Handelshaus Boullé

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Historie[Bearbeiten]

vermutlich Baugleich: Kran in Mülheim von 1776; Forograf unbekannt

Johann Matthias Boullé[Bearbeiten]

Johann Matthias Boullé (1712 - ca. 1769) stammte aus dem nordhessischen Ort Mengeringhausen im Landkreis Waldeck und war bei seiner Geburt evangelisch-lutherisch getauft worden. Er zog in den 1730er Jahren nach Niederzündorf, um die Nachfolge des Handelsherrn Bruno Martens (1695 - 1769 Arnheim, NL) anzutreten, der das Dorf wieder verlassen hatte. Boullé übernahm somit auch das direkt am Hafen gelegene Martens'sche Wohn- und Geschäftshaus. Hier handelte er gemeinsam mit seinem Kompagnon Philipp Friedrich Huth mit Agrarerzeugnissen, Tuch, Garn, Öl, Kerzen und Seife. Für seinen Getreidehandel besaß er wohl seit 1738 ein kurfürstliches Privileg auf 12 Jahre, das 1750 und 1763 verlängert wurde[1]. Im Jahr 1738 erhielt Boullé die Pacht für den Holzaufwuchs der Zündorfer Insel und heiratete im selben Jahr Anna Katharina, geb. Schleifgart (1716-1781, auch Schleffgarth).

Um 1762 ließ er das alte Haus niederlegen und baute an gleicher Stelle an der Ecke Gütergasse/Am Markt ein neues großes Handelshaus als Villa mit zahlreichen Nebengebäuden und Kellern. Zudem installierte er später einen der beiden in Zündorf vorhandenen Rheinkrane. 1769 starb der Handelherr und wurde auf dem evangelischen Friedhof in Mülheim begraben[2]. Danach zog die Witwe nach Mülheim und die verheirateten Söhne führten das Handelshaus fort.

Ein tragisches Unglück[Bearbeiten]

Das Ehepaar Boullé hatte zwei Söhne und eine Tochter: Rudolph Phillipp Boullé (1741 Zündorf - 1809 Hofffnungsthal-Volberg) erbte gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder das Handelshaus. Susanne Elisabeth Boullé (1747 Zündorf - 1814 Mülheim) heiratete Peter Bemberg und zog nach Mülheim, sie hatten sechs Kinder. Johann Daniel Andreas Boullé (1751 Zündorf - 1778 Zündorf) war der jüngere Sohn. Doch er ertrank zusammen mit seiner Ehefrau Johanna, geb. Basse im Mai 1778 bei einem Unglück im Rhein; sie hinterließen ihre neun Monate alte Tochte Johanna Katharina.

"Am vergangenen Dienstag, den 26sten May, gegen 11 Uhr Morgens, hat sich zu Deutz, Cölln gegenüber, ein thränenwürdiges Unglück zugetragen. Ein vornehmer junger Handelsherr aus Zündorf war mit seiner 19jährigen Frau Gemahlinn daselbst in einer Calesche angekommen, und warteten auf die Rückkehre der fliegenden Rheinbrücke. Die regnerische Witterung veranlasste das junge Ehepaar, nicht auszusteigen. Nun ereignete es sich, daß das Pferd schüchtern ward, und plötzlich mit der Kalesche die bey dem dermaligen seichten Wasser sehr gahe abhangende Landbrücke spornstreichs herab rennete. Der Knecht ergriff zwar den Zügel, und hoffte, nach Umfasung des Geländers, den Gaul zu bändigen; allein, der Zügel brach, und die Calesche stürzte in schnellem Laufe in die Fluten, wo beyde Ehegatten hülflos ihr Leben einbüsseten, und das Pferd zugleich ertrank.[3]

Rudolf Philipp Boullé[Bearbeiten]

Rudolf Philipp Boullé war mit Johanettea Maria geb. Schumacher verheiratet. Das Ehepaar Boullé hatte acht Kinder. Rudolfs Aktivitäten beschränkten sich nicht auf Zündorf. Regelmäßig finden sich in der Rubrik "Angekommene Herrschaften" in der regionalen Zeitung Einträge über den Besuche des Kaufmann Polle, Boulle, Belle oder Bulle von Zündorf in Siegburg[4] und Düsseldorf. In Volberg (heute Rösrath-Hoffnungsthal), einer der ältesten lutherischen Gemeinden der Region (seit ca. 1560) und zwei Stunden von Zündorf entfernt, gründete Rudolf Philipp 1773 ein Hammerwerk. 1776 ließ er sein Haupthaus (die spätere Villa Immendorf in Zündorf umfassend renovieren und wohl auch vergrößern. In Volberg errichtete er 1784 für seinen Hammermeister ein repräsentatives Wohnhaus. Dieses heute als Villa Reusch bekannte Gebäude steht dort noch heute denkmalgeschützt. Die Geschäfte liefen ausgezeichnet, bis die Auswirkungen der französischen Revolution den Rhein erreichten. Dann sorgten die Rahmenbedingungen der französischen Besatzung mit hren Einquartierungen und Verboten für den Niedergang der Zündorfer Kaufleute. Rudolf Philipp zog nun dauerhaft nach Hoffnungsthal, wo er 1809 verstarb.

Das dortige Staab- und Reckhammerwerk wurde 1814 mit Villa und allem zugehörigen Land versteigert.[5] Die Tochter Elisabeth Maria heiratete 1789 Gerhard van Hees (1761-1797), den Sohn des Zündorfer Kaufmanns Dirk van Hees Die Zündorfer Immobilie erwarb Jahre später der Brauer Jacob Immendorf, er war zu einem späteren Zeitpunkt auch Käufer der in Niederzündorf der Familie Boullé gehörenden Ackerflächen.

(Vertiefung erwünscht)

Quellen, Literatur, Links[Bearbeiten]

Mahlberg, Hermann Josef: Johann Georg Leydel. In: Rechtsrheinisches Köln, 4.1978.
Boley, Karl H.: 1000 Jahre Zündorf am Rhein. Köln 2008.

  1. lt. Mahlberg, Stadtarchiv Bergisch Gladbach A 210.
  2. vgl. Ev. Gemeinde Mülheim (Hg.): Ein Rundgang über den evangelischen Friedhof in Köln-Mülheim. Köln o.J. Nach Mahlberg starb J.M. Boullé jedoch erst 1774.
  3. Kaiserl. Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung zu Köln v. 30.5.1778. Die Beerdigung fand Anfang Juni 1778 auf dem Mülheimer Friedhof statt.
  4. vgl. zB. Gülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten v. 257.10.1778
  5. vgl. Kölnische Zeitung v. 20.11.1814.