Nikolauskapelle: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein mit der Kapelle verbundenes '''Kapellengut''' (Kapellen-Gütchen) umfasste ab späteren Jahrhunderten ein Wohnhaus, Stallung und 6,9 ha Ackerland (19 Morgen und 66 Ruten). Es wurde 1805 und 1817 verpachtet, bereits 1829 sollte es vorrangig meistbietend verkauft werden. Die letzten Pächter hießen Peter Stahl (- 1830) und '''Thomas Jakobs''' aus Westhoven, der es im August 1931 für 1.164 Reichstaler von der Königlichen Regierung erwarb<ref>vgl. Rechtsrheinisches Köln, Bd. 30, S. 91</ref>.
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Ein mit der Kapelle verbundenes '''Kapellengut''' (Kapellen-Gütchen) wird schon 1128 angedeutet: Der Priester soll einen Teil des Entgelts von einer Hufe (so die Übersetzung) erhalten, also einer bereits bewirtschafteten Fläche. Es umfasste ab späteren Jahrhunderten ein Wohnhaus, Stallung und 6,9 ha Ackerland (19 Morgen und 66 Ruten). Es wurde 1805 und 1817 verpachtet, bereits 1829 sollte es vorrangig meistbietend verkauft werden. Die letzten Pächter hießen Peter Stahl (- 1830) und '''Thomas Jakobs''' aus Westhoven, der es im August 1931 für 1.164 Reichstaler von der Königlichen Regierung erwarb<ref>vgl. Rechtsrheinisches Köln, Bd. 30, S. 91</ref>.
  
 
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Version vom 8. Dezember 2022, 19:39 Uhr

AK-Ausschnitt um 1958: Kapelle und Friedhof

Die Kapelle

Um das Jahr 1100 wurde diese Kapelle in Westhoven nahe am Rhein errichtet, zunächst wohl als Privatkapelle des zeitgenössischen ursprünglichen Gutes "Westhouuon". St. Nikolaus ist der Schutzpatron der Schiffer und Fischer. Kapelle, Gemeinde, zudem Flächen und Höfe gehörten bis zur Säkularisierung 1802 zur Benediktinerabtei Deutz. Seit 1128 galt, urkundlich festgelegt durch den zehnten Abt von Deutz, Rupert, hier eine besondere Seelsorge für arme Personen, die den sieben Kilometer langen Fußmarsch zur Mutter-Pfarrkirche in Deutz (und zurück) nicht gehen konnten, weil sie hierfür zu schwach (krank, lahm, zu alt, zu jung) waren und sich kein Reittier leisten konnten. Sie sollten in der Kapelle die Messe oder auch die Sterbekommunion empfangen können. Hierzu wurde festgelegt, dass ein Priester aus Deutz an Freitagen, Sonntagen und Feiertagen, zudem täglich während der 40-tägigen Fastenzeit Messen halten solle. Die Hälfte des Priesterlohns hatten die Bewohner Westhovens zu tragen. [1] Die Kapelle wird wesentlich durch die Westhovener Dorfbewohner, selten auch durch treidelnde Schiffer genutzt worden sein.

1804 ging die Kapelle durch die französische Sälularisierung zunächst in den Besitz der Kommune Heumar über, die Westhovener Gemeinde wurde St. Urban in Deutz zugeordnet. 1866 erfolgte schließlich die Eingliederung der Gemeinde in die Pfarrgemeinde Ensen, die Kapelle selber ging erst 1956 in den Besitz der Pfarrgemeinde Ensen über.

Der Friedhof

1128 erhielt die Kapelle auch das Begräbnisrecht für den oben genannten Personenkreis. 1807 wurden durch Dekret alle Pfarr-Friedhöfe im Großherzogtum zu kommunalen Friedhöfen[2]. In der Umsetzung dieser Bestimmung wandelte sich ab Frühjahr 1808 der Armenfriedhof Westhoven in einen kommunalen Friedhof für Alle. Zu der Zeit lebten in Westhoven nur Katholiken, die den Friedhof bis zum Juni 1929 weiterhin nutzten, dann wurde er auf Beschluss der Gemeinde Porz geschlossen.

Bei einer Sanierung in den Jahren 1959/64 wurde die Kapelle weiß verputzt. Vorher Eine sachgerechte Restaurierung erfolgte im Jahr 1995. Dabei fanden auch Bauuntersuchungen statt. Die frühere St. Agatha-Straße wurde als Fußweg in Pfarrer-Nikolaus-Vogt-Weg umbenannt.

Die Kapelle und ihren Friedhof hat die Stadt Porz im Dezember 1955 an die katholische Kirchengemeinde Ensen-Westhoven zurückgegeben. Sie sind seit 1983 denkmalgeschützt und wurden Ende der 1980er Jahre als Station 2.2 des Kulturpfad Porz ausgewiesen. Seit 1986 pflegt die Bürgervereinigung Ensen-Westhoven in Abstimmung mit dem Stadtkonservator Gebäude, Flächen und Grabmale. Die erhalten gebliebenen Grabkreuze vom alten Ensener Pfarr-Friedhof wurden hierhin verlagert und an der Südwest- und Westseite neu errichtet. Die Toranlage ist nach alten Fotos rekonstruiert.

Kapellengut

Ein mit der Kapelle verbundenes Kapellengut (Kapellen-Gütchen) wird schon 1128 angedeutet: Der Priester soll einen Teil des Entgelts von einer Hufe (so die Übersetzung) erhalten, also einer bereits bewirtschafteten Fläche. Es umfasste ab späteren Jahrhunderten ein Wohnhaus, Stallung und 6,9 ha Ackerland (19 Morgen und 66 Ruten). Es wurde 1805 und 1817 verpachtet, bereits 1829 sollte es vorrangig meistbietend verkauft werden. Die letzten Pächter hießen Peter Stahl (- 1830) und Thomas Jakobs aus Westhoven, der es im August 1931 für 1.164 Reichstaler von der Königlichen Regierung erwarb[3].

Ausstattung

Der von der Südseite zu betretende Hauptraum mit den Maßen 9,18 Meter x 6,88/6,40 Meter ist ein schlichter einschiffiger Rechteckbau mit Satteldach und aufgesetztem Glockenturm. Bei der Erneuerung des Glockenturms um 1964 wurde die frühere Form mit vier Seitenspitzen und zwei Öffnungen durch einen glatten Aufbau mit vier Öffnungen ersetzt. Im Osten schließt sich ein rechteckiger Chor von 4 x 3 Meter an. Im Mauerwerk sind unterschiedlichste Materialien bis hin zu Rheinkieseln verarbeitet. Die Fachwerkgiebel stammen aus einer späteren Epoche. Zwei Chorfenster sind früher mehrfach versetzt worden, in der östlichen Mittelachse findet sich heute noch ein Rundbogenfenster.

Im Glockenturm befinden sich zwei Bronze-Glöckchen, deren Schlagtöne "in einem sehr gut getroffenen Kleinterzintervall klingen"[4]. Das kleinere und ältere Glöckchen fertigte Johann Heinrich Wickrath in Köln 1676 mit dem Schlagton a"+4. Es hat bei einer Höhe von 46 cm unten einen Durchmeser von 46,5 cm, oben hingegen von 22 cm. Seine Inschrift lautet: IOHANNES WICKRATH ME FECIT AO 1676. Die Glocke wurde einmal geschweißt, ohne dass es zu klanglichen Verschiebungen gekommen ist. Das größere Glöckchen fertigte Christian Claren 1850 in Sieglar mit dem Schlagton fis"+7. Bei einer Höhe von 54 cm ist sein Durchmesser unten 54,1 cm, oben 29 cm[5]. Ein Eichenlaubband zieht sich oben um die Glocke, die Inschrift fassen die Relieffiguren St. Nikolaus und Madonna mit Kind ein. Die Inschrift lautet: ZU EHREN DER ALLERHEILIGSTEN JUNGFRAU MARIA UND DES HEILIGEN NIKOLAUS VON DER GEMEINDE WESTHOVEN GEGOSSEN VON C.CLAREN IN SIEGLAR 1850.

Grabsteine und Grabkreuze

Auf dem Friedhof befinden sich alte Grabsteine und Grabkreuze von Westhovener Familien, darunter die Familien Engels und Zündorf. Leider haben ehrlose Metalldiebe ohne jegliche Skrupel in den letzten Jahrzehnten etliche der alten Grabkreuze auf dem Friedhof abgesägt und gestohlen.

Quellen, Literatur und Links

Scholz, Gertrud: Alte Friedhöfe in Westhoven und Ensen (II). In: Rechtsrheinisches Köln 21.1995.
Rückblick auf ein Jahrtausend. Beiträge zur Heimatgeschichte von Ensen-Westhoven. Köln 2001

  1. Das Original dieser Urkunde ist verschollen, es gibt jedoch eine Abschrift (HAStK Abtei Deutz 1/34 Bl. 27b u. 28a.).
  2. Artikel 49 der vom Großherzog von Berg erlassenen Verordnung vom 13.10.1807.
  3. vgl. Rechtsrheinisches Köln, Bd. 30, S. 91
  4. So die klangliche Beurteilung durch den Musikdirektor Jakob Schaeben vor 1980. Zit. n. Glocken katholischer Kirchen Kölns. 3. Auflage Köln 2004.
  5. vgl. Die Glocken unserer Heimat. In: Bensberger Volkszeitung v. 12.8.1925 sowie: Rückblick auf ein Jahrtausend. Köln 2001.