Hauptstraße 352
Historie[Bearbeiten]
Dieses Wohn- und Geschäftshaus wurde um das Jahr 1880 nahezu auf dem Standort der früheren Porzer Windmühle errichtet. Zu dieser Zeit lag es am südlichen Rand des Dorfes Porz in der Wegekreuzung zwischen der Poststraße und der Hauptstraße sowie gegenüber der Mühlenstraße. Ursprünglich hatte das zweigeschossige Gebäude einen rechteckigen Grundriss. Die Schauseite mit je vier Fenstern in Erd- und Obergeschoss lag zur Kreuzung hin, der mittige Eingang lag an der Hauptstraße. Die Längsfronten wiesen je fünf Fenster im ersten Stock auf. Das Ganze wurde durch Stuckelemente im Stil des Spätklassizismus verziert.
Unmittelbar vor dem Gebäude stand bereits seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Wegekreuz. Es wurde in den 1960er Jahren entfernt und 1979 in rund 170 Meter Entfernung am Rhein erneut aufgestellt.
Als Eigentümer zeigte sich 1901 Matthias Sürth. Er wollte die Immobilie für 48.000 Mark verkaufen (siehe Inserat). Hierzu gehörte das Haus mit einem Morgen Garten, umschlossen von einer Mauer und Eisengittern. Zu dieser Zeit hatte ein Metzger wohl eine Erdgeschosshälfte gemietet[1]. Es fand sich kein Käufer, denn im Jahr 1902 ließ Sürth, inzwischen Rentner, durch den Bauunternehmer Reusch an der Schauseite einen sechseckigen zweigeschossigen Vorbau mit Flachdach und einer weiteren Eingangstür errichten. Besonders das Türportal wurde im Neobarock/Jugendstil mit floralen Elementen stuckverziert. Die Fensteröffnungen sind hier größer, das Erdgeschoss des Anbaus war deutlich als Ladengeschäft konzipiert. Zu dieser Zeit trug das Gebäude die Adresse Hauptstraße 18[2].
Im Juli 1909 startete Matthias Sürth einen neuen Anlauf, das Gebäude zu verkaufen. Er pries es als schönes Eckhaus in bester Lage mit prachtvollem Garten (siehe Inserat). Zudem bot er weitere zwei Morgen Land zwischen Poststraße und Hauptstraße als Bauland an. Insgesamt gehörte ihm somit ein Grundstück, das sich von der Kreuzung jeweils ca. 135 Meter entlang der Post- und Hauptstraße erstreckte. Aus der Fomulierung ist auch zu entnehmen, dass auf dieser Fläche zu dieser Zeit kein weiteres Gebäude stand.
Ende August 1909 eröffneten Albert Tobias (1878-1942) und seine junge Frau Bertha, geb. Hermann (1884-1942) im südlichen Teil des Hauses ihre Ochsen- und Schweinemetzgerei. Im Porz-Urbacher Volksblatt verkündeten sie eine Erweiterung ihres Betriebs auch als "Wurstfabrik mit Motorantrieb"[3]. Ob das Ehepaar Tobias das Gebäude von Matthias Sürth erworben hatte oder nur Mieter war, ist noch unklar. Allerdings spricht für eine Anmietung, dass Sürth danach noch im Haus wohnte. Das Ehepaar Tobias führte diese Metzgerei bis in das Jahr 1914, dann erbauten sie für ihr Geschäft und ihre Familie das heutige Haus Hauptstraße 341.
Ebenfalls 1909 inserierte Hubert Bothe im Porz-Urbacher Volksblatt die "Anfertigung von Puppen-Perücken"[4]. Ob er zu diesem Zeitpunkt bereits in Porz oder noch in Wahnheide wohnte, ist unklar. 1913 hatte er aber bereits gesichert in der Hauptstraße 38 sein Friseurgeschäft und führte es bis mindestens in das Jahr 1951. 1913 wurden unter dieser Adresse zudem weiterhin Mathias Sürth als Rentner, zudem noch der Verwaltungsgehülfe Josef Breidenbach mit einem Modewarengeschäft genannt.
Irgendwann in den 1950er Jahren folgte dann Albert Hubert Bothe, vermutlich der Sohn, Hubert Bothe als Friseur nach. Das Gebäude trug seit der Mitte der 60er Jahre die neue Hausnummer Hauptstraße 348. Albert Bothe wohnte auch privat im Haus (Nr. 352). Auf die langjährige Funktion des Ladens im Anbau und vorderen Erdgeschoss verweist heute noch die verwitterte Aufschrift Friseur.
Leerstand und Zukunft[Bearbeiten]
Gegen Ende der 1970er gab Albert Bothe seinen Laden und seine Wohnung auf. Nun stand der Laden leer, die Wohnung hingegen wurde durch neue Mieter bis in die Mitte der 1980er Jahre weiter genutzt. Dann kam auch hier der Leerstand und das gesamte Gebäude ging bald darauf in die Hände der Stadt Köln über. Zwar war das gesamte Haus innnen und außen 1980 zum Denkmal erklärt worden, doch die zuständige Gebäudewirtschaft der Stadt Köln betrieb keinerlei erhaltende Maßnahmen. Wiederholte Anfragen der Politik zur Zukunft des Denkmals wurden vage und hinhaltend beantwortet. Die Stadt setzte offensichtlich darauf, einem zukünftigen privaten Käufer der Gesamtfläche die Kosten für die Sanierung des Denkmals aufzubürden. Das Gebäude verfiel inzwischen zusehens, wie so oft durch Vandalismus beschleunigt.
Im Jahr 2019 kaufte die GAG Immobilien AG ein 4.500 m² großes Areal, darunter auch dieses Gebäude samt Grundstück. Zwischenzeitlich war die innere Bausubstanz so marode, dass die GAG im Oktober 2019 nur noch den Erhalt der historischen Fassaden zusagte: "In enger Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz bleiben aber die straßenseitigen Hausfassaden erhalten und werden stilgerecht saniert."[5] Jedoch: Auch die nicht auf einem Kellerfundament fußenden Mauern des Jugendstil-Vorbau bedürfen für eine Sanierung eines sehr hohen Aufwands. Seitens der GAG wurde das Vorhaben daher gestrichen. Sie bietet nunmehr seit Januar 2024 über die Kampmeyer Immobilien GMBH das sanierungsbedürftige Gebäude mit 258m² Wohnfläche und 318 m² Grundstück für 395.000 € zum Kauf an.
Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]
Foto um 1975, Rheinisches Bildarchiv Köln (Link)
Das Gebäude bei KUDALIG (Link)
Frank Überall 21.01.2024: Porzer Geisterhaus: Wortbruch der GAG? (Link)