St. Michael (Eil)

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Zwei Kapellen als Vorgängerbauten[Bearbeiten]

Ausschnitt Karte Königsforst 1778
AK-Ausschnitt: Die Kapelle um 1898 ohne Turm, Verlag unbekannt

Die katholische Gemeinde in Eil gehörte jahrhundertelang zur Pfarre Urbach. Die Straße zur Kirche in Urbach war als Prozessionsweg mit Fußfällen flankiert. Zunächst wurde 1656 ein begehbares Heiligenhäuschen zu Ehren des heiligen Michaels und zur Ehre Gottes auf dem Platz Hauptstraße (heute Frankfurter Straße) Ecke Leidenhausener Straße gebaut, zu dieser Zeit war Heinrich Bruel Pastor in Urbach. Die Maße der kleinen Kapelle betrugen 5 x 8,75 Meter. Ihre Ausstattung wurde durch Eiler Gemeindemitglieder gespendet: Der Altar, Altartücher, das Meßbuch, der Kelch, liturgische Meßgewänder (Albe, Kasel), eine Fahne, ein Bild des heiligen St. Michael, die Glasfenster, das Glöcklein. Von der kleinen Kapelle führte ein Prozessionsweg mit sieben Fußfällen über die Schulstraße und die Frankfurter Straße zur Urbacher Pfarrkirche.

1665/66 wütete im Kölner Raum die Pest, sowohl zunächst linksrheinisch als auch ab 1866 rechtsrheinisch[1]. Erst im Januar 1667 war die Seuche im Raum Köln überwunden. Als Schutzpatron vor der Pest galt der heilige Rochus von Montpellier. Die vorhandene Kapelle in Eil wurde aus Dankbarkeit für Überwindung der Pest in Eil seit dieser Zeit neben St. Michael auch St. Rochus gewidmet.

Später errichtete die Gemeinde rund 10 Meter südlich eine größere Kapelle. 1682 konnte durch die vielen Spenden, zu denen auch Geldspenden gehörten, in Eil die erste Vicariestelle ("Sacellan") geschaffen werden.[2] Die Vikare wechselten häufig. Die Stelle in Eil war unbedeutend und wenig einträglich, daher wurden wohl "Berufseinsteiger" hierhin entsandt. Die wollten sich freilich baldmöglich durch einen Wechsel verbessern. Als Wohnung diente ein zugehöriges Kirchengütchen in Eil, der Vikar erhielt verschiedene Vergütungen und musste jeden Mittwoch und Samstag, zudem an wenigen einzelnen Feiertagen, in Eil die Messe lesen. Zudem war er aber auch verpflichtet, Sonn- und Feiertags Dienste in Urbach zu tun. Zum Kirchengütchen gehörten in bescheidenem Umfang Ackerflächen, die 1802 noch erwähnt werden[3].

Die Namen der Vikare sind ab der Mitte des 18. Jahrhundert weitgehend bekannt. Um 1769 wurde Johann Bertram Sternenberg (1741-1817) Vikar[4]. Er starb im Dezember 1817. In seinen letzten Jahren tat ein Hilfsgeistlicher Dienst. Nach dem Tod dauerte es einige Jahre, bis Franz Hund als Vikar die Nachfolge antrat. Für 1836 ist Joseph Oswald überliefert, er blieb wohl nur kurze Zeit[5]. Im Jahre 1850 war es der Vicar Johann Mathias Thoma, im Oktober 1851 der Neopresbyter Adolf August Engels[6]. Im Oktober 1854 wurde in der Nachfolge des Vicars Engels der Neopresbyter Valentin Heinrichs ernannt.[7] Ein Jahr später hieß der Vikar nun Gerhard Brand. Im Jahr 1867 vergrößerte die Gemeinde die Kapelle. 1871 trat Richard Peter Josef Oebels die Nachfolge des Vikars Brand als Rektor an und blieb bis ins Jahr 1888[8]. Ihm folgte Peter Wilhelm Scheurer, der blieb bis 1891[9]. Im Jahr 1895 stiftete "eine wohlthätig gesinnte Dame"[10] der Kapelle eine Muttergottes, gestaltet und in Terrakotta gebrannt vom Münchener Bildhauer Joseph Brühl, der im Rheinland geboren wurde. 1897 erhielt die Urbacher Pfarre einen größeren Geldbetrag als Vermächtnis der verstorbenen Gutsbesitzerin Katharina Meller aus Urbach. Sie bestimmte einen Teil des Geldes für einen neuen Turm an der Kapelle in Eil[11], der auch errichtet wurde.
Nach der Fertigstellung der Pfarrkirche im Jahr 1905 stand die Kapelle zunächst leer. Später wurde sie zu einem Jugendheim umgebaut, dabei wurden die Sakristei und der Turm abgebrochen. Das Jugendheim eröffnete im Oktober 1913 und bestand bis zum Abbruch des Gebäudes im Jahr 1928.

Ansicht v. 1928, Verlag Flächsner
Um 1940: St. Michael noch ohne Turm

Die Kirche[Bearbeiten]

In Eil bildete sich unter dem Vorsitz des Leidenhausener Gutspächters Theodor Frenger ein Kirchbau-Verein. Der Gutsbesitzer Paul Meller (+1903) hatte der Gemeinde bereits ein geeignetes Grundstück geschenkt. Ab Mitte 1903 bis in das Jahr 1905 wurde nach Plänen des Kölner Architekten Theodor Kremer die heutige Pfarrkirche St. Michael im Stil der Vorstadtgotik an der Kreuzung Frankfurter Straße / Berger Straße erbaut. Am 24.11.1903 zerstörte ein Unwetter mit Blitzeinschlag die bereits errichtete rechte Langmauer samt Gerüstbogen und Säulen.
Erst 1918 wurde Eil eine eigene Pfarre.

Die Kirche wurde durch eine Fliegerbombe am 28. Januar 1945 stark beschädigt. Der vorgesetzte Kirchturm wurde erst 1956 hinzugefügt.

Ausstattung[Bearbeiten]

Die ursprüngliche Glocke der Kirche war ein Glöckchen von 62 cm Durchmesser, gegossen 1904 von Franz Otto in Hemelingen auf den Ton f²[12]. Von der ursprüngliche Ausstattung ist nur noch der Hochaltar erhalten, ältere Ausstattungsstücke finden sich nicht. Die heutigen Glasfenster der Kirche gestaltete 1961 Werner Eckgold.

Quellen und Links zur Vertiefung[Bearbeiten]

Zur ersten Vikarstelle: Porz-Urbacher Volksblatt v. 20.01.1906.
Becker, Wilhelm: Die Katholische Kapellen- und Pfarrgemeinde Heumar bis 1883. In: Unser Porz 16.1974
http://www.glasmalerei-ev.net/

  1. In Köln wurden im Juli 1665 die ersten Pest-Toten festgestellt. Der Herzog von Jülich und Berg forderte daraufhin Ende August 1665 vom Kölner Rat, nur Gesunde den Rhein überqueren zu lassen. Dies hielt die Ausbreitung freilich nicht auf. Im März 1666 hatte die Seuche Merheim erreicht.
  2. Die Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1681 wurde im Mai 1682 durch den Generalvikar des Kölner Erzbischofs gegengezeichnet.
  3. vgl. Landesarchiv NRW, Ablg. Rheinland, AA 0032 NR. 737
  4. Er war ein Bruder von Ludwig Sternenberg, Eigner des Holzgässer Gutes auf der Maar zu Eil.
  5. vgl. Echo der Gegenwart v. 28.10.1892 (Tod und Vita)
  6. vgl. Kölnische Zeitung v. 25.10.1851
  7. Echo der Gegenwart v. 18.11.1854
  8. vgl. Echo der Gegenwart v. 24.9.1871 u. v. 4.10.1888
  9. vgl. Echo der Gegenwart v. 18.9.1891
  10. Rheinischer Merkur v. 23.4.1895
  11. vgl. Bensberg-Gladbacher Anzeiger v. 10.4.1897
  12. vgl. Die Glocken unserer Heimat. In: Bensberger Volkszeitung v. 10.8.1925