Militärfriedhof Wahnheide

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Erste Bestattungen[Bearbeiten]

Während und nach dem gewonnenen Deutsch-Französchischen Krieg 1870/71 wurden im Rheinland zahlreiche Kriegsgefangene aus der französischen Armee untergebracht. Auch in der Wahner Heide entstand ab dem 11. September 1870 ein Gefangenenlager, in dem bis zum 15. Juli 1971 rund 10.000 Personen interniert waren. Die Gefangenen wohnten zunächst in Zelten, dann in Baracken. Die ersten sechs an Verwundungen oder Krankheiten verstorbenen Gefangenen wurden noch auf dem Kirchhof von St. Aegidius beigesetzt[1]. 45 weitere Tote bestattete man von Februar bis Juli 1871 auf dem sogenannten Franzosenhügel, der am 18.1.1872 einen Obelisken mit einer Gedenktafel und den Namen dieser Kriegsgefangenen erhielt.

Verlegung[Bearbeiten]

Der Franzosenhügel geriet Mitte der 1880er Jahre in die verlängerte Schießbahn der Artillerie, weshalb der Friedhof Anfang 1886 an die Wahn-Altenrather-Straße (heute Bonner Straße innerhalb des Kasernengeländes) verlegt wurde. Zwei Erweiterungen folgten 1904 und 1914, so dass eine Gliederung in drei Gräberfelder entstand. Beerdigt wurden hier Soldaten verschiedenster Nationen: Deutsche, Franzosen, Belgier, Russen, Niederländer, Polen, Serben. Die genaue Zahl ist unbekannt, da es auch Rückführungen in Heimatländer gab. Auf dem Obelisk brachte man eine Ergänzung für die toten Franzosen der Jahre 1914-1916 an. Auch die in dieser Zeit beigesetzten Russen erhielten ein Denkmal.

Zwischen 1904 und 1918 wurden zudem auch deutsche Soldaten auf dem Friedhof beerdigt.

Denkmal Reichpietsch und Köbis[Bearbeiten]

Die Anführer der Marineunruhen als Antikriegsbewegung im Frühjahr/Sommer 1917 bei Wilhelmshaven wurden nach einer größeren Protestaktion von der Marineführung verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt. Es ergingen zehn 10 juristisch unhaltbare Todesurteile. Vollstreckt wurden davon nur zwei an Max Reichpietsch und Albin Köbis. Zur Vermeidung von Unruhen hatte man die beiden nach Köln gebracht. Am 5. September 1917 wurden sie auf direkte Weisung von Flottenadmiral Scheer, der sich der Rechtswidrigkeit bewußt war, aber ein Exempel statuieren wollte, gegen 7 Uhr morgens erschossen. Die Taten wurden unter Leitung eines Major von Möhrs durch ein Detachement in Kompaniestärke begangen. Die Eltern von Reichpietsch wurden erst 10 Tage später durch einen zurückgehaltenen Brief hiervon unterrichtet. Ein Untersuchungsausschuss des Reichstags bestätigte 1928 das Unrecht.

Ein Bild von der Feier 1928 - AK-Ausschnitt, Oktober 1928, Verlag unbekannt

Seit 1926 bis 1932 beging die KPD auf dem Militärfriedhof jährlich im September eine Gedächtnisfeier für die beiden Hingerichteten, die zugleich eine stark besuchte Demonstration der Arbeiterschaft war. Auch die Kölner SPD reklamierte 1927 mit einer einmaligen Feier die beiden Getöteten als Teil ihrer jüngeren Geschichte.
Schließlich ließ der Rote Frontkämpfer-Bund (RFB) 1928 durch den Kölner Bildhauer und bekennenden Pazifisten und Kommunisten Hein Derichsweiler einen Gedenkstein mit den Bronze-Porträts der beiden Matrosen anfertigen. Bei einer Feier am 16. September 1928 wurde der 1,80 m hohe Granitstein mit der Aufschrift "Unseren Kameraden" über den Gräbern enthüllt.

NS-Zeit 1933 bis 1945[Bearbeiten]

Bereits Ende Dezember 1932 fiel das Gelände wieder an den Preußischen Staat und wenig Monate später begann die Remilitarisierung unter dem Deckmantel kasernierter Landespolizei. In den Folgejahren gab es kaum Beerdigungen, erst im Zweiten Weltkrieg wurden deutsche, polnische und russische Soldaten hier beigesetzt. 'Karl Benczek, von 1940 bis 1944 Kommmandant des Truppenübungsplatzes, ließ in den Jahren 1942 und 1943 zudem seine beiden im Krieg gefallenen Söhne Ferdinand (20 Jahre) und Dieter (21 Jahre) auf diesem Friedhof beerdigen.

1945 bis heute[Bearbeiten]

Nach 1945 galt der Friedhof nur noch als historische Beerdigungsstätte. Jedoch gestattete die britischer Verwaltung im Jahr 1951, dass der verstorbene Kommmandant des Truppenübungsplatzes, nunmehr Oberst a.D. Karl Benczek bei seinen Söhnen beerdigt werden durfte. Söhne und Vater erhielten einen gemeinsamen Grabstein.

Das Areal ist heute an sich ein öffentlicher Friedhof im Besitz der Stadt Köln. Jedoch bildet es eine Enklave in der Luftwaffenkaserne und ist daher nur nach einer Sicherheitsüberprüfung zugänglich. Daher ist eine Anmeldung erforderlich und beim Zutritt über die Neue Hauptwache, Flughafenstraße 1, erfolgt eine Ausweiskontrolle.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Schleweit, Klaus: Der Militärfriedhof Köln-Porz-Wahnheide. In: Rechtsrheinisches Köln, Band 26.
Onlineprojekt Gefallenendenkmäler (Link)

  1. 1872 stifteten Franzosen für diese Toten ein Kreuz auf dem Kirchhof, das seit 1895 auf dem Wahner Friedhof aufgestellt ist.