 1960 Hans R. Bertog (Architekt)

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

  1. HAStK Best. 208 (Deutz, Abtei), U K/3.
  2. zit. nach Lück, Dieter: In Pago Tuizichgowe - Anmerkungen zum Deutzgau. In: Rechtsrheinisches Köln 3.1977.
  3. vgl. Schriftenreihe der BV Ensen Westhoven, Band 6, S. 5f
  4. Urkunden belegen, dass die Familie Kiel seit 1539 Pächter eines Hofs der Abtei Deutz in Poll war, daher gab es auch dort über Jahrhunderte einen Kielshof. An ihn erinnern in Poll die Straßen Kielsweg und Am Kielshof. Im Rahmen der Säkularisation wurden beide Höfe in Staatseigentum überführt.
  5. vgl. Boley, Karl H.: Beiträge zur Ortsgeschichte von (Köln) Deutz. Die Familien vor 1809. Teil 1. Köln-Porz 1998, S. 644 (Neudruck 2010).
  6. Beilage Kölnische Zeitung v. 8.6.1823
  7. Die Grabsteine von Godfried Engels sowie des Ehepaars Gottfried und Margaretha stehen noch heute auf dem alten Friedhof an der St. Nikolauskapelle.
  8. (Flur 6, Nr. 334/3, in den 1930er Jahren dann 6- 645/3)
  9. lt. Anzeige im Kölner Lokal-Anzeiger v. 9.9.1911
  10. Schreiben v. 21.5.1927, HASK Best. 9020, A52
  11. vgl. Kölnische Zeitung v. 28.9.1928.
  12. Sie sollte die nächsten 60 Jahre bestehen bleiben.
  13. vgl. HASK Best. A52 Protokoll der Ratssitzung. Die Gemeinde machte für ihre Beteiligung eine Grundstücksübereignung durch die Eigentümerin des Kielshof zur Bedingung, dazu war Frau Engels nicht bereit.
  14. vgl. Kölnische Runschau v. 19.1.1950
  15. vgl. KStA v. 21.2.1953
  16. vgl. Kölnische Rundschau v. 29.9.1960
  17. Adrian Kiel (nicht Kiels) war zur Mitte des 17. Jahrhunderts Vorsteher von Poll und Halbwinner des dortigen Kielshofs. Den Hof in Westhoven hatte er hingegen nie gepachtet.