Spiegelglaswerke Germania: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Die Produktion ===
 
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Im Jahr 1905 stellte das Werk 325.000 qm poliertes Flach- und Spiegelglas im Werk her, 1910 dann 400.000. Die Fabrik richtete sich zu diesem Zeitpunkt auf die Herstellung von Spiegelscheiben bis zu 28 qm Einzeloberfläche und von 3 bis 34 mm Dicke aus. Sie lieferte das Glas als Rohglas, als geschliffenes und poliertes Kristall-Spiegelglas oder in Form von silberbelegten,und facettierten Spiegeln aus. Ein großer Teil der Produktion ging in den internationalen bzw. europäischen Export.<br>
 
Im Jahr 1905 stellte das Werk 325.000 qm poliertes Flach- und Spiegelglas im Werk her, 1910 dann 400.000. Die Fabrik richtete sich zu diesem Zeitpunkt auf die Herstellung von Spiegelscheiben bis zu 28 qm Einzeloberfläche und von 3 bis 34 mm Dicke aus. Sie lieferte das Glas als Rohglas, als geschliffenes und poliertes Kristall-Spiegelglas oder in Form von silberbelegten,und facettierten Spiegeln aus. Ein großer Teil der Produktion ging in den internationalen bzw. europäischen Export.<br>
Bereits 1901 trat das Werk dem "Verein Deutscher Spiegelglasfabriken" (VDS) bei, einem Kartellverband, der Einkauf, Poduktionsmengen und Qualität festlegte. Die vom Kartellverband freigegebenen Produktionquoten unterschritten regelmäßig die Produktionsfähigkeit deutlich. Die erste Dividende betrug im Jahr 1904/05 fünf Prozent. 1908 wurde das Kapital um 2.000 Aktien auf 3,2 Millionen Reichsmark erhöht. Von 1905/06 bis 1910/11 stiegen die jährlichen Dividenden von 15 auf 24 Prozent, 1911/12 ereichte die Zahlung 27 Prozent, obwohl in den Jahren 1911 bis 1913 die freigegebenen Produktionsquoten nur 50 und 57 Prozent der Fabrikkapazität umfassten. 1911/12 erreichte der Rohgewinn über 2 Millionen Reichsmark Im Ersten Weltkrieg musste der Betrieb wesentlich eingeschränkt, zeitweise sogar eingestellt werden.
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Bereits 1901 trat das Werk dem "Verein Deutscher Spiegelglasfabriken" (VDS) bei, einem Kartellverband, der Einkauf, Poduktionsmengen und Qualität festlegte. Die vom Kartellverband freigegebenen Produktionquoten unterschritten regelmäßig die Produktionsfähigkeit deutlich. Die erste Dividende betrug im Jahr 1904/05 fünf Prozent. 1908 wurde das Kapital um 2.000 Aktien auf 3,2 Millionen Reichsmark erhöht. Von 1905/06 bis 1910/11 stiegen die jährlichen Dividenden von 15 auf 24 Prozent, 1911/12 ereichte die Zahlung 27 Prozent, obwohl in den Jahren 1911 bis 1913 die freigegebenen Produktionsquoten nur 50 und 57 Prozent der Fabrikkapazität umfassten. 1911/12 erreichte der Rohgewinn über 2 Millionen Reichsmark.<ref>Berliner Tageblatt und Handelszeitung v. 18.7.1912, S. 9.</ref> Im Ersten Weltkrieg musste der Betrieb wesentlich eingeschränkt, zeitweise sogar eingestellt werden.
  
 
(Fortsetzung erwünscht)
 
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Version vom 16. November 2021, 18:42 Uhr

Die Gründung

Ausgangs des 19. Jahrhundert belegte das Deutsche Kaiserreich den Import industrieller Glasprodukte mit hohen Zöllen - 6 Mark je Quadratmeter. Daher entschloss sich die "Societé Anonyme des Glaces Nationales Belges“, auf deutschem Boden zu produzieren. Hierfür gab sie eine Obligationsemission in Höhe von 1,6 Millionen Belgischen France aus. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort fiel die Wahl auf Porz. Ein großes Freigelände rings um den noch mitten in Feldern gelegenen Bahnhof "Porz-Urbach" machte die Anbindung an die Eisenbahn einfach, auch eine Versorgungstrasse zum Rhein war möglich. Das Porzer Umland war bekannt für seine reichen Sand-, Kies- und Kalkgruben. Kohle und Soda konnten mit Schiff und Zug leicht aus regionalen Abbaugebieten angeliefert werden.
Am 27. April 1899 beschlossen die Belgier den Bau des Werkes in Porz. Die Planung der 70 Hektar großen Werksanlage umfasste neben Produktionsstätten und Verwaltung auch ein Kasino und eine werkseigene Wohnsiedlung. Der urdeutsche Name "Germania" sollte nationalistischen Vorbehalten gegen ein frankophones Unternehmen einen Riegel vorschieben. Zumal anfangs nahezu sämtliche Meister und Vorarbeiter - mit ihren Familien - aus Belgien stammen würden. Aufsichts- und Verwaltungsrat der neuen Aktiengesellschaft bildeten in gleicher Eigenschaft die Aufsichts- und Verwaltungsratsmitlgieder der Societé Anonyme des Glaces Nationales Belges, der juristische Sitz war Belgien in Saint Roch Auvelais lez Namur. Ausgegeben wurden 6.000 Aktien zu 400 Mark, was 2,4 Mio. Mark insgesamt ergab. Davon waren über 80 Prozent in belgischem Besitz, 825 Aktien von Deutschen gezeichnet.

Die Produktionsanlagen

Im Jahr 1900 ging der erste Ofen in Betrieb, 1901 folgten zwei weitere, 1910 dann ein vierter Ofen. Entsprechend gab es 1910 vier Gießhallen, desweiteren zehn große Schleif- und Polierapparate, angetrieben mit einer Dampfkraft von 3500 PS. Die Werksbahn umfasste eigene Lokomoiven und Waggons auf insgesamt 15 km Vollspur-Schienen. Der Buchwerk der Liegenschaften und Anlagen betrug im Geschäftsjahr 2010/11 insgesamt 4,16 Millionen Reichsmark. In den Jahren 1912/13 ermöglichte eine weitere Investition von 2,3 Mio. Reichsmark die Modernisierung und Erweiterung der Anlagen.

Die Produktion

Im Jahr 1905 stellte das Werk 325.000 qm poliertes Flach- und Spiegelglas im Werk her, 1910 dann 400.000. Die Fabrik richtete sich zu diesem Zeitpunkt auf die Herstellung von Spiegelscheiben bis zu 28 qm Einzeloberfläche und von 3 bis 34 mm Dicke aus. Sie lieferte das Glas als Rohglas, als geschliffenes und poliertes Kristall-Spiegelglas oder in Form von silberbelegten,und facettierten Spiegeln aus. Ein großer Teil der Produktion ging in den internationalen bzw. europäischen Export.
Bereits 1901 trat das Werk dem "Verein Deutscher Spiegelglasfabriken" (VDS) bei, einem Kartellverband, der Einkauf, Poduktionsmengen und Qualität festlegte. Die vom Kartellverband freigegebenen Produktionquoten unterschritten regelmäßig die Produktionsfähigkeit deutlich. Die erste Dividende betrug im Jahr 1904/05 fünf Prozent. 1908 wurde das Kapital um 2.000 Aktien auf 3,2 Millionen Reichsmark erhöht. Von 1905/06 bis 1910/11 stiegen die jährlichen Dividenden von 15 auf 24 Prozent, 1911/12 ereichte die Zahlung 27 Prozent, obwohl in den Jahren 1911 bis 1913 die freigegebenen Produktionsquoten nur 50 und 57 Prozent der Fabrikkapazität umfassten. 1911/12 erreichte der Rohgewinn über 2 Millionen Reichsmark.[1] Im Ersten Weltkrieg musste der Betrieb wesentlich eingeschränkt, zeitweise sogar eingestellt werden.

(Fortsetzung erwünscht)

Quellen, Literatur und Links

  • von Lumm: Studie über Spiegelglaswerke "Germania" A.G. Anlage 8 zur Studie "Societe anonyme de Glaces Natioanel Belges" des Kaiserlichen Generalkommissars für die Banken in Belgien. 1916.
  1. Berliner Tageblatt und Handelszeitung v. 18.7.1912, S. 9.