Brüne Glas GmbH

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Vorgeschichte[Bearbeiten]

Die Brüder Fritz, Helmut und Herbert Brühne waren Direktoren und Inhaber der Gebrüder Eibenstein Glashüttenwerke GmbH in Bischofswerda, einer Glashütte, die bereits 1865 gegründet worden war. Ihr Vater, Kommerzienrat Conrad Brüne, Direktor der Radeberger Exportbier Brauerei, hatte die Firma 1925 für seine Söhne erworben. Am 30. April 1945 stellte das Werk seine Produktion von Leuchtkörpern und Straßenlaternen ein. Sechs Monate später beschlagnahmte die Sowjetische Militäradministration das Betriebskapital. Zwar begann im Januar 1946 die Produktion erneut, doch Ende Juni 1946 wurden die Besitzer enteignet und die Glashütte wurde zum Volkseigenen Betrieb erklärt. Zwei Jahre später erfolgte die Entlassung der Brünes als Leiter des Werkes. Die Fabrik erhielt 1956 den neuen Namen VEB Beleuchtungsglaswerk. Nach der Wiedervereinigung firmierte sie ab 1990 als SABRA, Sächsisch-Brandenburgische Glashütten GmbH, aber nur bis Ende Februar 1992 - dann wurde das Werk abgewickelt.

Das Werk um 1950, Fotograf: Emil Lichius
Logo als Lampen-Aufkleber

Entwicklung der Firma in Porz[Bearbeiten]

Fritz Brüne hatte mit seiner Familie als Erster Sachsen nach Westdeutschland verlassen. Bereits 1947 gründeten die drei Brüder in Porz ihre Firma als Gebrüder Brüne Spezialglas GmbH neu. Sie lag in der Friedrichstraße zwischen Straßenbahntrasse und Eisenbahntrasse auf einem gepachteten Grundstück. In den bereits bestehenden Gebäuden produzierte bis in das Jahr 1942 hinein die Wilhelm Hermanns GmbH, bevor sie das benachbarte Grundstück der früheren Gasfabrik Porz erwarb. Grundstück und Gebäude waren für die Fabrik der Gebrüder Brüne sehr gut geeeignet, lediglich ein hoher Schornstein musste noch errichtet werden. 1951 beschäftigte die Fabrik 250 Personen und fertigte Spezialgläser für unterschiedliche Zwecke, darunter hauptsächlich Beleuchtungsgläser wie z.B. Lampenschirme. Zunächst wurden hierzu in zwei Schmelzöfen monatlich rund 100 Tonnen Glas geschmolzen. 1951 ging ein weiterer Ofen in Betrieb, die Produktion steigerte sich auf rund 150 Tonnen.

Über den Geschäftsverlauf ist insgesamt wenig bekannt. Die Produktion wurde im In- und Ausland an Zwischenhändler verkauft, abzunehmen waren zwischen 10 und 100 Exemplare je Lampenmodell. Mitte der 1960er Jahre wechselte die Geschäftsführung in die nächste Generation. Die Firma firmierte um in Brüne-Glas GmbH. Geschäftsführer wurden nun Dr. Klaus Brüne und Harald Schaper.

Der Pachtvertrag für das Grundstück reichte eigentlich bis zum 31.12.1972, für die Zeit danach hatte die Stadt Porz bereits 1970 einen Bebauungsplan mit Wohneinheiten aufgestellt. Sowohl die Wettbewerbssituation als auch die allgemeine wirtschaftliche Lage war im Frühjahr 1971 für das Unternehmen problematisch. Die Bemühungen der Geschäftsleitung, Partner zu finden, scheiterten auch daran, dass mit der Stadt Porz nicht frühzeitig ein Ersatzgrundstück vereinbart werden konnte. Aufgrund der unklaren Perspektive für das Unternehmen beendete die Firma Brüne-Glas ihre Geschäftstätigkeit im März 1971. 160 Mitarbeiter mussten sich nach einer neuen Arbeit umsehen[1]. Bereits drei Monate später waren sämtliche Produktionsgebäude vom Grundstück abtransportiert und abgerissen.

Auf dem Grundstück wurde bereits 1972 eine komplette Wohnsiedlung mit fast 300 Wohneinheiten neu errichtet. An die Spezialglasfabrik erinnern heute die Glashüttenstraße und das Jugend- und Gemeinschaftszentrum Glashütte.

Prospekt-Titelblatt, 1956

Das Deckenlampen-Programm[Bearbeiten]

Gebrauchsmusterschutz 1964, Patentblatt 84.1964, S. 5692

Die Deckenlampen hatten zumeist zeitgenössische Designs und Farben, es gab aber auch klassische moderne und weiße Formen. Zumeist waren es Opalgläser (Kryolithglas), durch die Trübung waren die Lampen nicht durchsichtig. Die Trübung entsteht durch die Einbettung kleinster Teilchen mit gleichmäßiger Verteilung in das farblose Grundglas. Zudem wurden die Lampen durch unterschiedliche Techniken veredelt, was ihre bereits damaligen gehobenen Preise erklärt. Der zumeist runde Deckenabschluss war aus Messing, zumeist auch die kabelführende Stange bis zum Lampenkörper. Die Modelle trugen keine Namen, sondern Formen-Nummer - nach dem Schrägstrich zwischen 1 und 990 (1956):

  • 1/... Armaturengläser, Gewindekugeln, Gewindekegel [weiß für Bäder, rund, unten geschlossen, mit Gewinde zum Andrehen der Lampe an die Fassung]
  • 2/... Kugeln [rund, geschlossen oder offen, weiß]
  • 2/... Zweilochkugeln [Kugelform, oben und unten gleich breite Öffnungen]
  • 3/... Zweckleuchtengläser [weiß und geschlossen, in mehreren Ringen nach unten verschmälernd gearbeitet]
  • 4/... Pendelschirme [flach und breit, unten breit offen]
  • 4/... Küchenlampen, zweiteilig [Korpus und Schirm gesondert]
  • 5/... Dreiviertelkugeln [Kugeln, obere Öffnung schmaler als untere Öffnung]
  • 5/... Kronenschalen [flache Halbschalen, nach oben offen]
  • 5/... Kronengläser [seltene, sehr schlanke Formen, nach unten geschlossen]
  • 5/... Schutengläser [eher schmal mit einer schräg geschnittenen Öffnung nach unten; ermöglicht Blendfreiheit bei Leseleuchten]
  • 5/... Pendelleuchten [schmal, farbig, zumeist tüten- oder tulpenförmig]
  • 5/... Pendelleuchten [moderne Formen, weiß, schmal oder auch breiter]
  • 7/... Urnen [bauchig, unten geschlossen] Grundglasfarben: gelb, rosa, hellgrün, hellblau; "Bodenloch für Quaste bei Bestellung bitte besonders vorschreiben."
  • 7/... Planar-Urnen [ovale Form]
  • 10/... Pendelleuchten [Lampion-Formen, rund und leicht bauchig]

1968 finden sich in dieser Systematik auch vierstellige Formen-Nummern. Die gezeigten Lampen sind nun deutlich stärker mit farbigen Elementen dekoriert. Hinzugekommen sind:

  • 11/... Deckenlampen [Kuchenform]
  • 15/... Kugellampen [unten geschlossen, größer als die Baureihe 2/...]

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Farbiger Katalog der Gebr. Brüne Spezialglasfabrik GmbH mit Preisliste für Wiederverkäufer. 20 Seiten. Porz 1956.
Internationaler farbiger Katalog der Brüne Glas GmbH (Western Germany). 12 Seiten. Porz 1968.

  1. vgl. KStA Porz v. 30.3.1971 (mit Fotos).