Artenschutz konkret: Kammmolch-Aufzucht

Die Biologin Michelle Etienne leitet das Aufzuchtprojekt auf Gut Leidenhausen (Foto: porzerleben.de)

In den 1960er und 1970er Jahren war es noch einfach: Wer Eidechsen, Frösche, Kröten oder Molche sehen wollte, begab sich in die Wahner Heide und wurde rasch fündig. Etliche Jugendliche legten sich im Garten Aqua-Terrarien an oder versorgten den elterlichen Teich mit Amphibien aus der Wahner Heide. Mitunter bestehen diese Populationen noch heute.

Doch inwischen hat sich vieles geändert: In der Wahner Heide dürfen die markierten Wege nicht verlassen werden, der aktuelle Bestand an Amphibien ist unbekannt. Viele Kinder und Jugendliche kennen sich mit Amphibien überhaupt nicht mehr aus – wie auch, Begegnungen sind selten geworden. Allgemein führen zudem wohl aus Asien eingeschleppte Pilzinfektionen seit drei Jahrzehnten zu einem Artensterben bei unseren heimischen Fröschen, Kröten, Feuersalamandern und Molchen.

Heute stehen alle Amphibien in Europa unter Naturschutz –  in Deutschland ist es seit 1987  streng verboten, diese Tiere zu fangen, in ihren Habitaten zu stören oder umzusiedeln. So ist auch das Sammeln von Laich oder Fangen von Kaulquappen heute nicht mehr erlaubt. Zudem dürfen gezüchtete Tiere nicht ausgewildert werden, weil sie Krankheiten in Biotope einschleppen könnten. Sogar das Beseitigen eines privaten Teichs ist verboten, wenn hier heimische Amphibien leben. Denn dies würde eine Zerstörung des Lebensraumes besonders geschützter Arten darstellen. Da auch Verkauf und Erwerb verboten sind, hilft bei einem neu angelegten Teich heute nur Geduld, bis sich Amphibien von selber ansiedeln.

Kammolchlarve im Aufzuchtbecken (Foto: porzerleben.de)

Als Beitrag für eine Stabilisierung der Kammmolch-Bestände rund um Köln führt das Umweltbildungszentrum Gut Leidenhausen ein zunächst zweijähriges Projekt durch. Finanziert vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln und unterstützt von der hiesigen NABU-Naturschutzstation, findet in drei Becken die Aufzucht unter Leitung der Biologin Michelle Etienne statt. Während die „besonders geschützten“ Teichmolche sich auch in vielen Gartenteichen tummeln, brauchen „streng geschützte“ Kammmolche anspruchsvollere Lebensräume. Sie werden auch mit bis zu 18 cm deutlich größer als Teichmolche. Ein Weibchen legt mehrere hundert Eier mit Hilfe der Hinterbeine einzeln in umgefaltete Blätter von Wasserpflanzen ab.  Für die Aufzucht in Leidenhausen werden adulte Tiere aus Gewässern der Umgebung „ausgeliehen“. Sie kehren nach erfolgreicher Eiablage zu ihrem Ursprungsgewässer zurück. Die schlüpfenden Jungtiere sollen hingegen in geeigneten Gewässern im Kölner Raum angesiedelt werden. Zum Projekt gehört auch Vermittlungsarbeit mit Schulen und interessierten Bürgern. Ein Austellungsaquarium mit einer Infotafel ist in Vorbereitung.

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