Mudra-Kaserne

Aus porzerleben.de/porz-wiki

Errichtung in der NS-Zeit

An der Kölner Straße in Westhoven errichtete das nationalsozialistische Militär in den Jahren 1937/38 diese Kaserne für ein teilmotorisiertes Pionierbatallion 26 (tmot), das zunächst noch in der benachbarten neu erbauten und näher am Rhein gelegenen Kaserne (später: Unverzagt-Kaserne) stationiert war. Das Bataillon gehörte zur neu aufgestellten 26. Division, die aus der Landespolizei-Gruppe 63 in Köln nach der Rheinland-Besetzung im März 1936 durch die Wehrmacht gebildet wurde. Teile des Pionier-Bataillons stammten von der Technischen Landespolizei-Abteilung 6 in Bonn. Teilmotorisiert bedeutete, dass außer Kraftwagen auch Pferde im Einsatz waren, entsprechend wurden auch Stallungen und eine Reithalle gebaut. Auf dem Gelände waren auch die Bauten des ehemaligen preußischen Fort IX, sie wurden als Übungsanlage integriert. Als Pionier-Übungsgelände wurden die Flächen am Rhein gemeinsam mit der Nachbarkaserne genutzt. Vom Kasernengelände getrennt entstand das Stabsgebäude für den Kommandeur der Pioniere des VI. Armeekorps. Mit dem Einzug des Bataillons am 28. Juli 1938 erhielt die Kaserne den Namen "Mudra-Kaserne"[1]. Rund 550 Soldaten taten hier zunächst Dienst, waren aber bereits auch im Einsatz für den Stellungsbau im Pfälzer Wald und in der Eifel.

Kriegseinsätze der Bataillone

Mit Kriegsbeginn folgten Einsätze am Westwall, in Frankreich und in Russland. Nach dem Frankreichfeldzug wurde dass Bataillon geteilt, der Stab kehrte Anfang November 1940 nach Porz zurück, stellte hier das neue Pionierbataillon 106 (tmot) auf und nahm hierfür im Lindenhof Quartier. Denn in die Mudra-Kaserne war seit Kriegsbeginn das Pionier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 253 eingezogen, das zwischenzeitlich von November 1939 bis August 1940 in Graudenz an der Weichsel (seit 1920 Polen, Grudziądz) stationiert war. Für das Bataillon 106 begann im Juni 1941 der Einsatz in Russland, bis Januar 1942 reduzierte sich die Truppenstärke durch Kampfhandlungen auf ein knappes Sechstel der Soldaten. Das Bataillon 253 hingegen blieb in Westhoven und war nach Bombenangriffen auf Köln auch in der Stadt unterwegs, um Verschüttete aus den Kellern zu bergen und Häuser abzustützen. Im September 1944 wurde hieraus allerdings ein Frontbataillon gebildet, das zunächst in die Eifel ausrückte und dann in den Hürtgenwald bei Düren verlegt wurde. Im November bestand das mit 1000 Soldaten aufgebrochene Bataillon noch aus 45 Männern.

Erst Notunterkunft, dann Nieuwpoort-Kaserne

Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg stand die Kaserne leer und diente zahlreichen ausgebombten Kölnern, aber zunehmend auch Flüchtlingen aus den Ostgebieten, als Unterkunft. Hier eröffnete zudem Johann Zündorf jun. in der ehemaligen Küche eine provisorische Gaststätte.

Im Jahr 1950 beanspruchte das belgische Militär als Besatzungsmacht die Kasernen in Westhoven. Zunächst räumte ab Januar 1950 eine kleine Abteilung gemeinsam mit deutschen Baufirmen das Gelände auf und setzte Gebäude instand. Aus der Mudra-Kaserne wurde die Nieuwpoort-Kaserne[2]. Bereits im Oktober 1951 zog die 1. Kompanie des 5. Pionier-Bataillons ein, weitere Kompanien des 5. Pionier-Regiments folgten. Die Bezeichnungen der Einheiten wechselten in den nächsten Jahren, nicht aber der größte Teil des militärischen Personals. Dessen Aufenthalt in Westhoven war somit auf Jahre vorhersehbar, weshalb schon früh im Porzer Stadtgebiet zwischen Kaiserstraße und Bonner Straße mit dem Bau eines ganzen Wohnviertels für die Belgier begonnen wurde. Ab Mai 1952 konnten hier die ersten Familien einziehen. Das belgische Militär nutzte die Kaserne bis in das Jahr 1965. Doch statt einer angekündigten Übernahme durch ein deutsches Pionier-Bataillons stand die Kaserne nun leer. Zwar wurden 1968 die Dächer erneuert, dennoch zerfielen die Gebäude in den folgenden Jahren durch Vandalismus. Versuche der örtlichen Politiker, die Bundesregierung zu einer Verpachtung zu bewegen, scheiterten immer wieder. 1971 hatte sogar der Bund der Steuerzahler diesen Mißstand aufgegriffen.

Erneute Nutzung durch die Bundeswehr

Doch das Bundesverteidigungsministerium plante eine zukünftige Nutzung durch eine eigene Dienststelle. 1973 und 1974 wurden die Gebäude für 8 Millionen DM renoviert und umgebaut, im November 1974 zogen rund 500 Beschäftigte - Soldaten und Zivilpersonal - des Personalstamm-Amts der Bundeswehr in die Kaserne ein, die nun ihren alten Namen Mudra-Kaserne zurückerhielt. 1975/76 wurden neue Gebäude für die Offiziersbewerber-Prüfzentrale errichtet. Das Personalstamm-Amt wurde 1997 zum Personalamt der Bundeswehr und dieses wiederum 2013 zum Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr.

Gereon-Kaserne

Nachdem 2018 der Traditionserlass der Bundeswehr aktualsiert wurde, "ergab eine Prüfung keine stichhaltigen und überzeugenden Anhaltspunkte für eine idrentitätsstiftende Wirkung des bisherigen Namensgebers". Die Soldaten wählten den neuen Namen Gereon-Kaserne. Der Offizier Gereon weigerte sich der Legende nach um 300 n.C. Christen zu verfolgen[3]. "Hierfür wurde er in der Nähe von Köln enthauptet. Er lebte soldatische Tugenden wie Standhaftigkeit, Mut und Treue vor. Den Schutzpatron der Soldaten, Stadtpatron von Köln und Namensgeber der Garnisonskirche St. Gereon "erachten wir deshalb in Bezug auf die militärische und gesellschaftliche Wertekultur sowie Regionalität als sinn- und identitätsstiftend."[4]

Quellen, Literatur und Links

"Die Garnison", Unser Porz 11.1969. Autoren: Herbert Noske, Jürgen Huck, Paul Brückner, Adhemar De Bruycker
Zeitgenössische Belgische Fotos bei legerdienst.be (Link)

  1. Namensgeber war der preußische Infanteriegeneral Bruno von Mudra (1851-1931).
  2. Das 5. Bataillon hatte im 1. Weltkrieg an der Verteidigung der belgischen Stadt Nieuwpoort teilgenommen.
  3. Allerdings nach der frühesten Fassung der Legende im Walllis nahe des Genfer Sees. Die Legende wurde wohl um 1000 (auch) nach Köln verlegt.
  4. Brief des BAPersBw an die Bezirksverwaltung Porz v. 19.4.2021.