„Bei uns kommt das Gemüse aus dem Supermarkt“. Mit dieser Aussage ist das Wissen vieler heutiger Stadtkinder wahrscheinlich schon erschöpft. Das erkannte auch Gerwin E. Stachura und beschloss bei sich, dem Wissen seiner Enkelkinder auf die Sprünge zu helfen. Nur ein paar Fotos wollte der ambitionierte Freizeitfotograf vom langen Weg des heimischen Gemüses anfertigen, um seinen erklärenden Vortrag zu bebildern.
Wer in Porz-Mitte wohnt, kennt die Markttermine, aber wo sind die Höfe der Gemüsebauern? Nach eingehender Recherche machte sich der promovierte Mediziner auf den Weg. Und der führte ihn nicht ins weite Land, sondern nach Zündorf. Auf einem Hof gegenüber der Straßenbahn-Endhaltestelle fragte er Ende November 2014 einen alten Bauern höflich, ob er Fotos von den Feldern, Pflanzen und der Landarbeit machen dürfe. Der Bauer grummelte wohl nur zurück: „Da ist heut‘ nichts zu sehen, kommen Sie im März wieder, wenn Sie wollen.“
Porree-Aussaat mit der Pflanzmaschine (© G. Stachura)
Gerwin Stachura machte sich zunächst vom Acker. Aber im kommenden Jahr ist er wiedergekommen, und zwar nahezu täglich. Ein ganzes Bauernjahr hindurch. Mit einer Fujifilm-Kompaktkamera, um im Stil einer langen Fotoreportage die Entwicklungen auf den Feldern, Höfen und Märkten festzuhalten. So entstanden erste Bilder, fotografiert mit einer Festbrennweite, mitunter auf sehr staubigen Äckern. Die Anzahl der bewußt in schwarz-weiß gehaltenen Fotos wuchs und wuchs. Und in Gerwin Stachura reifte so langsam der Plan, eine Auswahl in einen erklärenden Bildband zu gießen. Unterstützt vom publikationserfahrenen rheinischen Fotografen Eusebius Wirdeier entstand ein als monatliche Chronologie gegliedertes Werk, das den bäuerlichen Produktions- und Distributionsprozess vom Sämling bis zum Markttag festhält und eingangs jedes Kapitels die bäuerlichen Aufgaben und Handlungen verständlich erläutert. Knappe Bildunterschriften integrieren die Fotografien in die Arbeitsabläufe.
Porree-Ernte bei null Grad (© G. Stachura)
Feldforschung
Der Bildband ist im Wortsinn als visualisierte und auch in den Texten sehr verständliche „Feldforschung“ zu lesen.
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