Westhoven

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Frühgeschichte

Erste Erwähnungen

In einer Urkunde aus dem April 1003 schenkt der Erzbischof Heribert von Köln der neu gegründeten Benediktionerabtei Deutz die Pfarrkirche zu Deutz und damit zunächst nur den Zehnten des Gutes Westhoven, auf den die Pfarre ein Anrecht hatte.[1] Im Juni 1041 war dann der Nachfolger Erzbischof Hermann II. großzügig und schenkte dem Kloster u.a. den ganzen Hof Westhoven im Deutzgau:

"curtim quandam Westhouuon vocitatam bin pago Tuizihgouue super Rheni fluvii ripa sitam..."[2]

Der Namen: Ursprung und Varianten

Dass Westhoven sich aus der Himmelsrichtung "West" und einer Ableitung von "Hof" herleitet, ist offensichtlich. Aber warum "West", wenn der Ort doch eher im Osten von Gütern lag, die sich um das Jahr 1000 im selben Eigentum befanden (Kalk, Vingst, Rolshoven, Poll)? So könnte vermutet werden, dass diese geographische Bezeichnung noch älter ist und sich bezogen auf das Dorf Ensen herleitet. Doch Ensen wird erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt.

Historischer Abriss

Im Jahr 1770 besaß das Dorf 184 Einwohner in 34 Häusern. 1846 zählte das Dorf dann 390 Einwohner in 66 Wohnungen[3]. Beispiele für geografische Bezeichnungen in Westhoven 1865[4]:

Am steinernen Kreuz; Auf dem Schröf; Auf dem Sand; In der Rheinau; In der Kreuzaue; Am Westhovener Berg; Hinter den Zäunen; An der Knabbelshecke; Auf der Gausweide; Auf der Gasse.

In 1903 nennt das Adressbuch 510 Einwohner, 1913 dann 603 Einwohner.

Stadtteil- und Flurgrenzen

Früher verlief zwischen Westhoven und Poll eine deutliche Hoheitsgrenze: Während Poll, ebenso wie Rolshoven und Gremberg dem Amt Deutz, damit bis 1803 Kurköln und danach dem Landkreis Deutz angehörte, zählte Westhoven zum Herzogtum Berg. Diese Grenze wurde zeitweise sogar bewacht, wie ein Vorfall aus dem Jahr 1628 aufzeigt[5]. Die spätere Landgemeinde Poll kam 1888 zu Köln, Westhoven war zu dieser Zeit Teil der Bürgermeisterei Heumar. Wohl bis 1975 entsprach der Grenzverlauf zwischen Westhoven und Poll nicht der heutigen Grenze, sondern zunächst in einer gedachten Verlängerung der Militärringstraße auf das rechte Rheinufer bis etwa zur Kölner Straße und damit hinter bzw. nördlich der heutigen Autobahn A4. Damit lagen Teile des Weidenwegs einschließlich dem Poller Fischerhaus und der angrenzenden (Wochenend-)Wohnbebauung in Westhoven, sie gehörten zunächst nur postalisch zu Poll.

Heute verläuft die Stadtteilgrenze von Westhoven von der Mitte des Rheins direkt längs der östlichen Seite der Autobahn A4 bis zur Eisenbahntrasse, dort weiter an der westlichen Grenze des Verschiebebahnhofs Gremberg als Grenze zu Gremberghoven bis hinter die Stollwerkstraße. Von dort verläuft die östliche Grenze mit dem Stadtteil Ensen verwinkelt weitgehend entlang alter Flurgrenzen: Mittig auf der Victoriastraße bis auf die Kölner Straße, dann zwischen den Häusern Nr. 193 und 197 nach Südsüdwest bis östlich der Straße Schöne Aussicht an den Rhein.

Alte Straßen

Die älteste Straße war als Dorfstraße eine Verbindung, die von Deutz und Poll kommend zunächst die Westhovener Aue durchquerte, dann durch das Dorf Westhoven führte, am Rhein entlang weiter durch Ensen und sich zum Dorf Porz fortsetzte. Über lange Jahrzehnte beschädigten Uferabbrüche des Rheins diese durchgehende Straße, bis sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts faktisch in viele nicht weiterführende Teilstücke zerfiel. Wo heute die Rheinaustraße von der Oberstraße abzweigt, bestand 1891 nur eine kurze Stichstraße, genannt Auf dem Plätzchen. Die dritte frühe Straße war die Kluftstraße, bereits 1846 und 1891 erwähnt, aber bisher noch nicht verortet. Erst in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts führten Aufschüttungen dazu, dass aus diesen Straßenstümpfen mittels Verschwenkungen nach Osten wieder weiterführende Straßen wurden.

Heute vorhandene Teilstücke der alten Dorfstraße sind die Rheinaustraße, die Oberstraße, die Hohe Straße und die Erkerstraße. Gegenüber den drei Straßen 1891 sind im Adressbuch 1913 nun sieben Straßen für Westhoven verzeichnet:

Bahnhofstraße (ohne Nummern) Gansweide (ohne Nummer) Gartenstraße (44) Oberstraße (5-65, 2-58) Nikolausstraße (3-17, 2-18) Rheinstraße (5-23, 6-48) und Rheinaustraße (1-51, 2-30)

Bereits 1913 war die Oberstraße zur wichtigsten Straße geworden, deren südlicher Abschnitt in einer späteren Phase Marktstraße genannt wurde. Die Rheinaustraße trug ihren Namen ab der Robertstraße bis zum Rhein. Ab dem folgenden Knick nach Osten bis zur Oberstraße hieß sie bis 1975 hingegen Rheinstraße. Aus der Bahnhofstraße ist 1975 die Berliner Straße geworden. Die Gansweide hieß schon im 1920 In den Weiden und heute Weidenweg.

Charakteristika des Ortsteils

Im Adressbuch von 1903 finden sich als vorherrschende Berufe Ackerer/Ackerin, Milchhändler und Näherin. (Fortsetzung erwünscht)

Quellen, Literatur und Links

Schriftenreihe der Bürgervereinigung Ensen-Westhoven e.V.:

  • Band 3 - Ein Leben am Rhein. 2. überarb. Aufl. Köln 1996
  • Band 4 - Su wor et. Heiteres, Besinnliches von anno dazumal. Köln 1995
  • Band 5 - Von Höfen, Bauern und der "Erk". Köln 1997
  • Band 6 - Rückblick auf ein Jahrtausend. Köln 2001


  1. HAStK Best. 208 (Deutz, Abtei), U K/3.
  2. zit. nach Lück, Dieter: In Pago Tuizichgowe - Anmerkungen zum Deutzgau. In: Rechtsrheinisches Köln 3.1977.
  3. vgl. Geschichte und Beschreibung Mülheims. Mülheim 1846, S. 373.
  4. Versteigerung von Immobilien der Erben Engels, Kölnische Zeitung v. 23.7.1865.
  5. Auf dem Weg nach Deutz wurde zu Vingst von bergischer Seite aus "ein Bergischer erschossen und drei hart verletzt", verzeichnen entsprechende Aufzeichungen lt. W. Becker (Nachweis in: Unser Porz 14.1972, S. 139)