Hochwasser: Unterschied zwischen den Versionen

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* 1758, 30.06. - 10,10 Meter
 
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* 1784, 28.02. - 13,55 Meter, östliche Umfließung von Poll und Deutz bis Mülheim (zusätzlich Eisgang; erster Kölner Pegel)
 
* 1784, 28.02. - 13,55 Meter, östliche Umfließung von Poll und Deutz bis Mülheim (zusätzlich Eisgang; erster Kölner Pegel)
  Der Eisgang von 1784<ref>vgl. Ruhmreiche Berge! Heimatkundliche Beilage der Heiderschen Zeitung, Bergisch Gladbach 16(1939)1.</ref>
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  Der Eisgang von 1784<ref>vgl. Ruhmreiche Berge! Heimatkundliche Beilage der Heiderschen Zeitung, Bergisch Gladbach 16(1939)1.</ref><br>
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Der Spätsommer 1783 war sehr regnerisch, die Herbstflut ungemein stark. Ale vor Weihnachten heftiger Frost eintrat, stand der Rhein über seinen gewöhnlichen Ufern, fast in der Wasserhöhe des Flutjahres 1740. (...) Der breite Rheinstrom, der 14 Fuß über der gewöhnlichen Wassserhöhe stand, glich einem Eisgebirge. Weil der Strom oberhalb Mülheim noch offen blieb, flossen immer mehr Schollen herabm die sich über dem Eise aufthürmten oder unter dasselbe schoben, so daß der Wasserlauf verengt wurde. Diese Verstopfung führte am 17. Januar eine Überschwemmung herbei. Die aufgestaute Flut überstieg die Dämme bei Westhoven und ergoß sich landwärts aufwärts auf Mülheim herab, so daß der tiefer gelegene Stattheil überschwemmt wurde und der höher gelegene Theil eine Insel bildete. Nachdem die Eisdecke durch Anschieben der Schollen stroman gestiegen war, verliefen sich die Waser wieder. Darauf erhöhte man den Damm in Westhoven um 10 Fuß über jenen Flutstand..
 
* 1845, 29.03. - 10,34 Meter
 
* 1845, 29.03. - 10,34 Meter
 
* 1850, 05.02. - 10,24 Meter
 
* 1850, 05.02. - 10,24 Meter

Version vom 30. Juni 2022, 18:09 Uhr

Hochwasser des Rheins, zumal kombiniert mit Eisgang, hat schon immer die rheinanliegenden Dörfer bedroht. In den Archiven finden sich viele Schriftstücke, die von "abgetriebenen" Wiesen, Häusern, Weinbergen und ganzen Gutshöfen berichten.

Extreme Hochwasserstände

Alle Angaben: Kölner Pegel (KP, Stromkilometer 688, 35 m ü. NHN), der Mittlere Wasserstand (MW) lag zwischen 1.11.2011 und 31.10.2020 bei 2,97 Meter. Ab 1771 gab es in Köln pegelbasierte Wasserstandsmessungen, ab 1813 wurden regelmäßig die Pegelstände aufgezeichnet. Im November 1979 wurde der Kölner Pegel um 1m gesenkt[1]; alle folgenden Daten vor 1979 sind bereits an diese Veränderung angepasst. Durch Wind, Eisgang und Altarm-Flutungen können am Porzer Rheinufer früher die tatsächlichen Wasserstände stellenweise auch etwas abgewichen sein.
Bereits Rheinwasserstände von 7 m KP reichen aus, um die Poller Wiesen, die Westhovener Aue und die Groov zu überfluten. Um mindestens noch drei Meter höher, also 10 Meter plus, reichte das Hochwasser in diesen Jahren:

Hochwassermarken am Marktplatz in Zündorf. Foto: porzerleben.de
  • 1124 (im Stadtarchiv Köln verzeichnet)
  • 1260 (im Stadtarchiv Köln verzeichnet)
  • 1342, 23.07. - 11,53 Meter (Magdalenenhochwasser, frühest gemessener Hochwasserstand)
  • 1374, 9.-11.02. - 13,30 Meter
  • 1432, 02.02. - 11,44 Meter, Winter mit Eisgang und Hochwasser
  • 1497, 06.01. - 11,50 Meter, Rheinausbruch bei Poll ins Bergische Land
  • 1535, 12.01. - 10,94 Meter
  • 1595, 10.05. - 11,54 Meter
  • 1601 - "Das Dorf Portz, davon ein groß Theil vom Rheinstraum abgebrochen..."[2]
  • 1651, 20.06. - 12,12 Meter
  • 1658, 12.03. - 12,96 Meter
  • 1740, 21.12. - 10,30 Meter, "Das Wasser hat gestanden im Westhovener Hof und Krummfingerhof bis an die Tritte von der Treppe."[3]
  • 1751, März - "... daß dadurch wiederum 4 Schritt oder 6-7 Fuß von unserem Dorf durch Abschwemmung hinweggegangen und das Rheinufer hinweggefallen ist"[4]
  • 1758, 30.06. - 10,10 Meter
  • 1784, 28.02. - 13,55 Meter, östliche Umfließung von Poll und Deutz bis Mülheim (zusätzlich Eisgang; erster Kölner Pegel)
Der Eisgang von 1784[5]

Der Spätsommer 1783 war sehr regnerisch, die Herbstflut ungemein stark. Ale vor Weihnachten heftiger Frost eintrat, stand der Rhein über seinen gewöhnlichen Ufern, fast in der Wasserhöhe des Flutjahres 1740. (...) Der breite Rheinstrom, der 14 Fuß über der gewöhnlichen Wassserhöhe stand, glich einem Eisgebirge. Weil der Strom oberhalb Mülheim noch offen blieb, flossen immer mehr Schollen herabm die sich über dem Eise aufthürmten oder unter dasselbe schoben, so daß der Wasserlauf verengt wurde. Diese Verstopfung führte am 17. Januar eine Überschwemmung herbei. Die aufgestaute Flut überstieg die Dämme bei Westhoven und ergoß sich landwärts aufwärts auf Mülheim herab, so daß der tiefer gelegene Stattheil überschwemmt wurde und der höher gelegene Theil eine Insel bildete. Nachdem die Eisdecke durch Anschieben der Schollen stroman gestiegen war, verliefen sich die Waser wieder. Darauf erhöhte man den Damm in Westhoven um 10 Fuß über jenen Flutstand..

  • 1845, 29.03. - 10,34 Meter
  • 1850, 05.02. - 10,24 Meter
  • 1882, 29.11. - 10,53 Meter
  • 1920, 16.01. - 10,59 Meter
  • 1926, 01.01. - 10,70 Meter
  • 1948, 02.01. - 10,42 Meter
  • 1983, 29.05. - 9,96 Meter
  • 1993, 24.12. - 10,63 Meter
  • 1995, 30.01. - 10,69 Meter

Über 9 m KP erreichte das Hochwasser in den Jahren 1833, 1862, 1876, 1924, 1930, 1944, 1945, 1946, 1955, 1958, 1970, 1980, 1984, 1988, 1998, 2001 und 2003.

Hochwasser-Schutzbauten

Topografie

Wirksame Hochwasser-Schutzbauten gibt es am Rheinufer im Porzer Gebiet erst seit dem 20. Jahrhundert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Uferabschnitte entlang des Rheins schon immer - geologisch bedingt - verschieden hoch gelegen waren. Die Wasseroberfläche des Rheins liegt bei Normalhöhe auf etwa 41 Meter NN. Vom Langeler Lido aus liegt der Leinpfad bis zum nördlichen Ende der Zündorfer Groov auf einer Höhe von etwa 44-45 Meter NN. Ab dem Zündorfer Markt führt der Leinpfad auf etwa 45-47 Meter Höhe weiter, um dann in Ensen auf 42,5 Meter NN abzusinken. In der Westhovener Aue liegt der Weidenweg auf 45 Meter NN, in Poll auf 44 Meter NN. Daher sind Leinpfad und Weidenweg bereits ab einem Hochwasser von 6 Meter Kölner Pegel überflutet.

Die dem Rhein nächstgelegene intensive Wohnbebauung beginnt in Langel bei 47,50 Meter NN (Rheinbergstraße, In der Aue). In Zündorf liegen die Kirchstraße und Am Markt sogar nur auf 46 Meter NN. Die Porzer Bebauung entlang des Friedrich-Ebert-Ufers überschreitet bis zum Rathaus die Höhenmarke von 50 Meter NN und sinkt dann auf knapp unter 49 Meter. Kurz vor der Steinstraße werden die 50 Meter NN wieder erreicht, das Hochufer zieht sich dann bis zum Beginn der Hohe Straße in Ensen. Deren südliche Gebäude liegen mit ihren tief zum Rhein reichenden Grundstücken nur knapp über der 45-Meter-Marke. In Westhoven dann liegen fast die ganze Rheinaustraße, die Paulstraße und die südliche Robertstraße mit ihren Wohnhäusern auf nur 46 Meter. Dieses ganze Viertel war lange gefährdet, im Osten werden erst an der Kreuzung Nikolausstraße/Oberstraße 50 Meter N.N. wieder erreicht. Hier war nicht nur das Hochwasser des Rheins lange Jahre eine beständige Überflutungsgefahr, sondern auch die früher tief liegenden Schmutzwasserkanäle.

Erste Schutzmaßnahmen

Hochwasserschutz-Bauten gab es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem rechten Rheinufer zwischen Langel und Poll faktisch gar nicht, hierfür wären erhebliche Geldmittel und Fachleute notwendig gewesen, die in den rechtsrheinischen Dörfern nicht vorhanden waren. Hingegen finden sich Dämme und Uferbefestigungen am gegenüberliegenden linken Rheinufer (bei Godorf und Rodenkirchen) bereits seit der Mitte des 15. Jahrhunderts. Bepflanzungen waren der einzige Schutz vor dem Abbrechen der Hochufer, das aber durch das Beladen der Schiffe über die Steilufer-Abhänge (zB. Hölzer, Huftiere) noch forciert wurde. Frühe Uferbegehungen sind ab dem Jahr 1556 nachgewiesen. Dabei wurden immer wieder Säumigkeiten im Anlegen von Bepflanzungen und Krippen festgestellt und bemängelt. Diese dienten in einigen Abschnitten auch eher der Landgewinnung, wurden dann aber oft durch Hochwasser wieder zerstört.

Schutzbauten

Grundsätzlich beäugten beide Rheinseiten (Kurköln und Herzogtum Jülich-Berg) argwöhnisch die Befestigungen auf der jeweiligen Gegenseite, weil durch diese Hochwasserschäden auf der eigenen Seite befürchtet wurden. Dies verzögerte über JAhrhunderte einen effektiven Hochwasserschutz.

Zündorf

Im Jahr 1785 wurde der erste Damm gegen das Rheinhochwasser errichtet.

Gegenwärtige Hochwasserschutzmaßnahmen

Einige Hochwasserschutzmaßnahmen in Köln und Porz: 4,50 m KP: Die "Kleine Hochwasserschutzzentrale" nimmt ihren Dienst auf. 5,50 m KP: Anflutung des Leinpfads, er wird allmählich abgesperrt. 6,20 m KP: Erste Einschränkungen der Schifffahrt. 6,70 m KP: Campingplätze in Poll werden überflutet. 7 m KP: Die Groov wird überflutet. Spätestens bei 7,50 m KP: Die "Große Hochwasserschutzzentrale" wird gebildet. Spätestens 8,20 m KP: Aufbau der 244 Meter langen mobilen Wand am Zündorfer Marktplatz, dies bedarf rund 5-6 Stunden Zeit. 8,30 m KP: Einstellung der Schifffahrt. 9 m KP: Die Hochwasserschutztore in Westhoven werden geschlossen. 10,70 m KP: Überflutung der mobilen Schutzwand in Zündorf, für ganz Köln würde der Katastrophenalarm ausgelöst. Das Hochwasserschutzkonzept der Stadt Köln ist insgesamt auf ein Bemessungshochwasser von 11,30 m KP ausgerichtet. Der neue Deich am Langeler Bogen schützt sogar bis 11,90 m KP.

Quellen, Literatur und Links

Unser Porz Heft 14: Porz und der Rhein. Porz 1972

  • Der aktuelle Stand am Pegel Köln (Link)
  • StEB Köln (HG): Ein Meilenstein für den Hochwasserschutz (Link zum PDF)
  1. DAher muss man bei der Nutzung historischer Quellen den gemeldeten Wasserständen 1m hinzuaddieren.
  2. Karte von Landmesser Johannes von der Waye v. Juli 1603, zit nach Unser Porz 14, S. 16
  3. Bericht des Ensener Pfarrers Servatius Stammen, zit. n. Unser Porz 14, S. 24.
  4. Schilderung aus Ensen 1751, zit. n. Unser Porz 14, S. 25.
  5. vgl. Ruhmreiche Berge! Heimatkundliche Beilage der Heiderschen Zeitung, Bergisch Gladbach 16(1939)1.