Leuschhof
Historie[Bearbeiten]
Der Leuschhhof bzw. früher auch Luischhof befand sich in Urbach in unnmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche St. Bartholomäus. Sein Areal bildete wohl bereits im 14. Jahrhundert mit dem späteren, heute ebenfalls nicht mehr vorhandenen Kirchenhof einen gemeinsamen großen Gutshof. Der Hof war zunächst im Besitz des Adelsgeschlechts von Volmerstein, dann des Adelsgeschlechts von Kalkum. Der Hof gehörte im 16. Jahrhundert gemeinsam den zwei Familien von Nesselrode und von Reven. Am 3. April 1583 wird der Besitz geteilt. Dabei übernahm Bruno von Reven zu Paffrath den unbebauten Teil "mit seinen Eichen im Leusch", um darauf einen eigenen Hof zu errichten. Hierfür lieh er sich Geld, das er aber nicht zurückzahlen konnte. Dadurch fiel das Gut an seinen Gläubiger Peter von Bellinghausen. Im 17. Jahrhundert umfasste der Hof ein Gutshaus, Nebengebäude, eine Scheune und Stallungen mit der Besonderheit, dass es Fenster nur zum Innenhof hin gab. Der Name "Gut zum Leusch" leitete sich aus seiner Lage ab - "Leusch" bedeutete Rohr oder Schilf - ein Hinweis auf Feuchtwiesen. Zur Mitte des 17. Jahrhunderts umfasste das Gut 150 Morgen Ackerland, 80 Morgen Busch und 8 Morgen Feuchtwiesen (Benden). Ab 1656 wohnte Peter Dietrich von Schoenebeck knapp 20 Jahre sowohl mit seiner ersten Frau Katharina Helena als auch mit seiner zweiten Frau und mit den Kindern auf dem freiadeligen Leuschhof. In dieser Zeit stiftete die Familie der Pfarre St. Bartholomäus verschiedene Gegenstände und einen hohen Altar. Im 18. Jahrhundert umfaßte der Besitz rund 387 Morgen Land, 19,5 Morgen Garten und 8 Morgen Büsche. Um 1774 wohnte die Witwe Beckers auf dem Hof und ist zu dieser Zeit schon stark verschuldet[1]. Im Juni 1809 wird das Gut erstmals mit seinen Flächen von insgesamt 314,5 Morgen Land, Busch, Broich, Wiesen und Wegen zur Versteigerung angeboten.[2]
1818 kauft Maximilian (Max) Forsbach (1770-1843) den Leuschhof (Haus Nr. 26, Flur V Nr. 139), er war bereits Pächter des benachbarten Kirchenhofs. Einige Jahre später gehört ihm auch der Hof Nr. 24 (1962 abgerissen, heute Grundstück Frankfurter Straße 506-508 / Forsbachstraße) und Forsbach galt als der reichste Einwohner von Urbach mit Eigentum auch in Porz, Eil, Elsdorf, Niederkassel, Rösrath, Volberg und Spich. Sein Ansinnen, den Leuschhof zum Rittergut zu erheben, wurde abschlägig beschieden, im Antrag gab er den Wert des Gutes mit 28.000 Talern an. Forsbach fügte 1837 dem Leuschhof eine neue Scheune hinzu, ansonsten blieb das Ensemble der Gebäude ab dieser Zeit bis zum Abbruch des Hofes 126 Jahre später weitgehend unverändert.
Spätere Gutsbesitzer waren Christian Forsbach (1819-1881) und seine Frau Anna, geb. Neuhöffer (1824-1908). Nach dem Tod ihres Ehemann führte Anna Forsbach den Hof bis in das Jahr 1890 alleine weiter, dann gab sie im März die Ackerschaft auf und ließ das gesamte Gutsinventar versteigern. Darunter waren zwei Ackerpferde, 16 Rinder, sowie Karren, Pflüge, Eggen[3]. Sie lebte bis zu ihrem Tod 1908 weiterhin auf dem Hof. Im November 1909 boten die Erben das Gut mit insgesamt 19 Morgen Fläche erfolglos zur Versteigerung an[4]. 1931 verzeichnet das Adressbuch 29 Hektar zugehörige Flächen und als Eigentümer die Geschwister Forsbach. Bis 1962 blieb der Leuschhof im Besitz der Erben Forsbach.
Der letzte Pächter war von 1925 bis 1962 der Landwirt Franz Egyptien. Umfaßte der Hof 1928 noch 35 Hektar, davon 30 ha Acker, so reduzierte sich diese Fläche durch den Wohnungsbau in der Nachkrieszeit laufend. Am 4. April 1962 kaufte die Stadt Porz den Hof. Ihr damaliger Stadtkonservator bewertete den Leuschhof vier Monate später bei einer Besichtigung als denkmalpflegerisch erhaltenswert. Doch für die Stadtväter von Porz war der Erhalt historischer Gebäude in den 1960er Jahren generell kein Thema: Im Februar 1963 wurden die Gebäude in der Leuschhofgasse 6 abgerissen. Der frühere Standort entspricht den heutigen Adressen Am Leuschhof 15-23. Wie so oft im Porzer Gebiet verblieben nur noch Unterlagen im Stadtarchiv und Straßennamen als Erinnerung: Am Leuschof, Leuschhofsgasse, Forsbachstraße.
Eigentümer /Lehnsherr / Pächter[Bearbeiten]
- 1318 - um 1430 Gesamthof: Dietrich II./III./IV. / Johann von Volmerstein (jeweils als Lehen von der Abtei Deutz)
- 1360 - 1449 Gesamthof: Arndt von Kalkum / Wilhelm von Kalkum / Bela von Reven, geb. Kalkum (jeweils als Unterlehnsherr)
- 1430 - 17. Jahrhundert? Gesamthof: Goddert / Dietrich von der Recke (jeweils als Lehnsherr)
- 1450 - 1583 Gesamthof: hälftig von Nesselrode sowie von Reven (jeweils als Unterlehnsherren)
- 1583 Teilung in ein Grundstück "im Leusch" (von Reven) und den Kirchenhof mit Gebäuden (Nesselrode)
- 1583 - 17. Jhdt. von Bellinghausen; von Hatzfeld; von Schoenebeck (zunächst als Unterlehnsherr, dann Eigentümer)
- 17. Jhdt. von Heird (Pächter)
- 18. Jhdt. von Saur; von Saive (Eigentümer)
- 18. Jhdt. Weinreis; Becker; Weinreis; Höfer (Pächter)
- 19. Jhdt. Fischer, ab 1818 Forsbach (Eigentümer)
- 19. Jhdt. bis 1818 Forsbach; ab 1889 Blank (Pächter)
- - 1902 Hermann Pötters und Ehefrau Lisette gb. Henseler (Pächter)
- vor 1920 - 1924 Josef Hauser (Pächter)
- 1925 - 1962 Franz Egyptien (Pächter)
Quellen, Literatur, Links[Bearbeiten]
Christoph v. Lindeiner und Jürgen Huck: Der Leuschhof zu Urbach. In: Unser Porz 13.1971.