Porzer Straßennetz

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Vorbemerkung

Porz hat bekanntlich 16 Ortsteile und der Stadtbezirk umfasst eine Fläche von 78,92 km², das entspricht einer Fläche von nahezu 9 x 9 km. Entsprechend groß ist inzwischen das Straßennetz des Bezirks. Das war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ganz anders. Alte Landkarten zeigen uns die frühen Verbindungswege durch das Gebiet und zwischen den Dörfern. Dabei entsprachen die früheren Verläufe der Straßen eher selten exakt den heutigen Verläufen.
Seit der Franzosenzeit, also zum Beginn des 19. Jahrhundert, tragen Gebäude im Kölner Raum Hausnummern. Zunächst waren es Konskriptionsnummern - die Häuser eines Dorfes wurden insgesamt durchnummeriert. Das war nur für die obrigkeitliche Kontrolle hilfreich. Die Orientierungsnummerierung hat dann ab 1811 diese Praxis abgelöst, hierbei erhält die rechte Straßenseite gerade, die linke Straßenseite ungerade Nummern.

Fernstraßen

Wahn 1909: Frankfurter Straße

Zwei Fernverkehrsstraßen bestehen seit vielen Jahrhunderten: Der Mauspfad seit alters her und die Straße nach Frankfurt am Main mindestens seit dem 18. Jahrhundert.

Der Mauspfad ist die älteste Fernstrecke. Die Heidelandschaft bot bereits in der Altsteinzeit Jägern und Sammlern Wild, essbare Pflanzen, Früchte und Beeren. Spuren früher Siedlungen finden sich als Grabhügel in der Wahner Heide, deutlich spätere Funde am Linder Bruch. Als Pfad kann es diese Nord-Süd-Verbindung schon um 800 vor Christus gegeben haben. Als Straße ist der Mauspfad erst deutlich später nachweisbar. Im Porzer Raum führte er längs eines Seitenarms des Rheins, der zur Römerzeit verlandete. Während linksrheinisch die Römer Pfade und Wege zu Straßen ausbauten und teilweise befestigten, unterblieb der Straßenbau im Rechtsrheinischen weitgehend. So blieb auch der Mauspfad bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts auf Porzer Gebiet nur mäßig befestigt. Er führte von Limburg zum Hellweg bei Duisburg und war damit im Mittelalter eine relevante Handelsstraße. Als Linder Mauspfad und Grengeler Mauspfad verläuft er noch heute über Porzer Gebiet, in Wahnheide durch die Kaserne (als Weststraße) unterbrochen.

Die Fernstrecke von Frankfurt "Chaussee nach Franckfurth" verlief von Siegburg über Troisdorf und Spich nach Wahn, heute auf verschiedenen Abschnitten mit anderslautenden Straßennamen. Sie war bereits in der zweiten Häfte des 18. Jahrhunderts befestigt und ausgebaut worden und verlief zwischen den Orten möglichst geradlinig. Im Kölner Raum gab es nun verschiedene weitere Wege: Erstens die Verbindung Wahn - Elsdorf - Urbach - Eil - Ostheim nach Mülheim und weiter nach Norden als Fortsetzung der "Chaussee nach Franckfurt", die heutige Frankfurter Straße. Zweitens die Verbindung Wahn - Elsdorf - Urbach - an einem Wegekreuz vor Eil, dem heute noch vorhandenen, wenngleich nun in der Königsberger Straße stehenden Tambourkeuz, ging es nach Ensen und weiter nach Deutz, im 18. Jahrhundert auch "Siegburger Landstrasse auf Franckfurth" genannt, heute in Poll als Siegburger Straße und in Westhoven und Ensen als Kölner Straße geläufig. Den Abschnitt nördlich Urbach bis Steinstraße gibt es heute nicht mehr. Er führte quer zu heutigen Straßen in gerader Linie leicht nach Nordwesten, kreuzte zuerst die Straße nach Eil (heute Alfred-Nobel-Straße) und dann die Berger Straße. Den weiteren Verlauf gibt es noch heute, es sind die Straßen Deutzer Weg, Urbacher Weg und Kölner Straße. Die dritte Verbindung nach Frankfurt war eine Variante über Wahn - Porz - nach Ensen und weiter auf der zweiten Variante, geführt über die heute zwischen Wahn und Porz unterbrochene Poststraße.

Verbindungen zwischen den Dörfern

Zwischen den Dörfern und zu den Fernstraßen gab es weitere Verbindungen: Von hervorgehobener Bedeutung ist dabei die heutige Steinstraße, denn sie ist Teil einer sehr alte Anbindung von Zündorf über Porz an die Frankfurter Chaussee am Hochkreuz südlich von Eil. Sie war schon anfangs des 19. Jahrhunderts gut ausgebaut und befestigt. Auch die Bergerstraße war eine frühe Verbindung von Eil nach Porz. Später entstand dann durch die Mühlenstraße, die im östlichen Verlauf wohl Eiler Straße hieß, bis sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Alfred-Nobel-Straße umbenannt wurde, eine weitere Verbindung. Die heutige Kaiserstraße entstand schon früh als Verbindung von Urbach nach Porz; im Süden die heutige Wahner Staße von Niederzündorf nach Wahn; im Norden das Reststück der Rather Straße in Gremberghoven als ursprüngliche Verbindung zwischen Ensen und ursprünglich Heumar. Schließlich in Westhoven die Gilgaustraße als Reststück der Verbindung zwischen Westhoven und dem früheren Gut Neuenhof und weiterführend ebenfalls nach Heumar.

Wege, die direkt entlang des Rheins bestanden, besonders in Ensen und in Porz-Mitte, wurden immer wieder auch Opfer des Flusses, der bei Hochwasser Boden unterspülte und fortnahm. Das heutige rheinnahe Straßenbild in Ensen spricht hiervon mit seinen merkwürdigen Knicken eine beredte Sprache, die Hohe Straße verlief einst ständig parallel zum Rhein als wichtigste Durchgangsstraße. Insofern musste auch der Leinpfad direkt am Rhein in früheren Jahrhunderten häufig wiederhergestellt bzw. erneuert werden, er bestand sowieso nicht durchgängig von Langel bis Deutz. Erste dauerhaftere Befestigungen des Rheinufers wurden zur Mitte des 18. Jahrhunderts vorgenommen.

Eine Landkarte von 1863 zeigt zudem eine Verbindung von Niederzündorf nach Urbach - sie ist durch spätere Industrieflächen völlig überbaut worden.

Alte Landkarten

Es gibt einige historische Karten, die frühere Straßennetze in der Porzer Region zeigen. Bei den eingezeichneten Straßenverläufen ist dabei immer zu bedenken, dass diese Karten nicht die Exaktheit heutiger Karten haben konnten. Ungenauigkeiten und Fehler in der Vermessung finden sich selbst in Werken berühmter Kartographen wie Tranchot oder v. Müffling. Daher dürfen sie nicht interpretationslos über heutige Karten projiziert werden. Bestehende Verbindungen ließen sich später nicht einfach verlegen oder begradigen, immer waren Eigentumsverhältnisse hierfür eine hohe Barriere.

Dies sind historische Karten, die auch das Porzer Gebiet umfassen:

  • Tranchot-Karte (um 1810)
  • v. Müffling-Karte (um 1828)
  • Preußische Uraufnahme (1836-1850)
  • Preußische Neuaufnahme (1891-1912)
  • TK25 - Topogr. Karte 1:25.000 (ab 1936)

Einen ersten Eindruck über diese Karten können Sie sich online rasch und bequem hier verschaffen: https://altes-koeln.de/wiki/Kartensammlung