Handelshaus Peletier
Historie[Bearbeiten]
Ein erfolgreiches erstes Jahrzehnt[Bearbeiten]
Der Handelsherr Friedrich Karl Peletier (1736 - 1792 Zündorf) errichtete 1785 in Niederzündorf zwischen Enggasse und Gütergasse auf der dem Rhein zugewandten Seite ein geräumiges Haus. Es trug die Hausnummer Niederzündorf Nr. 12. Die Familie Peletier stammte aus der ehemaligen Grafschaft Solms, hier wurde Friedrich Karl geboren. Er handelte zunächst in Köln mit niederländischen Spezereien und gehörte zur reformierten Gemeinde Frechen, war also evangelisch. In seiner Mitgliedschaft im Illuminatenorden führte er den Namen "Maternus". Zum hatte er bis zu seinem Tod die Funktion des Württtembergischen Residenten in Köln inne. Um 1780 wohnte er in Köln an St. Marien, zog aber um 1785/87 mit seiner Ehefrau Rachel, geb. Bolkhaus (+1814 Zündorf) und seinen drei Kindern nach Zündorf. Kurz vorher hatte er gemeinsam mit weiteren Kölner evangelischen Kaufleuten einen Antrag an den Rat der Stadt Köln gerichtet, in der Stadt eine evangelische Kirche und eine evangelische Schule erbauen zu dürfen und als evangelische Kaufleute die gleichen Rechte wie die katholischen Kaufleute zu erhalten. Der Rat genehmigte den Antrag 1787 zunächst. Doch aufgrund der nun folgenden erheblichen Proteste und Anfeindungen seitens der Kölner Katholiken wurde der Beschluss 1788 revidiert. Gleichzeitig erhoben die katholischen Kaufleute nun ihrerseits Forderungen, die Rechte der evangelischen Kaufleute noch weiter zu beschneiden[1]. Das Speditions- und Handelsgeschäft in Zündorf florierte, Peletier hatte überregionale Handelsbeziehungen bis in die Niederlande. Im Niederzündorfer Hafen gehörten ihm gleich zwei Kräne. 1792 starb der Gründer, seine beiden ledig gebliebenen Söhne Abraham Friedrich Peletier (1771-1811) und Elias August Peletier (1772-1854) übernahmen das Geschäft.
Niedergang unter französischer Herrschaft[Bearbeiten]
Zwei Jahre später standen die Franzosen in Köln und im gesamten rechtsrheinischen Gebiet. 1794 wurde der Rhein zur Grenze zwischen Frankreich und Deutschland, was den Warenverkehr über den Fluss stoppte. Vier Jahre später verlief am Rhein eine Zollgrenze, wobei die Zölle prohibitiv hoch festgesetzt waren. Dies behinderte den Handelsweg über Niederzündorf. Köln und das gesamte linksrheinische Gebiet waren für die rechtsrheinischen Kaufleute als Absatzzone ganz verloren.
Die Familie wurde zudem durch die Feldzüge des Ersten Koalitionskriegs, in deren Verlauf der Raum Porz mehrfach wechselnde Besetzungen durch französische und österreichische Armeen erlebte, erheblich belastet. Denn französische Generäle und Offiziere nutzten das Peletier'sche Haus zwischen September 1795 und Januar 1799 mehrfach als Hauptquartier im Rechtsrheinischen, ohne dass für die Kosten der Einquartierung, die verbrauchten Lebensmittel und den begleitenden Vandalismus ein Ausgleich geflossen wäre. Die Peletiers bilanzierten im Jahr 1800 in einem Aktenstück detailliert ihre Kriegsverluste, die sich auf rund 7.000 Reichstaler summierten[2]. Nur ein Bruchteil davon war durch Rücklagen abgedeckt, für den Großteil verschuldete sich die Familie bei ihren Lieferanten. 1799 war die Firma zahlungsunfähig. Hoffnungen, binnen drei Jahren den Großteil der Schulden wieder begleichen zu können, erfüllten sich nicht. In den Folgejahren war Abraham Friedrich Peletier weiterhin als Händler tätig, er nahm an den Beratungen der Zündorfer Kaufleute über ihre Belange teil. Jedoch bereits 1807 zahlte die Firma anstatt der Steuern erster Klasse nur noch einen Betrag, der nach der elften Klasse bemessen wurde. Das Gebäude erhielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Hausnummer 5[3].
Die letzten Jahrzehnte[Bearbeiten]

1811 starb Abraham Friedrich Peletier im Alter von nur 40 Jahren, das Haus war zwar noch vorhanden, es gab aber keinen weiteren Besitz mehr. Sein Bruder Elias August Peletier führte das Handelshaus nun alleine als Agrar- und Kohlenhandlung weiter. Doch mit den Jahren gingen die Geschäfte immer weiter zurück, wie aus den Steuerlisten hervorgeht. Dadurch stiegen die Verbindlichkeiten. Für den 16. Juli 1827 war eine Möbelversteigerung "bis zum Ausverkauf" angesetzt, darunter auch "Klaviere" (siehe nebenstehend).
Im März und Mai 1828 war das Haus sogar zur Versteigerung aufgerufen, offensichtlich fand sich aber bei beiden Terminen kein Interessent:
Provisorische Versteigerung. Mittwoch, den 30. April d.J., morgens 11 Uhr, werden zu Niederzündorf in dem mit zu versteigernden Peletier'schen Hause das der vakanten Masse von Friedrich Karl Peletier und Rachel Bolthaus zugehörige, daselbst in der Enggasse unter No. 12 gelegene, sehr geräumig, zum Großhandel eingerichtete Haus mit dazu gehörigen geräumigen Lagern, Scheune, Stallungen, Remise, Gärten, Hofräumen, Bleichplätzen; das daselbst unter No. 24 gelegene Häuschen, sodann der daselbst am Rhein gelegene, in gutem Zustande befindliche Krahnen mit Lagerhaus und freiem Platze, auf Betreiben und in Anwesenheit des (...) der provisorischen Versteigerung ausgesetzt.[4]
Nach dem Tod von Elias im 82. Lebensjahr im August 1854 in Zündorf stand das Haus dann viele Jahre leer. Die ihre Brüder überlebende Sara-Karoline Peletier (1782-1878) verkaufte 1864 schließlich das Anwesen für 5.000 Reichstaler an die Ordensschwestern der Cellitinnen im Bürgerhospital der Stadt Köln, einem Armenhaus für Kranke und Invalide. Zugleich stellte sie die Bedingung, auf ein lebenslanges Wohn- und Pflegerecht für sich selbst, denn sie war erblindet. Sie starb 1878 im Alter von 96 Jahren. An die Familie Peltier erinnert heute in Zündorf nur noch der zwischen Hauptstraße und Schmittgasse verlaufende Peletierweg; er liegt historisch gesehen allerdings bereits in Oberzündorf.
Die weitere Entwicklung wird unter Kloster zum heiligen Josef fortgeführt.
Exkurs: Der Trierer Domschatz[Bearbeiten]
Nach Ausbruch der französischen Revolution wurde im Haus Peletier vorübergehend der Trierer Domschatz, darunter der hl.Rock Christi, verwahrt. Um den Schatz vor den Franzosen zu retten, wurde eine falsche Fährte gelegt: Zunächst transportierte ihn ein Fuhrwerk nach Zündorf, wo er ein paar Tage in den geräumigen Kellern des Hauses lagerte.
Quellen, Literatur, Links[Bearbeiten]
- ↑ vgl. Jeffry M. Diefendorf: Businessmen and Politics in the Rhineland 1789-1834, Princeton 1980, S. 40f.
- ↑ Gebhard Aders: Die Belastungen der Zündorfer Firma Peletier in den Kriegsjahren 1795-1798. In: Rechtsrheinisches Köln 8.1982.
- ↑ Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lautete die Adresse Enggasse 12. Heute trägt das denkmalgeschützte Anwesen die Adresse Gütergasse 33-41
- ↑ Amtsblatt Regierungsbezirk Köln 1828, Stück 13 v. 25.3.1828