Villa Immendorf

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Wohnsitz der Kaufmannsfamilie Boullé[Bearbeiten]

Ein Bezug zu der offenen Rechnung? Inserat in Kaiserl. Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung Köln v. 30.4.1768

Der Zündorfer Kaufmann Johann Matthias Boullé beauftragte um 1760/61 den Baumeister Johann Georg Leydel, am Rhein eine repräsentative Kaufmannsvilla zu errichten. 1761 legte Leydel dem Kaufmann die ersten Pläne vor. Daraufhin wurde ein Architektenvertrag (Hauptakkord) geschlossen und der Baumeister begann mit seinem Werk. Doch während der Bauphase wünschte der Bauherr mehrfach Änderungen, wodurch anstatt der ursprünglichen Villa eine ausgedehntes Handelshaus mit Anbauten, Kellern und Nebengebäuden entstand, das sich vom Leinpfad (heute: Am Markt) bis zur später errichteten Klosterkapelle erstreckte.

(...) bald sollte der Bau mehr erweitert, bald ein, bald mehrere Keller, bald nur zwei Zimmer, bald der ganze Bau mit Zimmeren verfertiget und endlich mußte noch ein ganzer Nebenflügel, fort ein sehr großer, in den Rhein laufender Kanal daran geleget sein wie auch am Rhein ein ordentliches mit schweren Unkelsteinen eingefaßtes Bollwerk angelegt werden, dergestalten, daß der nunmehrige Bau mit Warenhaus, Branntweinsiederei, Remisen und Pferdeställen sowohl in der Größe als Form dem beim ersten Akkord zum Grund gelegten Projekt gar nicht mehr ähnlich siehet..."[1]

Leydel war mit seinen beiden Söhnen von 1762 bis 1765 mit der Ausführung der Arbeiten in Zündorf beschäftigt. Weil Boullé dem Baumeister aber über die ursprünglich vereinbarten 3200 Reichstaler den Mehraufwand nicht beglich, folgte ein Jahrzehnte langer Rechtsstreit, noch mit den Erben des Handelsherrn.

Inserat in Kölnische Zeitung v. 15.7.1829

Bereits im Jahr 1776 wurde das Gebäude wieder umgebaut. Aufgrund der massiven Restriktionen durch die französischen Besatzer verzog die Familie in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts nach Volberg, wo der letzte Handelsherr Boullé 1809 verstarb. Die Villa wurde in der zweiten Jahreshälfte 1829 mehrfach als "sehr geräumiges Boulle'sches Haus" zum Verkauf angeboten, ohne dass sich selbst bei weiteren Anzeigen in den Folgejahren ein Käufer fand. 1835 dann veranstaltete ein "H. Kuhlmann" als Gastgeber einen Neujahrsball in dem Gebäude. "Das Entrèe ist für jeden Herrn 10 Sgr., wofür eine gute Flasche Wein verabreicht wird."[2] Das Gebäude findet weiterhin keinen neuen Besitzer. Am 4.12.1843 wird es erneut im Gasthaus Broicher mitsamt Packhaus, Kran und weiteren Flächen zur Versteigerung angeboten[3].

AK-Ausschnitt 1917 mit Brauerei-Schornstein im Hintergrund
AK-Ausschnitt mit Villa links, um 1916, Verlag J.M. Ruelz

Wohnsitz der Brauerfamilie Immendorf[Bearbeiten]

Vermutlich wurde das Gebäude bereits in diesem Jahr von dem aus Langel stammenden Brauer Jacob Immendorf (1822-1887) erworben, das Lagerhaus/Packhaus jedoch wird am 21. März 1844 erneut zur Versteigerung angeboten. Immendorf inserierte erstmals 1847 als Wirt und Tanzsaalbesitzer anläßlich der Frühlingskirmes einen Ball in Niederzündorf. In der Villa wohnte er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern Peter und Catharina. Die Tochter starb bereits mit 14 Jahren nach vierwöchiger Krankheit 1861. Im Jahr 1882 ließ Jacob Immendorf die Villa modernisieren und über dem hochgelegten Eingang einen Fries mit zwei Putten anbringen, die ein Tuch mit der Inschrift "Immendorf" halten.

Den hölzernen Hafenkran zerstörte bereits im Februar 1850 das mit starkem Eisgang verbundene Rheinhochwasser. Die Villa selber wurde erst Ausgangs des 2. Weltkriegs Anfang 1945 Opfer durch Artilleriebeschuss, nur die Mauern des Erdgeschosses blieben erhalten. Von der linken Rheinseite erwiederten - so Zeitzeugen - alliierte Panzer einen Maschinengewehrbeschuss aus einem Fenster der Villa. Durch die Panzergeschosse wurde das Gbis dahin bewohnte und voll eingerichtete Gebäude weitgehend zerstört. Als Ruine bestand das Haus unter der Adresse Am Markt 2 noch bis in das Jahr 1962[4]. Heute erinnert an die Immendorfsche Villa nur noch ein kleines unscheinbares Gebäude an der Groov - es war mal das Teehaus mit Dachterrasse für die Familie.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Mahlberg, Hermann Josef: Johann Georg Leydel. In: Rechtsrheinisches Köln, 4.1978.

  1. Aus der späteren Klageschrift Leydels, zit. n. Mahlberg.
  2. Kölnische Zeitung v. 25.12.1835.
  3. Hierzu werden in der Kölnischen Zeitung vorab mehrere Anzeigen geschaltet.
  4. vgl. KStA Porz v. 22.9.1962 (mit Foto).