Hochwasser: Unterschied zwischen den Versionen

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Alle Angaben: Kölner Pegel (KP, Stromkilometer 688, 35 m ü. NHN), der Mittlere Wasserstand (MW) lag zwischen 1.11.2011 und 31.10.2020 bei 2,97 Meter. Ab 1771 gab es in Köln pegelbasierte Wasserstandsmessungen, ab 1813 wurden regelmäßig die Pegelstände aufgezeichnet. Im November 1979 wurde der Kölner Pegel um 1m gesenkt<ref>DAher muss man bei der Nutzung historischer Quellen den gemeldeten Wasserständen 1m hinzuaddieren.</ref>; alle folgenden Daten vor 1979 sind bereits an diese Veränderung angepasst. Durch Wind, Eisgang und Altarm-Flutungen können am Porzer Rheinufer früher die tatsächlichen Wasserstände stellenweise auch etwas abgewichen sein.<br>Bereits Rheinwasserstände von 7 m KP reichen aus, um die Poller Wiesen, die Westhovener Aue und die Groov zu überfluten. Um mindestens noch drei Meter höher, also 10 Meter plus, reichte das Hochwasser in diesen Jahren:
 
Alle Angaben: Kölner Pegel (KP, Stromkilometer 688, 35 m ü. NHN), der Mittlere Wasserstand (MW) lag zwischen 1.11.2011 und 31.10.2020 bei 2,97 Meter. Ab 1771 gab es in Köln pegelbasierte Wasserstandsmessungen, ab 1813 wurden regelmäßig die Pegelstände aufgezeichnet. Im November 1979 wurde der Kölner Pegel um 1m gesenkt<ref>DAher muss man bei der Nutzung historischer Quellen den gemeldeten Wasserständen 1m hinzuaddieren.</ref>; alle folgenden Daten vor 1979 sind bereits an diese Veränderung angepasst. Durch Wind, Eisgang und Altarm-Flutungen können am Porzer Rheinufer früher die tatsächlichen Wasserstände stellenweise auch etwas abgewichen sein.<br>Bereits Rheinwasserstände von 7 m KP reichen aus, um die Poller Wiesen, die Westhovener Aue und die Groov zu überfluten. Um mindestens noch drei Meter höher, also 10 Meter plus, reichte das Hochwasser in diesen Jahren:
  
[[Datei:HW-Marken-ZD.jpg|mini|Hochwassermarken am Marktplatz in Zündorf. Foto: porzerleben.de]]
 
 
* 1124 (im Stadtarchiv Köln verzeichnet)
 
* 1124 (im Stadtarchiv Köln verzeichnet)
 
* 1260 (im Stadtarchiv Köln verzeichnet)
 
* 1260 (im Stadtarchiv Köln verzeichnet)
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* 1758, 30.06. - 10,10 Meter
 
* 1758, 30.06. - 10,10 Meter
 
* 1784, 28.02. - 13,55 Meter, östliche Umfließung von Poll und Deutz bis Mülheim (zusätzlich Eisgang; erster Kölner Pegel)
 
* 1784, 28.02. - 13,55 Meter, östliche Umfließung von Poll und Deutz bis Mülheim (zusätzlich Eisgang; erster Kölner Pegel)
  Der Eisgang von 1784<ref>vgl. Ruhmreiche Berge! Heimatkundliche Beilage der Heiderschen Zeitung, Bergisch Gladbach 16(1939)1.</ref><br>
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  Der Eisgang von 1784 (ohne Autor)<ref>vgl. Ruhmreiche Berge! Heimatkundliche Beilage der Heiderschen Zeitung, Bergisch Gladbach 16(1939)1.</ref><br>
  Der Spätsommer 1783 war sehr regnerisch, die Herbstflut ungemein stark. Ale vor Weihnachten heftiger Frost eintrat, stand der Rhein über seinen gewöhnlichen Ufern, fast in der Wasserhöhe des Flutjahres 1740. (...) Der breite Rheinstrom, der 14 Fuß über der gewöhnlichen Wassserhöhe stand, glich einem Eisgebirge. Weil der Strom oberhalb Mülheim noch offen blieb, flossen immer mehr Schollen herabm die sich über dem Eise aufthürmten oder unter dasselbe schoben, so daß der Wasserlauf verengt wurde. Diese Verstopfung führte am 17. Januar eine Überschwemmung herbei. Die aufgestaute Flut überstieg die Dämme bei Westhoven und ergoß sich landwärts aufwärts auf Mülheim herab, so daß der tiefer gelegene Stattheil überschwemmt wurde und der höher gelegene Theil eine Insel bildete. Nachdem die Eisdecke durch Anschieben der Schollen stroman gestiegen war, verliefen sich die Waser wieder. Darauf erhöhte man den Damm in Westhoven um 10 Fuß über jenen Flutstand..
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  Der Spätsommer 1783 war sehr regnerisch, die Herbstflut ungemein stark. Ale vor Weihnachten heftiger Frost eintrat, stand der Rhein über seinen gewöhnlichen Ufern, fast in der Wasserhöhe des Flutjahres 1740. (...) Der breite Rheinstrom, der 14 Fuß über der gewöhnlichen Wassserhöhe stand, glich einem Eisgebirge. Weil der Strom oberhalb Mülheim noch offen blieb, flossen immer mehr Schollen herabm die sich über dem Eise aufthürmten oder unter dasselbe schoben, so daß der Wasserlauf verengt wurde. Diese Verstopfung führte am 17. Januar eine Überschwemmung herbei. Die aufgestaute Flut überstieg die Dämme bei Westhoven und ergoß sich landwärts aufwärts auf Mülheim herab, so daß der tiefer gelegene Stattheil überschwemmt wurde und der höher gelegene Theil eine Insel bildete. Nachdem die Eisdecke durch Anschieben der Schollen stroman gestiegen war, verliefen sich die Waser wieder. Darauf erhöhte man den Damm in Westhoven um 10 Fuß über jenen Flutstand. So blieb die Eisdecke volle sieben Wochen bei anhaltender Kälte stehen und verdickte sich, bis zu Ende Februar Tauwetter und starker Regen eintrat. Da brach am 26. Februar früh Morgens das Eis oberhalb Bonn, während die Decke bei Mülheim fest stehen blieb. Das Wasser stieg in Mülheim und Köln um 15 Fuß höher wie es 1740 gestanden - 39 Fuß über dem Pegel. (...) Gegen 10 Uhr Morgens brausete die Eisflut von Westhoven aus, wi der Damm durchbrochen , gegen die stadt, Schiffe zerschellten gleich Nußschalen, Häuser sanken in Trümmer. (...) Eine schreckliche Nacht folgte dem unheilvollen Tage. Immer dichter drängten die Schollen heran, Haus auf Haus stürzte zusammen. (...) Mülheim war ganz vom Wasser umgeben. (...) Erst um Mittag, den 28. Februar brach die Eisdecke unterhalb Mülheim mit Gekrache los und die noch stehenden Gebäude waren gerettet. (...) 161 Häuser waren vom Eise bis auf die Grundmauern fortgefegt und nur 21 Menschen umgekommen. (...) 1800 Menschenwaren obdachlos geworden, viele hatten ihre ganze Habe verloren. (...) Auch Deutz und alle am Rheine in der Nachbarschaft von Köln gelegenen Orte hatten große Verluste an Vieh und Hausrat und Gebäuden.
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[[Datei:HW-Marken-ZD.jpg|mini|Hochwassermarken am Marktplatz in Zündorf. Foto: porzerleben.de]]
 
* 1845, 29.03. - 10,34 Meter
 
* 1845, 29.03. - 10,34 Meter
 
* 1850, 05.02. - 10,24 Meter
 
* 1850, 05.02. - 10,24 Meter
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Einem Privatschreiben aus Mülheim a. Rh. entnehmen wir folgende Stelle: (...) Die Wellen des Rheines haben hier großen Schaden an Häusern und Werftmauern angerichtet, und wie ich höre, um so mehr an den Ufern des Flusses, wo der Boden weggeschwemmt und die Fundamente der Häuser zerstört worden sind. Letzteres hat zu Westhoven [tatsächlich Ensen!], (...) statt gefunden, wo sogar die Kirchmauer durch die Gewalt der reißenden Wogen weggerissen und Leichen vom Kirchhofe aufgewühlt und von den Fluthen weggespült worden sind.<ref>Bonner Wochenblatt v. 10.2.1850.</ref>
 
* 1882, 29.11. - 10,53 Meter
 
* 1882, 29.11. - 10,53 Meter
* 1920, 16.01. - 10,59 Meter
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*Westhoven, 30. Nov. Einen trostlosen Anbblick gewährt der hiesige Ort, wo über 50 Wohnungen, meistens der ärmeren Classe angehörig, bis an die Dächer im Wasser stehen. Die armen Leute haben sich aus ihren Wohnungen flüchten müssen, ohne das Geringste an Lebensmitteln retten zu können. Der Winterbedarf an Kartoffeln und Gemüse ist teils verdorben und teils fortgeschwemmt. Das Hochufer von Porz bis Westhoven droht den Einsturz und, falls starker Wind eintritt, werden die Kirche zu Ensen und wenigstens 15 bis 20 Häuser von den Wellen unrettbar fortgerissen.<ref>Kölnische Zeitung v. 1.12.1882</ref>
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Ein späterer Bericht schreibt, die Häuser in Westhoven wurden zum Großteil zerstört. In Zündorf waren 32 Familien von der Flut betroffen, in Langel 42 Personen in 8 Haushalten. Mehrere aus Lehmfachwerk errichtete Häuser in Langel wurden dauerhaft unbewohnbar. Zudem vernichtete die Flut die gesamte zwischen Zündorf und Langel bereits ausgebrachte Wintersaat, weil es bereits 1881 zu einem Dammbruch in der Aue zwischen Langel und Zündorf gekommen war.<ref>vgl. Kölner Nachrichten v. 16.1.1883.</ref>
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* 1920, 16.01. - 10,59 Meter; ein Foto des Hochwassers von 1920 in der [[Rheinaustraße]] in Westhoven findet sich bei Huck, Jürgen: Porz in alten Ansichten. Zaltbommel/Niederlande: Europäische Bibliothek 1977. Bild 41.
 
* 1926, 01.01. - 10,70 Meter
 
* 1926, 01.01. - 10,70 Meter
 
* 1948, 02.01. - 10,42 Meter
 
* 1948, 02.01. - 10,42 Meter
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* Der aktuelle Stand am Pegel Köln ([https://www.pegelonline.wsv.de/gast/stammdaten?pegelnr=2730010 Link])<br>
 
* Der aktuelle Stand am Pegel Köln ([https://www.pegelonline.wsv.de/gast/stammdaten?pegelnr=2730010 Link])<br>
 
* StEB Köln (HG): Ein Meilenstein für den Hochwasserschutz ([https://www.steb-koeln.de/Redaktionell/ABLAGE/Downloads/Brosch%C3%BCren-Ver%C3%B6ffentlichungen/Hochwasserver%C3%B6ffentlichungen/Mit-Sicherheit-f%C3%BCr-K%C3%B6ln-Ein-Meilenstein-f%C3%BCr-den-Hochwasserschutz.pdf Link zum PDF])
 
* StEB Köln (HG): Ein Meilenstein für den Hochwasserschutz ([https://www.steb-koeln.de/Redaktionell/ABLAGE/Downloads/Brosch%C3%BCren-Ver%C3%B6ffentlichungen/Hochwasserver%C3%B6ffentlichungen/Mit-Sicherheit-f%C3%BCr-K%C3%B6ln-Ein-Meilenstein-f%C3%BCr-den-Hochwasserschutz.pdf Link zum PDF])
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[[Category:Westhoven]][[Category:Zündorf]]

Aktuelle Version vom 27. August 2023, 19:00 Uhr

Hochwasser des Rheins, zumal kombiniert mit Eisgang, hat schon immer die rheinanliegenden Dörfer bedroht. In den Archiven finden sich viele Schriftstücke, die von "abgetriebenen" Wiesen, Häusern, Weinbergen und ganzen Gutshöfen berichten.

Extreme Hochwasserstände[Bearbeiten]

Alle Angaben: Kölner Pegel (KP, Stromkilometer 688, 35 m ü. NHN), der Mittlere Wasserstand (MW) lag zwischen 1.11.2011 und 31.10.2020 bei 2,97 Meter. Ab 1771 gab es in Köln pegelbasierte Wasserstandsmessungen, ab 1813 wurden regelmäßig die Pegelstände aufgezeichnet. Im November 1979 wurde der Kölner Pegel um 1m gesenkt[1]; alle folgenden Daten vor 1979 sind bereits an diese Veränderung angepasst. Durch Wind, Eisgang und Altarm-Flutungen können am Porzer Rheinufer früher die tatsächlichen Wasserstände stellenweise auch etwas abgewichen sein.
Bereits Rheinwasserstände von 7 m KP reichen aus, um die Poller Wiesen, die Westhovener Aue und die Groov zu überfluten. Um mindestens noch drei Meter höher, also 10 Meter plus, reichte das Hochwasser in diesen Jahren:

  • 1124 (im Stadtarchiv Köln verzeichnet)
  • 1260 (im Stadtarchiv Köln verzeichnet)
  • 1342, 23.07. - 11,53 Meter (Magdalenenhochwasser, frühest gemessener Hochwasserstand)
  • 1374, 9.-11.02. - 13,30 Meter
  • 1432, 02.02. - 11,44 Meter, Winter mit Eisgang und Hochwasser
  • 1497, 06.01. - 11,50 Meter, Rheinausbruch bei Poll ins Bergische Land
  • 1535, 12.01. - 10,94 Meter
  • 1595, 10.05. - 11,54 Meter
  • 1601 - "Das Dorf Portz, davon ein groß Theil vom Rheinstraum abgebrochen..."[2]
  • 1651, 20.06. - 12,12 Meter
  • 1658, 12.03. - 12,96 Meter
  • 1740, 21.12. - 10,30 Meter, "Das Wasser hat gestanden im Westhovener Hof und Krummfingerhof bis an die Tritte von der Treppe."[3]
  • 1751, März - "... daß dadurch wiederum 4 Schritt oder 6-7 Fuß von unserem Dorf durch Abschwemmung hinweggegangen und das Rheinufer hinweggefallen ist"[4]
  • 1758, 30.06. - 10,10 Meter
  • 1784, 28.02. - 13,55 Meter, östliche Umfließung von Poll und Deutz bis Mülheim (zusätzlich Eisgang; erster Kölner Pegel)
Der Eisgang von 1784 (ohne Autor)[5]
Der Spätsommer 1783 war sehr regnerisch, die Herbstflut ungemein stark. Ale vor Weihnachten heftiger Frost eintrat, stand der Rhein über seinen gewöhnlichen Ufern, fast in der Wasserhöhe des Flutjahres 1740. (...) Der breite Rheinstrom, der 14 Fuß über der gewöhnlichen Wassserhöhe stand, glich einem Eisgebirge. Weil der Strom oberhalb Mülheim noch offen blieb, flossen immer mehr Schollen herabm die sich über dem Eise aufthürmten oder unter dasselbe schoben, so daß der Wasserlauf verengt wurde. Diese Verstopfung führte am 17. Januar eine Überschwemmung herbei. Die aufgestaute Flut überstieg die Dämme bei Westhoven und ergoß sich landwärts aufwärts auf Mülheim herab, so daß der tiefer gelegene Stattheil überschwemmt wurde und der höher gelegene Theil eine Insel bildete. Nachdem die Eisdecke durch Anschieben der Schollen stroman gestiegen war, verliefen sich die Waser wieder. Darauf erhöhte man den Damm in Westhoven um 10 Fuß über jenen Flutstand. So blieb die Eisdecke volle sieben Wochen bei anhaltender Kälte stehen und verdickte sich, bis zu Ende Februar Tauwetter und starker Regen eintrat. Da brach am 26. Februar früh Morgens das Eis oberhalb Bonn, während die Decke bei Mülheim fest stehen blieb. Das Wasser stieg in Mülheim und Köln um 15 Fuß höher wie es 1740 gestanden - 39 Fuß über dem Pegel. (...) Gegen 10 Uhr Morgens brausete die Eisflut von Westhoven aus, wi der Damm durchbrochen , gegen die stadt, Schiffe zerschellten gleich Nußschalen, Häuser sanken in Trümmer. (...) Eine schreckliche Nacht folgte dem unheilvollen Tage. Immer dichter drängten die Schollen heran, Haus auf Haus stürzte zusammen. (...) Mülheim war ganz vom Wasser umgeben. (...) Erst um Mittag, den 28. Februar brach die Eisdecke unterhalb Mülheim mit Gekrache los und die noch stehenden Gebäude waren gerettet. (...) 161 Häuser waren vom Eise bis auf die Grundmauern fortgefegt und nur 21 Menschen umgekommen. (...) 1800 Menschenwaren obdachlos geworden, viele hatten ihre ganze Habe verloren. (...) Auch Deutz und alle am Rheine in der Nachbarschaft von Köln gelegenen Orte hatten große Verluste an Vieh und Hausrat und Gebäuden.
Hochwassermarken am Marktplatz in Zündorf. Foto: porzerleben.de
  • 1845, 29.03. - 10,34 Meter
  • 1850, 05.02. - 10,24 Meter
Einem Privatschreiben aus Mülheim a. Rh. entnehmen wir folgende Stelle: (...) Die Wellen des Rheines haben hier großen Schaden an Häusern und Werftmauern angerichtet, und wie ich höre, um so mehr an den Ufern des Flusses, wo der Boden weggeschwemmt und die Fundamente der Häuser zerstört worden sind. Letzteres hat zu Westhoven [tatsächlich Ensen!], (...) statt gefunden, wo sogar die Kirchmauer durch die Gewalt der reißenden Wogen weggerissen und Leichen vom Kirchhofe aufgewühlt und von den Fluthen weggespült worden sind.[6]
  • 1882, 29.11. - 10,53 Meter
*Westhoven, 30. Nov. Einen trostlosen Anbblick gewährt der hiesige Ort, wo über 50 Wohnungen, meistens der ärmeren Classe angehörig, bis an die Dächer im Wasser stehen. Die armen Leute haben sich aus ihren Wohnungen flüchten müssen, ohne das Geringste an Lebensmitteln retten zu können. Der Winterbedarf an Kartoffeln und Gemüse ist teils verdorben und teils fortgeschwemmt. Das Hochufer von Porz bis Westhoven droht den Einsturz und, falls starker Wind eintritt, werden die Kirche zu Ensen und wenigstens 15 bis 20 Häuser von den Wellen unrettbar fortgerissen.[7] 

Ein späterer Bericht schreibt, die Häuser in Westhoven wurden zum Großteil zerstört. In Zündorf waren 32 Familien von der Flut betroffen, in Langel 42 Personen in 8 Haushalten. Mehrere aus Lehmfachwerk errichtete Häuser in Langel wurden dauerhaft unbewohnbar. Zudem vernichtete die Flut die gesamte zwischen Zündorf und Langel bereits ausgebrachte Wintersaat, weil es bereits 1881 zu einem Dammbruch in der Aue zwischen Langel und Zündorf gekommen war.[8]

  • 1920, 16.01. - 10,59 Meter; ein Foto des Hochwassers von 1920 in der Rheinaustraße in Westhoven findet sich bei Huck, Jürgen: Porz in alten Ansichten. Zaltbommel/Niederlande: Europäische Bibliothek 1977. Bild 41.
  • 1926, 01.01. - 10,70 Meter
  • 1948, 02.01. - 10,42 Meter
  • 1983, 29.05. - 9,96 Meter
  • 1993, 24.12. - 10,63 Meter
  • 1995, 30.01. - 10,69 Meter

Über 9 m KP erreichte das Hochwasser in den Jahren 1833, 1862, 1876, 1924, 1930, 1944, 1945, 1946, 1955, 1958, 1970, 1980, 1984, 1988, 1998, 2001 und 2003.

Hochwasser-Schutzbauten[Bearbeiten]

Topografie[Bearbeiten]

Wirksame Hochwasser-Schutzbauten gibt es am Rheinufer im Porzer Gebiet erst seit dem 20. Jahrhundert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Uferabschnitte entlang des Rheins schon immer - geologisch bedingt - verschieden hoch gelegen waren. Die Wasseroberfläche des Rheins liegt bei Normalhöhe auf etwa 41 Meter NN. Vom Langeler Lido aus liegt der Leinpfad bis zum nördlichen Ende der Zündorfer Groov auf einer Höhe von etwa 44-45 Meter NN. Ab dem Zündorfer Markt führt der Leinpfad auf etwa 45-47 Meter Höhe weiter, um dann in Ensen auf 42,5 Meter NN abzusinken. In der Westhovener Aue liegt der Weidenweg auf 45 Meter NN, in Poll auf 44 Meter NN. Daher sind Leinpfad und Weidenweg bereits ab einem Hochwasser von 6 Meter Kölner Pegel überflutet.

Die dem Rhein nächstgelegene intensive Wohnbebauung beginnt in Langel bei 47,50 Meter NN (Rheinbergstraße, In der Aue). In Zündorf liegen die Kirchstraße und Am Markt sogar nur auf 46 Meter NN. Die Porzer Bebauung entlang des Friedrich-Ebert-Ufers überschreitet bis zum Rathaus die Höhenmarke von 50 Meter NN und sinkt dann auf knapp unter 49 Meter. Kurz vor der Steinstraße werden die 50 Meter NN wieder erreicht, das Hochufer zieht sich dann bis zum Beginn der Hohe Straße in Ensen. Deren südliche Gebäude liegen mit ihren tief zum Rhein reichenden Grundstücken nur knapp über der 45-Meter-Marke. In Westhoven dann liegen fast die ganze Rheinaustraße, die Paulstraße und die südliche Robertstraße mit ihren Wohnhäusern auf nur 46 Meter. Dieses ganze Viertel war lange gefährdet, im Osten werden erst an der Kreuzung Nikolausstraße/Oberstraße 50 Meter N.N. wieder erreicht. Hier war nicht nur das Hochwasser des Rheins lange Jahre eine beständige Überflutungsgefahr, sondern auch die früher tief liegenden Schmutzwasserkanäle.

Erste Schutzmaßnahmen[Bearbeiten]

Hochwasserschutz-Bauten gab es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem rechten Rheinufer zwischen Langel und Poll faktisch gar nicht, hierfür wären erhebliche Geldmittel und Fachleute notwendig gewesen, die in den rechtsrheinischen Dörfern nicht vorhanden waren. Hingegen finden sich Dämme und Uferbefestigungen am gegenüberliegenden linken Rheinufer (bei Godorf und Rodenkirchen) bereits seit der Mitte des 15. Jahrhunderts. Bepflanzungen waren der einzige Schutz vor dem Abbrechen der Hochufer, das aber durch das Beladen der Schiffe über die Steilufer-Abhänge (zB. Hölzer, Huftiere) noch forciert wurde. Frühe Uferbegehungen sind ab dem Jahr 1556 nachgewiesen. Dabei wurden immer wieder Säumigkeiten im Anlegen von Bepflanzungen und Krippen festgestellt und bemängelt. Diese dienten in einigen Abschnitten auch eher der Landgewinnung, wurden dann aber oft durch Hochwasser wieder zerstört.

Schutzbauten[Bearbeiten]

Grundsätzlich beäugten beide Rheinseiten (Kurköln und Herzogtum Jülich-Berg) argwöhnisch die Befestigungen auf der jeweiligen Gegenseite, weil durch diese Hochwasserschäden auf der eigenen Seite befürchtet wurden. Dies verzögerte über JAhrhunderte einen effektiven Hochwasserschutz.

Zündorf[Bearbeiten]

Im Jahr 1785 wurde der erste Damm gegen das Rheinhochwasser errichtet.

Gegenwärtige Hochwasserschutzmaßnahmen[Bearbeiten]

Einige Hochwasserschutzmaßnahmen in Köln und Porz: 4,50 m KP: Die "Kleine Hochwasserschutzzentrale" nimmt ihren Dienst auf. 5,50 m KP: Anflutung des Leinpfads, er wird allmählich abgesperrt. 6,20 m KP: Erste Einschränkungen der Schifffahrt. 6,70 m KP: Campingplätze in Poll werden überflutet. 7 m KP: Die Groov wird überflutet. Spätestens bei 7,50 m KP: Die "Große Hochwasserschutzzentrale" wird gebildet. Spätestens 8,20 m KP: Aufbau der 244 Meter langen mobilen Wand am Zündorfer Marktplatz, dies bedarf rund 5-6 Stunden Zeit. 8,30 m KP: Einstellung der Schifffahrt. 9 m KP: Die Hochwasserschutztore in Westhoven werden geschlossen. 10,70 m KP: Überflutung der mobilen Schutzwand in Zündorf, für ganz Köln würde der Katastrophenalarm ausgelöst. Das Hochwasserschutzkonzept der Stadt Köln ist insgesamt auf ein Bemessungshochwasser von 11,30 m KP ausgerichtet. Der neue Deich am Langeler Bogen schützt sogar bis 11,90 m KP.

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Unser Porz Heft 14: Porz und der Rhein. Porz 1972

  • Der aktuelle Stand am Pegel Köln (Link)
  • StEB Köln (HG): Ein Meilenstein für den Hochwasserschutz (Link zum PDF)
  1. DAher muss man bei der Nutzung historischer Quellen den gemeldeten Wasserständen 1m hinzuaddieren.
  2. Karte von Landmesser Johannes von der Waye v. Juli 1603, zit nach Unser Porz 14, S. 16
  3. Bericht des Ensener Pfarrers Servatius Stammen, zit. n. Unser Porz 14, S. 24.
  4. Schilderung aus Ensen 1751, zit. n. Unser Porz 14, S. 25.
  5. vgl. Ruhmreiche Berge! Heimatkundliche Beilage der Heiderschen Zeitung, Bergisch Gladbach 16(1939)1.
  6. Bonner Wochenblatt v. 10.2.1850.
  7. Kölnische Zeitung v. 1.12.1882
  8. vgl. Kölner Nachrichten v. 16.1.1883.