Lutherkapelle

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Historie[Bearbeiten]

Seit etwa 1880 wurden evangelische Gottesdienste in mehrwöchigen Abständen sonntags von einem Geistlichen aus Köln-Kalk in privaten Räumen Porzer Bürger abgehalten. Da es im gesamten Porzer Raum keine evangelische Kirche gab, stiftete der Besitzer der Adelenhütte, Otto Meurer, Grundstück und das Material für den Bau einer Kapelle. Sie wurde im "Lutherjahr" 1883 als Lutherkapelle mit 96 Plätzen errichtet. Ihr Standort lag nördlich der Adelenhütte am Ende einer Seitenstraße der Poststraße, die später zur kleinen Siedlung Möckeburg anwuchs. Der Kölner Architekt August Albes verzichtete auf sein Honorar. Das einschiffige Gotteshaus besaß auch eine Orgelempore und einen kleinen Glockenturm. In der katholischen Presse wurde der Kirchenbau seinerzeit neidisch kommentiert:

(...) Wie die protestantische Propaganda in unserer Gegend fortschreitet, dafür ein neues Beispiel. On einem kleinen Dorfe am Ufer des Rheines, Porz mit Namen, wohnen etwa 30 Protestanten, die auf einer benachbarten Fabrik arbeiten. Wiewohl Arbeiter heute kommen und morgen gehen, ist doch für die 30 Personen eine Kapelle errichtet. Wie ich höre, findet von hier aus daselbst ab und zu Gottesdienst statt. Was den Protestanten möglich ist für 30 Personen, ist uns Katholiken in den protestantischen Gegenden nicht möglich für Hunderte von Personen[1].

Vier Tage später stellt der evangelische Pastor von Kalk, Friedrich Martin Vietor, richtig: "Die Zahl der Evangelischen in Porz, Zündorf und den nahegelegenen Dörfern, wofür die Kapelle in Porz den Mittelpunkt bildet, beträgt über 100 Seelen."[2] Er hielt zunächst alle vier Wochen, ab 1893 alle drei Wochen Gottesdienst in der Kapelle. Ab 1895 übernahm diese Aufgabe auch der Kalker Hilfsprediger, ab 1900 zweiter Pastor, Gustav van den Bruck.

Weitere Industrieansiedlungen vergrößerten die Evangelische Gemeinde rasch, sie plante bereits um die Jahrhundertwende eine große Gemeindekirche und erwarb zu diesem Zweck 1902 für 25.000 Reichsmark ein Gelände an der Mühlenstraße; das Geld stellte der Fabrikdirektor Louis Mannstädt als günstigen Kredit bereit. 1902 bewiligte die Kalker Muttergemeinde eine Hilfspredigerstelle, der Vikar Ernst Mühlendyck begann in Porz seine Tätigkeit. Am 1. April 1909 erhielt er die Gründungsurkunde für eine selbstständige Gemeinde in Porz und wurde so ihr erster Pastor. Im Juli 1914 begann der Bau der heutigen Lukaskirche, 1916 erfolgte kriegsbedingt die provisorische Weihe des als Gemeindesaal geplanten Untergeschosses.[3]

Nachdem die Kapelle ihre Funktion verloren hatte, wurde sie zu einem Wohnhaus umgebaut. Das Kapellengebäude bestand bis 1968, dann wurde es im Zuge der Neuplanung des Areals abgebrochen. Ihre historische Bedeutung war selbst für die evangelische Krichengemeinde Porz kein Grund zum Widerspruch. Nur die Glocke der Lutherkapelle wurde im selben Jahr zur Martin-Luther-Kirche in Wahnheide gebracht und dort installiert.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Huck, Jürgen: Evangelisches Leben im Raum Porz vom 16. bis ins 21. Jahrhundert. In: Rechtsrheinisches Köln 30.2004
KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital - Evangelische Lukaskirche Porz (Link)

  1. Rheinischer Merkur v. 22.10.1883
  2. Rheinischer Merkur v. 26.10.1883
  3. vgl. KStA Porz v. 28.3.1959 (mit hist. Foto).