Poller Fischer

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Der Fischfang[Bearbeiten]

Vorbereitung[Bearbeiten]

Die Poller Fischer bilden heutzutage zwei Gesellschaften zu je acht Mann, die "Berg-" und die "Zeiegezau". Wenn im Frühjahr der Wintersalm den Rhein hinaufzusteigen beginnt, treten dieselben im alten Stammlokale bei Kasimir Ditzer (früher Matthias Hackenbroich) zusammen und erklären das Geschäft für eröffnet. Das Los entscheidet, welche Gezau den Gang beginnt, und von dieser Stunde an wechseln sich die beiden Kompagnien alltäglich ab.
Der Maifischfang geschieht seit undenklichen Zeiten mit einem 200 Meter langen und über 2 Meter breiten Schleppnetze, dessen Maschen so weit sind, daß die kleinen Fische hindurch schwimmen können. An einer Seite ist das Netz mit Bleistücken beschwert, während es an der anderen von großen Korkstücken über Wasser gehalten wird.

Das Netz ausbringen[Bearbeiten]

Soll der Zug beginnen, so wird das Netz auf einen mit hölzernen Bogen überspannten Nachen gelegt. Steuermann, Nachenjunge, "Bankemann" und "Voraußmann" nehmen darin Platz und nun geht's rheinaufwärts. Der Steuermann hat die Oberaufsicht über den Fang, der Nachenjunge lenkt den Kahn, und der "Bankemann", auf der schwankenden Kahnbank sitzend, bewegt kräftig die Ruder, wobei ihn der "Voraußmann" unterstützt. Endlich ist die "Wasserpartie" am Ziel gelandet, wo sie die "LAndpartie" begrüßt, den "Leitseilmeister" und seinen Knecht, den "Durchleitsmann" und den "Löderjungen". (...) Jeder verrichtet nach altem Fischerbrauch sein Vaterunser; dannn ruft der Steuermann: "In Gottes Namen!" und mit kräftigen Schlägen stößt der Kahn vom Ufer der Mitte des Stroms zu. "Leitseilmeister", Knecht und "Durchleitsmann" halten das Ende des Netzes an einem langen Seile zurück, damit es nicht von der Strömung abgetrieben werde, eine Arbeit, die fast übermenschliche Kraftanstrengung erfordert. Der Steuermann bestimmt das einzukreisende Stromgebiet (...). Ist das Netz bis zum Ende abgewickelt, so wirft der "Bankemann" das "Kendel" in die Flut, eine 4½ Meter lange Stange, die unten mit einem Eisenschuh versehen ist.

Das Netz einholen[Bearbeiten]

Bei den schwarzen Fischerhäuschen landet die Gezau, das Seil mit dem Netze ans Ufer ziehend, wo es der Löderjunge an der "Reeling" ordnugnsgemäß zusammenlegt. Je kleiner der vom Netze begrenzte Halbkreis wird, um so mehr wächst die Ungeduld der Fischer (...). Endlich ist die Absperrung bis auf einen kleinen Raum reduziert. Da wimmelt es oft von Fischen, großen und kleinen (...); die Fischer haben vorsichtigerweise ein zweites Netz mit eingen Maschen, das sog. "Umnetz" aufgestellt, das zugleich das Überspringen der LAchse verhindert(...).
Ein volle Stunde hat der "Zug" gedauert. Der Löderjunge sammelt die zappelnde Ware in einen Korb (...).

Die Fische[Bearbeiten]

Der Maifisch (...) ist ein Seefisch, der im Frühjahr (20. April bis 20. Mai) den Rhein hinaufsteigt, um seine Eier abzulegen. Sein Gewicht schwankt zwischen zwei und sechs Pfund, ein charakteristisches Erkennungszeichen sind die beiden schwarzen Punktreihen auf dem Rücken und der stumpfe Kopf. (...) Von Februar bis April fängt man den silberweißen Wintersalm, dessen Gewicht selten unter zwanzig Pfund beträt, von April bis August den kleinen Sommersalm oder "Äugsling" und den "Jakobssalm", dazwischen noch vom 15. Mai bis 20. Juni die sog. Finken oder Finten, eine Backfischsorte minderer Qualität. Mit dem Fang des "Kupfernen" oder "silbernen" Herbstlachses (15. September bis Ende Oktober) findet die Fischerei ihren Abschluß. (...) Nur selten geht ein Stör in die Netze.

Der Fischverkauf[Bearbeiten]

"Fresche Maifesch, Poller Maifesch!" riefen die Frauen mit dem geblümten Rock, der blauen Schürze und dem weißen Kopftüchlein, wenn sie im Lenzmonat hinter dem Fischwagen her durch die Straßen der Großstadt zogen und ihre Ware an den  Mann zu bringen suchten, oder, wie der Volksmund sagte, "prinzen gingen". Der Fischwagen, gewöhnlich ein gemietetes Rollfuhrwerk, war mit grünangestrichenen Bütten voll Maifisch besetzt und oben stand ein robustes "Prinzchen", so nannte man die Poller Fischerfrauen, und schwang drohend den dicken Weidenknüttel, wenn eine unberufene Hand sich nach dem fremden Gute ausstreckte. Von den Hauptstraßen trugen die "Prinzchen" die Bütten auf dem Kopfe in die Seitengassen und in die Häuser, wo sie stets gute Abnehmer fanden.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Alle Zitate aus: Simons, P.: Der Fischfang zu Poll. In: Kölner Lokal-Anzeiger Sonntagsbeilage v. 24.5.1914