Wieneke & Co GmbH

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Wieneke & Co

Anzeige, Kölner Lokal-Anzeiger 12.10.1916

Im Mai 1899 wurde die Firma "Wieneke und Cie. GmbH" mit Sitz in Porz in das Handelsregister eingetragen. Ihr Stammkapital betrug 270.000 Mark. "Gegenstand des Unternehmens ist Fabrication und Handel von Thonröhren, Thonwaren und Baumaterialien." Gesellschafter waren der Rentner Julius Jäger (136.000 Mark) und der Ingenieur Bartholomäus Scherer (114.000 Mark), beide aus Ehrenfeld, sowie Fritz Wieneke (20.000 Mark), Kaufmann und Fabrikant zu Köln. Jäger und Wieneke wurden zu Geschäftsführern bestimmt. An der Bahnhofstraße 53 in Porz entstand eine Steinzeugröhrenfabrik, sie nahm ihren Produktion am 1. Juli 1900 auf und spezialisierte sich auf die Herstellung von Tonröhren für den Kanalisationsbau. Das große Firmengelände begann östlich der Wohnbebauung der Friedrichstraße und reichte bis zur Eisenbahntrasse. Fritz Wieneke (1854-1925) zog in die Direktionsvilla an der Bahnhofstraße 53, er engagierte sich in den folgenden 15 Jahren auch als Gemeindeverordneter der Zentrumspartei im Rat der damaligen Gemeinde Heumar. Im Ersten Weltkrieg prosperierte die Firma durch Heereslieferungen. 1933 war der Sohn Fritz Wieneke Geschäftsführer, zudem um das Jahr 1939 Dr. Willi Czowoydzinski und Georg Diderich aus Köln. Im Zweiten Weltkrieg diente der Luftschutzbunker der Firma auch vielen Nachbarn als Schutzraum. Bei einem Luftangriff am 17.10.1944 mit Spreng- und Brandbomben wurden Teile der Fabrik zerstört.

Ab 1950: Großpeter-Lindemann

1947/48 begann der Wiederaufbau der Fabrik, dazu gehörten zwei markante Schornsteine. Eigner ist ab 1950 die Großpeter-Lindemann GmbH, Groß-Königsdorf. Das Werk firmiert als "Werk II, Porz" und beschäftigt zur Produktion von Kanalisationssteinzeug 58 Mitarbeiter. Die Produktivität beträgt monatlich 700 Tonnen, infolge Kohlenmangels kann die Vollauslastung nur zu 70% erreicht werden. Der Ton kommt aus dem eigenen Werk in Frechen, exportiert wird auch nach Dänemark, Holland, Italien und in die Schweiz[1]. Die Fabrik war Kartellmitglied der Verkaufsgemeinschaft Deutscher Steinzeugwerke. Um 1956 übernimmt die Didier-Werke AG, Wiesbaden das Porzer Werk. Sie stellt feuerfeste Stoffe her und will ihr Betätigungsfeld erweitern. Zu dieser Zeit nutzt das Werk noch die gesamte Betriebsfläche. Der Besitzerwechsel ist allerdings nur vorübergehend, denn 1963 kauft Grosspeter-Lindemann das Werk zurück.[2] Zur Deckung der Arbeitskräfte wurden nun Arbeiter in Italien angeworben. Im Juli 1964 fusionierte die Großpeter-Lindemann-Gruppe mit der AGROB Aktiengesellschaft für Grob- und Feinkeramik aus Ismaning bei München, nunmehr lautete der Unternehmensname AGROB. Bis 1967 verkleinert sich das genutzte Areal auf etwa zwei Drittel der früheren Fläche, ein breiter Streifen Richtung Eisenbahntrasse ist von Wildwuchs überzogen. 1970 findet sich in einer ausführlichen Darstellung der Porzer Industrieunternehmen dann bereits keine einzige Zeile mehr zu dem Unternehmen. Die 70er Jahre brachten den endgültigen Niedergang des Werkes, auch wenn von 1974 noch ein Lohntarifvertrag überliefert ist. Zur selben Zeit werden erste Teile der Werksfläche anders genutzt, zum Beispiel durch ein Möbelgeschäft. Vor 1979 wird die Produktion in Porz vollständig eingestellt. Auf dem weitflächigen Gelände entstanden zahlreiche Garagen.

(Die weitere Entwicklung bis zur Schließung harrt noch ihrer Recherche und Ergänzung)

Heute steht noch das denkmalgeschützte Hauptgebäude von 1899 an der Bahnhofstraße 53. Es erhielt bereits um 1904 ein Speisezimmer als Anbau. 1938 wurden eine Terrasse und ein Windfang angebaut. Nach 1967 kamen ein Balkon und eine Dachgaube hinzu. Der zugehörige Park ist schon in den 1960er Jahren weitgehend verschwunden, das Grundstück hat heute nur noch eine Fläche von 8000 qm. Das Betriebsgelände hingegen ist in den 1990er Jahren durch das Finanzamt, die Klingerstraße und die beiden großen Wohnblöcke an der Klingerstraße überbaut. Die Fläche der ehemaligen langgestreckten Produktionshalle markiert seit dem Ende der 1970er Jahre ein Garagenhof.

Quellen, Literatur und Links

(Text)

  1. Porz. Die junge Stadt. 1951, S. 101
  2. Hoppmann/Schlögl: Rationalisierung durch Kartelle? 1971, S. 181