Am Markt 4

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Das 19. Jahrhundert[Bearbeiten]

Ansichtskarte um 1917, Verlag unbekannt

In Zündorf am Marktplatz an der Groov liegt dieses historische Gasthaus. Gegründet wurde es von Gottfried Geilenberg (+1892) im Jahr 1859 im Gebäude des ehemaligen Dülmannshof in Oberzündof. Er stammte aus einer alten Zündorfer Familie und war mit Maria Agnes Ewald verheiratet[1]. Ab 1864 inserierte er als Bierbrauer seinen großen, neuerbauten Saal[2]. Er hatte um 1869 einen "Bier-Kühl-Apparat" von Wilhelm Rommers, Hitdorf, in Benutzung. Sein Nachfolger wurde um 1873 der Kölner Bierbrauer Anton Ignaz Heinrich Mestrum, verheiratet mit Elise geb. Mies. Ihm stürzte im März 1876 der im Bau befindliche Bierkeller durch Hochwasser, verbunden mit Wind in Orkanstärke, ein. Mestrum wurde im März 1877 zahlungsunfähig, daraufhin sein Besitz im August versteigert[3]. Der Erwerber war der Bierbrauer und Kaufmann Heinrich Engels aus Eitdorf[4]. 1880 errichtete Engels am Rosenhügel einen großen Bier- und Eiskeller und betrieb auch das Gasthaus. Doch auch er musste im Juni 1891 zunächst für seine Eitorfer Firma, im April 1892 auch für die Zündorfer Brauerei Konkurs anmelden. Im Februar 1894 gab Engels die Wirtschaft in Niederzündorf auf und verkaufte sämtliches Mobiliar.

Unionbrauerei AG[Bearbeiten]

Um 1900 kaufte der Braumeister Fritz Bautz aus Mönchengladbach[5] Brauerei und Gasthaus und errichtete am 3.3.1900 die Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz Actiengesellschaft. Sie war mit 600.000 Mark ausgestattet und sollte seine Unionbrauerei fortführen. Von den 600 Aktion hielt Bautz zunächst 596 selber und sicherte sie durch seine Grundstücke (Wohnhaus, Brauerei, Anbau, Bier- und Eiskeller) und Maschinen ab[6]. Im August 1900 erlitt ein Arbeiter in der Brauerei einen tödlichen Unfall. Im Geschäftsjahr 1901 entstand "durch die allgemeine ungünstige Geschäftslage" ein Betriebsverlust von 7600 Mark, in den folgenden vier Jahren wurden jährlich Betriebsüberschüsse zwischen 20.000 und 40.000 Mark erwirtschaftet, 1906 sogar über 50.000 Mark. Danach sanken die Betriebsüberschüsse wieder ab. 1905/06 wurde das Schank- und Kühlhaus neu aufgebaut, nachdem das Gebäude niedergebrannt war. 1908 wurde das Sudhaus aufgestockt. Vermutlich wird die Verbindung zum Gasthaus zu dieser Zeit beendet.

Das Gartenrestaurant[Bearbeiten]

Das Gasthaus übernahm um 1907 Balthasar Platz. Er baute in den Jahren 1906/07 in der Hauptstraße 111 ein neues Wohn- und Geschäftshaus und ein Backhaus (Flur 2, Nr. 682/85 und 694/84). Für das Gasthaus am Marktplatz (Flur 2, Nr. 662/201) erhielt er 1907 die Genehmigung zum Bau eines Landungsstegs für Bootsverbindungen von Köln. Zudem errichtete er um diese Zeit auch eine Ufermauer. Ende August 1910 suchte er einen "starken jung. Mann, der Motorboot fahren kann"[7]. Er inserierte in den folgen fünf Jahren seine Gartenwirtschaft mit neuem Tanzsaal und Kegelbahn und nannte sie ab 1913 Zur Rheinlust. Auf einer Ansichtskarte von 1917 ist der Steg bereits nicht mehr vorhanden. Zu dieser Zeit trug das Gasthaus die Adresse Zündorf Nr. 208.

Der nächste Wirt hieß Mathias Krämer. Er errichtete am Rhein ein kleines "Strand Restaurant", legte erneut eine Holzplattform als Anleger für Kähne und Paddelboote an und warb für seine "Strandbadgaststätte" mit einem schönen Badestrand samt Zeltplatz[8]. Ab wann Willi Balven das Gasthaus samt Gartenwirtschaft übernahm, ist noch zu klären. 1966 modernisierte Willi Keller den Gasthof und baute ihn um. Er bestand nun aus Schankraum, Speiseraum, Clubzimmer und Gesellschaftsraum.

Heute kennt man die Gastwirtschaft unter dem Namen Groov-Terrasse.

(Vertiefung/Fortsetzung erwünscht)

Gastleute[Bearbeiten]

Inserat, Kölner Lokal-Anzeiger v. 9.5.1913
  • 1859-1873: Gottfried Geilenberg
  • 1873-1877: Heinrich Mestrum
  • 1882-1894: Heinrich Engels
  • 1895 - um 1906: Fritz Bautz
  • um 1907 - 1918: Balthasar Platz
  • 1919 - nach 1939: Mathias Krämer
  • um 1951: Willi Balven
  • um 1960 - nach 1971: Willi Keller

Groov-Terrasse

  • 1970er Jahre: J. Dannewald + L.Mazzei
  • 1996-2020: Günter Klein
  • seit 2021: Groov Gastro GmbH

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Geschäftsdaten der Unionbrauerei veröffentlicht in Kölnische Zeitung

  1. vgl. Boley, Karl H.: 1000 Jahre Zündorf am Rhein. Zündorf 2008. S. 141
  2. vgl. Kölnische Zeitung v. 9.9.1864
  3. vgl. Kölnische Zeitung v. 11.8.1877. Das Verfahren zog sich noch zwei Jahre hin, zwischenzeitlich starb auch noch das Töchterchen Gertrud.
  4. Im Januar 1879 gründete er mit einem Kollegen aus Eitdorf eine Offene Handelsgesellschaft und spätere Bierbrauerei, an der er bis 1890 beteiligt blieb.
  5. Bautz war seit 1879 im Vorstand der "Bayerische Bierbrauerei AG" in Mönchengladbach, ab .
  6. vgl. Kölnische Zeitung v. 14.6.1900
  7. General-Anzeiger v. 27.8.1910
  8. AK-Text, Verlag Walter Lipphardt 1939