St. Laurentius: Unterschied zwischen den Versionen

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Erste Spuren einer Kapelle in Ensen finden sich in einem Schreiben aus dem Jahr 1223 - Papst Honorius III. bestätigt dem Kölner Stift St. Gereon, das es zu "Enerese" einen "curtis" (Hof) und eine "ecclesia" (Gotteshaus) besitze. 1394 wird eine Fischereigebietsgrenze des Rheins als "tgaen der kirchen zo Eynze" bestimmt.<br>
 
Erste Spuren einer Kapelle in Ensen finden sich in einem Schreiben aus dem Jahr 1223 - Papst Honorius III. bestätigt dem Kölner Stift St. Gereon, das es zu "Enerese" einen "curtis" (Hof) und eine "ecclesia" (Gotteshaus) besitze. 1394 wird eine Fischereigebietsgrenze des Rheins als "tgaen der kirchen zo Eynze" bestimmt.<br>
  
Als ältester Grabstein blieb ein Basaltlava-Kreuz aus dem Jahr 1576 bis in die 1970er Jahre erhalten, seitdem ist es verschollen. 1590 wird die Ensener Kapelle als Niederzündorfer Filialkirche erwähnt und ist sie auch auf einer Rheinkarte verzeichnet. Im Jahr 1663 entsteht ein erster Kupferstich. Die alte Turmglocke hatte die Inschrift: "Anno Domini 1644 do bin ich gegossen in Collen". 1759 ersetzte Stammen im Auftrag einen alten Taufstein mit einer Inschrift aus dem Jahr 1217, nur der Sockel blieb zunächst erhalten<ref>Dass dieser in der Kirchenchronik Niederzündorf beschriebene Taufstein bereits am 28.5.1217 in einer Ensener Kapelle aufgestellt wurde, ist nicht mehr zu belegen.</ref>. Vermutlich wurde die Kapelle im Dreißigjährigen Krieg erheblich beschädigt. <br>
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Als ältester Grabstein blieb ein Basaltlava-Kreuz aus dem Jahr 1576 bis in die 1970er Jahre erhalten, seitdem ist es verschollen. Er gilt als Beleg, dass das Begräbnisrecht auf dem Ensener Kirchhof schon im 16. Jahrhundert bestand. 1590 wird die Ensener Kapelle als Niederzündorfer Filialkirche erwähnt und ist sie auch auf einer Rheinkarte verzeichnet. Im Jahr 1663 entsteht ein erster Kupferstich. Die alte Turmglocke hatte die Inschrift: "Anno Domini 1644 do bin ich gegossen in Collen". 1759 ersetzte Stammen im Auftrag einen alten Taufstein mit einer Inschrift aus dem Jahr 1217, nur der Sockel blieb zunächst erhalten<ref>Dass dieser in der Kirchenchronik Niederzündorf beschriebene Taufstein bereits am 28.5.1217 in einer Ensener Kapelle aufgestellt wurde, ist nicht mehr zu belegen.</ref>. Vermutlich wurde die Kapelle im Dreißigjährigen Krieg erheblich beschädigt. <br>
  
 
Ein Nachfolgebau fiel bereits 1702 plündernden und brandschatzenden Franzosen zum Opfer. Nun wurde ein einfacher barocker Saalbau errichtet, gekrönt von einem achtseitigen Dachreiter mit geschweifter Haube. In die 18,90 Meter lange und 6,90 Meter breite Kirche wurde der alte Turm aus dem Jahr 1682 mit seiner alten Turmglocke integriert. Der Standort war nahe am Rhein in Höhe der heutigen Häuser [[Hohe Straße]] 9-15. Im Inneren befanden sich der Überlieferung nach drei barocke Altäre und eine Mutter Gottes aus dem 16. Jahrhundert. Nach dem Umzug in den Neubau 1896 verfiel die alte Kirche sehr schnell. Zwar wurde ihrem Turm 1911 bei einer Besichtigung des Provinzial-Konservators der Rheinprovinz wohl ein konservativer Wert zugeschrieben,<ref>Vgl. Kölner Lokal-Anzeiger v. 5.7.1911</ref> jedoch musste er im August 1913 niedergelegt werden, weil er einzustürzen drohte. Bald danach wurde dann die gesamte Ruine abgebrochen.
 
Ein Nachfolgebau fiel bereits 1702 plündernden und brandschatzenden Franzosen zum Opfer. Nun wurde ein einfacher barocker Saalbau errichtet, gekrönt von einem achtseitigen Dachreiter mit geschweifter Haube. In die 18,90 Meter lange und 6,90 Meter breite Kirche wurde der alte Turm aus dem Jahr 1682 mit seiner alten Turmglocke integriert. Der Standort war nahe am Rhein in Höhe der heutigen Häuser [[Hohe Straße]] 9-15. Im Inneren befanden sich der Überlieferung nach drei barocke Altäre und eine Mutter Gottes aus dem 16. Jahrhundert. Nach dem Umzug in den Neubau 1896 verfiel die alte Kirche sehr schnell. Zwar wurde ihrem Turm 1911 bei einer Besichtigung des Provinzial-Konservators der Rheinprovinz wohl ein konservativer Wert zugeschrieben,<ref>Vgl. Kölner Lokal-Anzeiger v. 5.7.1911</ref> jedoch musste er im August 1913 niedergelegt werden, weil er einzustürzen drohte. Bald danach wurde dann die gesamte Ruine abgebrochen.

Version vom 8. Dezember 2022, 20:56 Uhr

Die Pfarrgemeinde Ensen

Die nahezu durchgängig katholische frühere Bevölkerung des Dorfes Ensen gehörte zunächst zur Pfarre St. Mariä Geburt in Niederzündorf[1]. Ob es bereits im 15. Jahrhundert und davor eine selbständige Pfarrei gab, ist strittig, eindeutige Dokumente hierzu fehlen. Eine Urkunde von 1308 bestätigt die Zugehörigkeit von Ensen zu Niederzündorf, seit dem Beginn des 14. Jahrhundert ist zudem eine Laurentius-Bruderschaft nachweisbar, die wohl auch in Ensen aktiv war. Nachgewiesen ist in Ensen ab 1577 auch eine "Kapellengemeinde St. Laurentius". Das Ziel der Selbständigkeit führte 1624 zu einer schriftlich geführten Auseinandersetzung mit dem neuen Niederzündorfer Pfarrer. Im Jahr 1744 erhielt die Filialkirche in Ensen mit Servatius Stammen ihren ersten Rektor, der 1773 die Selbständigkeit der Gemeinde erreichte. Er führte die ersten systematischen Aufzeichnungen und begann 1770 die Ensener Kirchenbücher.

Frühere Kapellen

1915: Alte Kirche und Innenansicht neue Kirche

Erste Spuren einer Kapelle in Ensen finden sich in einem Schreiben aus dem Jahr 1223 - Papst Honorius III. bestätigt dem Kölner Stift St. Gereon, das es zu "Enerese" einen "curtis" (Hof) und eine "ecclesia" (Gotteshaus) besitze. 1394 wird eine Fischereigebietsgrenze des Rheins als "tgaen der kirchen zo Eynze" bestimmt.

Als ältester Grabstein blieb ein Basaltlava-Kreuz aus dem Jahr 1576 bis in die 1970er Jahre erhalten, seitdem ist es verschollen. Er gilt als Beleg, dass das Begräbnisrecht auf dem Ensener Kirchhof schon im 16. Jahrhundert bestand. 1590 wird die Ensener Kapelle als Niederzündorfer Filialkirche erwähnt und ist sie auch auf einer Rheinkarte verzeichnet. Im Jahr 1663 entsteht ein erster Kupferstich. Die alte Turmglocke hatte die Inschrift: "Anno Domini 1644 do bin ich gegossen in Collen". 1759 ersetzte Stammen im Auftrag einen alten Taufstein mit einer Inschrift aus dem Jahr 1217, nur der Sockel blieb zunächst erhalten[2]. Vermutlich wurde die Kapelle im Dreißigjährigen Krieg erheblich beschädigt.

Ein Nachfolgebau fiel bereits 1702 plündernden und brandschatzenden Franzosen zum Opfer. Nun wurde ein einfacher barocker Saalbau errichtet, gekrönt von einem achtseitigen Dachreiter mit geschweifter Haube. In die 18,90 Meter lange und 6,90 Meter breite Kirche wurde der alte Turm aus dem Jahr 1682 mit seiner alten Turmglocke integriert. Der Standort war nahe am Rhein in Höhe der heutigen Häuser Hohe Straße 9-15. Im Inneren befanden sich der Überlieferung nach drei barocke Altäre und eine Mutter Gottes aus dem 16. Jahrhundert. Nach dem Umzug in den Neubau 1896 verfiel die alte Kirche sehr schnell. Zwar wurde ihrem Turm 1911 bei einer Besichtigung des Provinzial-Konservators der Rheinprovinz wohl ein konservativer Wert zugeschrieben,[3] jedoch musste er im August 1913 niedergelegt werden, weil er einzustürzen drohte. Bald danach wurde dann die gesamte Ruine abgebrochen.

Heutige Kirche

Die heutige Pfarrkirche St. Laurentius entstand im neugotischen Stil in den Jahren 1894/96 in der Kölner Str. 115 in Ensen. Das Glockenspiel "Te Deum" bestand aus einem Dreigeläut mit der Tonfolge d1, f1, g1. Die Glocken goß Frank Schilling in Apolda mit den Durchmessern 1,39m, 117m un d1,02m. Die größte und die kleinste Glocke mussten 1917 abgeliefert werden, sodaß der Kirche nur die f-Glocke verblieb.[4]. Am 28. Dezember 1944 zerstörten Bombentreffer die Inneneinrichtung und das Gebäude bis auf die Außenmauern. Die Wiedererrichtung und Komplettierung dauerte bis Anfang der 1980er Jahre, seit 1951 waren Gottesdienste wieder möglich.
Die Kirche wurde 1979 als Station 3.16 des Kulturpfad Porz ausgewiesen.

Ausstattung

Die frühe Ausstattung der Kirche wurde 1944 durch Bomben vollständig zerstört.

Quellen, Literatur und Links zur Vertiefung

porzer-rheinkirchen.de
Bürgervereinigung Ensen-Westhoven (Hrsg.): Rückblick auf ein Jahrtausend. Köln 2001.
Scholz, Gertrud: Alte Friedhöfe in Westhoven und Ensen (II). In: Rechtsrheinisches Köln 21.1995.
Wiedenau-Michalski, Anita (Hrsg.): 100 Jahre St.Laurentius in Porz-Ensen. Köln 1996.

  1. Erste Einträge zu dieser Filiale Ensen finden sich im Archiv der Kirche St. Severin um 1590. 1622 vermerkt der Niederzünder Pfarrer als abgabepflichtig: In Ensen den Steinhof, den Neuenhof und den Kesselhof sowie Kromfinger zu Westhoven. In einzelnen Jahren (1628-1635, 1650ff.) hatte Ensen wohl auch einen (Hilfs-)Priester, womöglich ohne Zustimmung aus Niederzündorf, womöglich weil die Niederzündorfer Pfarrer sich nicht um Ensen kümmerten
  2. Dass dieser in der Kirchenchronik Niederzündorf beschriebene Taufstein bereits am 28.5.1217 in einer Ensener Kapelle aufgestellt wurde, ist nicht mehr zu belegen.
  3. Vgl. Kölner Lokal-Anzeiger v. 5.7.1911
  4. vgl. Die Glocken unserer Heimat. In: Bensberger Volkszeitung v. 10.8.1925