Drahtseil- und Kabelfabrik Felten & Guilleaume

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Das Unternehmen[Bearbeiten]

Am Anfang des Unternehmens, abgekürzt F&G, steht 1682 die Seilerei von Hartmann Felten in Köln. Die Manufaktur expandierte im 19. und 20. Jahrhundert zu einem Großbetrieb mit rund 8.000 Beschäftigten. Ab 1835 fertigte das Unternehmen auch Drahtseile, nach denen große Nachfrage im Bergbau, in der Schifffahrt und im Brückenbau bestand. Ab Mitte der 1850er Jahre kamen Telegrafenkabel und -drähte hinzu. 1873/74 entstand die Produktionsstätte Carlswerk im Norden von Mülheim. Felten & Guilleaume gelang es zunächst, in der Kabelproduktion eine Monopolstellung zu entwickeln. Es war bis 1876 das einzige Unternehmen auf dem Kontinent, das Kabel herstellte. Das Werk in Mülheim wurde beständig ausgebaut, im Jahr 1918 waren knapp 8.200 Personen beschäftigt. Das Unternehmen entwickelte sich durch Firmenübernahmen zum Konzern. Hierzu gehörte auch die Isoliermittelfabrik Meirowsky & Co. AG in Porz. Sie wurde 1925 aufgekauft und ab 1941 als Dielektra AG weiter geführt. Bereits in den 20er Jahren wurde der spätere Luxemburgische Stahlkonzern Arbed größter Einzelaktionär, wohl in den 1950er Jahren Mehrheitsaktionär. Zur weiteren Entwicklung siehe bei Wikipedia.

Standort Lind[Bearbeiten]

1845 erwarb das Unternehmen unter der Leitung von Theodor Guilleaume Flächen in Lind, insgesamt 40 Morgen Land als Betriebsfläche. Der Standort Linderheide, nach dem Gründer "Theodorshöhe" genannt, bot aus Sicht des Unternehmens einen niedrigen Bodenpreis, ein geringes Lohnniveau und ein großes Potential an Arbeitskräften. Hier wurde das Werk Lind errichtet, zunächst als Hanfspinnerei und Seilerei mit entsprechendem Flächenbedarf. Die Seilerbahn war erheblich länger als diejenige im Kölner Hauptwerk. So konnten besonders lange und schwere Hanfseile hier hergestellt werden. Hinzu traten Vorprodukte, die gehechelt und gesponnen wurden. Das Personal bestand aus 50 bis 80 Arbeiter/-innen, darunter auch zahlreiche Kinder und Jugendliche. Bereits 1846 eröffnete eine eigene Fabrikschule, sie unterstand der Schulaufsicht des Pfarrers von Wahn. Nach den geltenden Bestimmungen konnten Kinder 1845 ab dem 9. Lebensjahr beschäftigt werden, das Mindestalter erhöhte sich bis 1855 schrittweise auf 12 Jahre. Durch die Fabrikschule konnte die Schulpflicht in Elementarschulen umgangen werden. In der Fabrikschule Lind wurden in den meisten Jahren statt der üblichen 30 Wochenstunden der Dorfschulen lediglich 8 Stunden Elementarunterricht an vier Tagen nach der Arbeit, durch den Dorflehrer von Wahn, von 18-20 Uhr gehalten. Hinzu kamen bis zu vier Stunden Religionsunterrricht durch den Wahner Pfarrer. Zwar entfiel das Schulgeld, aber es war deutlich eher eine Hilfschule denn eine vollwertige Regelschule. Um 1850 arbeiteten im Werk etwa 25 schulpflichtige Kinder, zudem acht Jugendliche über 13 Jahren. Die Kinder kamen aus Spich, Lind, Biesel und Wahn und entstammten den sozial schwächsten Familien: Witwen ohne Gewerbe, Tagelöhner, Besenbinder, Knechte, Ackerer und Bergarbeiter finden sich im Fabrikschul-Verzeichnis. Die Tätigkeiten entsprachen Arbeiten in einer Textilfabrik: Garne von Hand spinnen, Gespinste und Fäden für Bindfäden herstellen, Hanflitzen für Hanfseile fertigen. Von den 1854 im Werk tätigen Kindern waren zwei mit 8 Jahren, 14 mit neun Jahren und 12 mit zehn Jahren eingestellt worden, darunter insgesam drei Mädchen. Hielten sich somit die Personalkosten sehr niedrig, so zeigten sich schon bald die Transportkosten der Hanfseile über das vorhandene Straßennetz als erheblicher, aber insgesamt noch tragbarer Kostenfaktor. Sie reduzierten sich erst durch die Eröffnung des Bahnhof Wahn im Januar 1859.

Ab 1853 entstand in Lind zusätzlich ein Drahtwalzwerk zur Drahtherstellung mit einer Verzinkerei nach englischem Vorbild. Damit waren viele Tätigkeiten für Kinder nicht mehr geeignet, zugleich wurden die Regeln für ihre Beschäftigung und den Betrieb der Fabrikschule verschärft und häufiger kontrolliert. Das Werk reduzierte daraufhin die Zahl der Kinder unter den Arbeitern deutlich und schloss die Fabrikschule 1858.

In den 1860er Jahren zeigten sich immer deutlicher die Nachtelie des Standorts, die auf seine Ertragskraft drückten: Besonders die notwendige Qualifizierung des Personals für die anspruchsvollen Arbeiten der Drahtseilproduktion scheiterte, auch waren die Transporte über das vorhandene Straßennetz zum Bahnhof Wahn oder zum Rhein weiterhin zeitaufwendig und teuer. Ab dem Jahr 1874 wurden daher zunächst Drahtseilproduktion und -verarbeitung allmählich in das neue Werk Mühlheim verlagert, dann folgte die Verlagerung der Seilerei in das Kölner Stammwerk. 1877 endete die Produktion in Lind, noch vorhandene Walzstraße erwarben die Rheinischen Walzwerke. Das Grundstück wurde einige Jahre später veräußert. Auf ihm entstand ab 1882 eine Dynamitfabrik.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Günther Schulz: Kinderarbeit und Fabrikschule bei der Seilfabrik von Felten & Guillaume in der Linder Heide (1845-1858). In: Rechtsrheinisches Porz, 13.1987.
Buschmann, Walter: Felten & Guilleaume in Köln (Link)