Gemeinde Heumar

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Die Gemeinde[Bearbeiten]

Die Gemeinde Heumar bzw. Bürgermeisterei Heumar war eine Gebietskörperschaft im Landkreis Mülheim weitgehend auf dem Gebiet des heutigen Stadtbezirks Köln-Porz. Sie wurde im November 1808 unter französischer Besatzung als Mairie Heumar gegründet. Zu ihr gehörten die Dörfer Heumar, Westhoven, Ensen, Porz, Eil, Urbach und Elsdorf. Die Mairien (frz. für Bürgermeistereien) waren die kleinste Verwaltungseinheit im damaligen Großherzogtum Berg. Zu dieser Zeit hatten Gemeinderäte kaum Kompetenzen und trafen sich nur einmal jährlich. Nach einer Interimszeit 1813 bis 1815 fiel das Gebiet an den preußischen König, aus den Mairien wurden Gemeinden und die Rechte der Gemeinderäte erweiterten sich. In den Jahren 1814/15 war Max Forsbach Bürgermeister von Heumar, danach von 1815 bis 1831 Aloys Boecker, und zwar zugleich als Bürgermeister der Gemeinde Wahn (siehe unten).
Der Gemeindrat Heumar wurde bereits ab ca. 1919 auch als Gemeinderat Porz bezeichnet, die Körperschaft 1927 offiziell in Landgemeinde Porz umbenannt. Nach der Vereinigung mit der 1929 aufgelösten Gemeinde Wahn findet sich in den Zeitungen auch die Bezeichnung Großgemeinde Porz.

Die Wahlverfahren[Bearbeiten]

1849 wurde das Dreiklassenwahlrecht eingeführt, aufbauend auf der Steuerleistung: Die Wähler und zu wählenden Personen wurden in drei Abteilungen eingeteilt. Jede Abteilung stellte ein Drittel der Abgeordneten, in der ersten Abteilung die steuerkräftigen Personen, in der zweiten Abteilung die Mittelschicht und in der dritten Abteilung Personen, die niedrige oder keine Steuern zahlten. Damit hatten die reichen Einwohner ein starkes Übergewicht und wurden als "Meistbegüterte" sogar automatisch Gemeindevertreter.

Die Wahlbestimmungen änderten sich. Die Gemeindeordnung für die Rheinprovinz v. 23.7.1845 bestimmte in § 49 eine Wahl auf sechs Jahre, aber nach drei Jahren habe die Hälfte der Gemeindeverordneten auszuscheiden. Hierzu wurden Lose gezogen. Es gab einen durch Bekanntmachung angekündigten Nachwahltermin, zu dem die in Listen erfassten Wahlberechtigten erscheinen konnten. Wiederwahl war zulässig. Die Zahl der Wahlberechtigten bestimmte die Zahl der Mandate, Kandidaten mit absoluter Stimmenmehrheit galten als gewählt.
Die Gemeinde-Ordnung für den Preußischen Staat v. 11.3.1850 hob die alte Ordnung auf und bestimmte in § 16 nun das Ausscheiden von einem Drittel der Gemeindeverordneten alle zwei Jahre. Später wurde die ältere Gemeindeordnung für die Rheinprovinz wieder in Kraft gesetzt. Die Bürgermeister wurden generell nicht gewählt, sondern vom preußischen Staat bestimmt und eingesetzt.

In der Weimarer Republik galt die Stimme jedes volljährigen Bürgers gleich - und auch die Frauen hatten nun das Wahlrecht. Und der Bürgermeister wurde nun durch die gewählten Gemeindevertreter bestimmt.

Rheinischer Merkur v. 22.10.1888

Die Wahlen in Preußen und im Kaiserreich[Bearbeiten]

Mit eigenem Stichwort werden in diesem Wiki Wahlergebnisse der Gemeinde Heumar für die Jahre 1855 bis 1900 ausgewiesen.

  • 15.11.1855 - ein Drittel schied aus, Nachwahlen am 30.11.1855
  • 18.10.1888 - die Hälfte schied aus, Nachwahlen am 31.11.1888

7. / 12. September 1907[Bearbeiten]

Auf sechs Jahre wurden gewählt:

II. Klasse[1]:

  • Dr Robert Schnütgen, Porz, 73 Stimmen; Melchior Jacobs, Gastwirt in Eil, 69 Stimmen, Gerhard Metzger, Urbach, 68 Stimmen.

Hingegen nicht gewählt: Peter Grondahl, Urbach, 45 St.; Gerhard Broicher, Eil, 41 St.; Mathias Meis, Porz, 37 St.; Hermann Ommerborn, Porz, 4 St.; Anton Eichutel, Urbach, 4 St.; Anton Burken, Ensen, 4 St.

III. Klasse[2]:

  • Peter Meyer, Urbach, 122 St.; Johann Cremer, Ensen, 124 Stimmen: Heinrich Forsbach, Eil, 123 Stimmen.

Hingegen nicht gewählt: Christian Demmer, 38 St.; Gerhard Broicher, 53 St.; J.P. Reinold, 36 St.; Anton Eichutek, 55 St.; Anton Burken 54 St.

15. / 18. / 21. Dezember 1909[Bearbeiten]

Zum Jahresende 1909 schieden aus: Adam Krein, Heumar; Fritz Wieneke, URbach; Dr. Hollstein, Porz; Christian Keusch, Porz; Johann Hermes, Ensen; Balthasar Schmitz, Ensen; Heinrich Maaß, Westhoven. Durch das Reichsvereinsgesetz vom April 1908 mussten politische Vereine nicht mehr genehmigt, sondern nur noch angemeldet werden. Daher konnten ab 1908 bei Kandidaten nun auch Parteizugehörigkeiten genannt werden. Neu gewählt wurden:
I. Klasse

  • Im Juli 1912 trat Matthias Broicher aus Porz als "geborenes Mitglied" der I. Klasse in den Gemeinderat ein.

II. Klasse[3]:

  • Zentrum - Schlosser Heinrich Hamacher jun., Heumar, 144 Stimmen; Fabrikant Fritz Wieneke, Urbach, 133 St.; Bauunternehmer Johann Peter Reinold, Ensen, 84 St.
  • SPD - nicht gewählt: N.N., 15 St. und N.N., 11 St.

III. Klasse[4]:

  • Zentrum - J. Kautz, Westhoven, 204 Stimmen; Johann Kurth, Ensen, 238 St.; Balensiefen, Urbach, 118 St.
  • SPD - N.N., 90 St.; N.N., 75 St.
  • Liberale - Schmitz, Ensen, 96 St.; Heinrich Lehmacher, Urbach, 98 Stimmen

sowie: Gottlob Graf, Porz; Dr. Peter Jacobs, Porz; Ludwig Schneider, Porz; Heinrich Hamacher, Heumar; Johann Peter Reinold, Ensen; Fritz Wieneke, Urbach

19. / 21. / 26. November 1912[Bearbeiten]

Zum Jahresende 1912 schieden aus: Franz Thelen, Heumar; Melchior Jakobs, Eil; Heinrich Forsbach, Eil; Alois Marx, Urbach; Gerhard Metzger, Urbach; Peter Meyer, Urbach; Engelbert Wolf, Elsdorf; Dr. Robert Schnütgen, Porz; Johann Cremer, Ensen. Neu gewählt wurden auf sechs Jahre:

I. Klasse[5]:

  • Kaufmann Heinrich Schmitz, Porz; Werkmeister Josef Brock, Porz und Landwirt Heinrich Holdorf, Ensen.

Wahlergebnisse Weimarer Republik[Bearbeiten]

16. November 1919

  • Zentrum - 2015 Stimmen / 14 Sitze
  • SPD - 1314 Stimmen / 9 Sitze
  • Mittelstand - 228 Stimmen / 1 Sitz
  • DVP - 125 Stimmen / kein Sitz
  • DDP - 104 Stimmen / kein Sitz
  • Bürgermeister: Wilhelm Schmitz-Hübsch (Zentrum, bis 10/1921 komm.)

4. Mai 1924

  • Zentrum - 1942 Stimmen / 10 Sitze: Johann Barz, Urbach; Adolf Bellinghausen, Gremberghoven; Heinrich Billstein; Karl Hermanns, Porz; Heinrich Lehn, Eil; Ludwig Reinold, Ensen; Wilhelm Scharrenbroich; Ludwig Schmidt, Porz; Josef Schunk, Elsdorf; Jakob Werheid.
  • KPD - 979 Stimmen / 5 Sitze: Johann Beckschäfer bis Ende 1924 dann Josef Winkelmann, Gremberghoven; Christian Herkenrath, Ensen; Theodor Keller, Westhoven; Lina Kretzen, Porz; Christian Roth bzw. später Fritz Hünerberg, Porz bzw. später Mathias Sauer
  • SPD - 946 Stimmen / 5 Sitze: Johann Berger, Porz; Mathias Brendt, Gremberghoven; Anton Burken, Porz; Josef Jenn, Ensen; Franz Joistgen, Urbach bzw. später Franz Decker
  • Bürgerliche Vereinigung - 797 Stimmen / 4 Sitze: Paul Braun, Porz; Alex Lehner, Gremberghoven; Jean Neesen, Porz bzw. später Karl Behle; Max Stursberg, Porz
  • Bürgermeister: Wilhelm Schmitz-Hübsch (Zentrum)

Die Mandatsträger[Bearbeiten]

Meldung Kölnische Zeitung v. 31.12.1847
Kölner Nachrichten v. 16.10.1890

Bürgermeister[Bearbeiten]

Bis 1848 übte der Bürgermeister der Samtgemeinde Heumar zugleich das Amt des Bürgermeisters der Samtgemeinde Wahn aus. Bis 1886 war das Wohnhaus des Bürgermeisters zugleich auch sein Amtssitz.

  • 1814-1815: Max Forsbach, Gutsbesitzer aus Urbach
  • 1815-1831: Alois Mathias Böcker / Aloys Boecker[6], Wahn
  • 1831-1834: Clemens von Eltz-Rübenach, Schlossherr aus Wahn
  • 1834-12.1847 Ludwig Süren, Wahn
  • 1848-1850: Theodor Forsbach, Urbach (+1879)
  • 1851-1875: Bernhard Sternenberg, (1817-1892), Gutsbesitzer aus Urbach
  • 1875-1889: Martin Jacobs (1818-1889), Hofbesitzer aus Porz
  • 1889-1907: Theodor Josef Ernst, "reicher Junggeselle" aus Köln
  • 1907-1919: Rudolf Lütz, Porz
  • 1919-1929: Wilhelm Schmitz-Hübsch

Gemeindeverordnete / Gemeinderatsmitglieder[Bearbeiten]

  • 18xx-1888: Max Marx, Gutsverwalter zu Leidenhausen (3. Wählerklasse)
  • 18xx-1888: Franz Küchenhofen, Heumar (3. Wählerklasse)
  • 18xx-1888: Johann Forsbach, Urbach (3. Wählerklasse)
  • vor 1879 -1888: Johann Peter Overath (+1904), Porz (2. Wählerklasse)
  • 18xx-1888: Jakob Bennauer, Porz (2. Wählerklasse)
  • 18xx-1888: Gottfried Stärk, Eil (2. Wählerklasse)
  • 18xx-1888: Gerhard Spickerbaum, Eil (1. Wählerklasse)
  • 18xx-1888: Johann Wolter, Westhoven (1. Wählerklasse)
  • 18xx-1888: Johann Wolf, Elsdorf (1. Wählerklasse)
  • 1863-1899: Freiherr Franz von Geyr-Schweppenburg (1833-1899), Schlossherr zu Röttgen (3. Wählerklasse)

Die Bevölkerung[Bearbeiten]

1828: 2.749 Einwohner; 1861: 3.857 Einwohner[7]; 1871: 3.711 Einwohner; 1875: 3.947 Einwohner; 1880: 4.277 Einwohner[8]; 1890: 4.749 Einwohner; 1900: 6.052 Einwohner; 1910: 9.488 Einwohner; 1920: 10.385 Einwohner; 1925: 12.053 Einwohner[9]

Quellen, Literatur und Links[Bearbeiten]

Henseler, Paul: Politische Strömungen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Unser Porz 10.1968
Porzky, Eugenie und Jürgen Huck: Politische Strömungen im Raume Porz 1918-1933. In: Rechtsrheinisches Köln, Bd. 1, 1975.
Im Historischen Archiv der Stadt Köln lagern unter der Best. 9001B die Protokolle des Rates und der Ausschüsse der Stadt Porz und ihrer Vorgängergemeinden. Bestände zu Heumar sind: 1846-1850; die Jahre 1851 bis August 1897 sind nicht erhalten geblieben; 1897-1907 (Best. 9001B A1 Bd. 12); 1907-1916 (Best. 9001B A1 Bd. 13) etc.

  1. vgl. Sieg-Bote v. 7.9.1907
  2. vgl. Sieg-Bote v. 14.9.1907
  3. vgl. Kölner Lokal-Anzeiger v. 21.12.1909
  4. vgl. Kölner Lokal-Anzeiger v. 16.12.1909
  5. vgl. Kölner Lokal-anzeiger v. 20.11.1912
  6. Vom 8.3.1831 bis zum 28.08.1836 war Böcker darauf folgend Bürgermeister von Mülheim.
  7. zit. n. Aders, Gebhard: Entwicklung der Besiedelung.... In: Rechtsrheinisches Köln 22.1996.
  8. zit. n. Henseler: Polit. Strömungen in der 2. Hälfte des 19. Jhdts.
  9. zit. n. Schwalm, Frank: Porz. Bergisches Tor am Rhein. Köln 2004.