Engelshof

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Historie

Der Engelshof ist nach seinen Erbauern, der Familie Engels benannt. Michael Engels (1841-1901) und Carl Engels (1847-1906) errichteten die geschlossene Hofanlage im Jahr 1880 in Westhoven an der höher gelegenen Oberstraße, wohl weil ihr bisheriger Gutshof - der Kielshof unmittelbar am Rhein - immer wieder durch Hochwasser überflutet wurde. Die postalische Adresse lautete 1891 einfach Engelshof. Anfang des 20. Jahrhunderts bewohnten August Engels (1875-1920) und seine Schwester Mathilde Engels den Hof mit der Adresse Oberstraße 58. Sie verkauften ihn 1910: "Westhoven, 15. März 1910. Der große 600 Morgen fassende Engelshof ist in den Besitz eines Kölner Konsortiums übergegangen[1]". Käufer war die neu gegründete Kommanditgesellschaft Zilkens, Baumeister & Co. KG mit Sitz in Köln-Ehrenfeld. Sie plante, in Westhoven eine Gartenstadt zu errichten.
Trotz dieses Verkaufs galt August Engels weiter durch andere Güter als Großgrundbesitzer, Großgewerbetreibender und Gutsbesitzer und wurde für die Amtsperiode Mai 1913 bis 1919 in den Kreistag von Mülheim gewählt[2]. Er zog mit seiner Schwester auf den Kielshof, Rheinaustraße 2.

Verschiedentlich wurden im Kölner Lokal-Anzeiger Inserate aufgegeben: Im Februar 1912 bot J. Weber drei eiserne Mühlen "zum Mahlen von Lehm, Ton oder auch Mörtel" an. Im Juni 1913 wird ein "kath. junger Mann als Verwalter" für das 450 Morgen große Gut mit Zuckerrübenanbau gesucht[3]. Um 1913 war Heinrich Klöckner Gutsverwalter auf dem Engelshof. Im Juni 1914 inserierte der Landwirt Mathias Koch einen vierjahrigen Fuchs-Wallach. Ebenfalls im Juni 2014 werden zwei Arbeiterfamilien gesucht: ein Meisterknecht und ein Arbeiter. Wohnung nebst Garten vorhanden. Im September 1916 inserierte ein Herr Bach auf dem Engelshof in Westhoven sechs schwere Arbeitspferde.

Friedrich Offermann und seine Frau Henriette geb. Strommenger pachteten ab März 1926 den Engelshofs von der Ziegelei Westhoven GmbH. Sie betrieben das Gut bis mindestens 1937. Zugleich waren sie aber auch 1935 Eigentümer von Flächen südlich der Fabrik Massey-Harris.

Eigner/Pächter

  • 1882-1906: Michael und Carl Engels (Eigner)
  • 1906-1910: Maria, August und Mathilde Engels (Eigner)
  • 1910 -1913: Zilkens, Baumeister & Co. (Eigner)
  • 1913-1945 (?): Ziegelei Westhoven GmbH (vermutlich Familie Mannesmann, Eigner)
  • März 1926 - nach 1938: Eheleute Friedrich (Fritz) Offermann und Henriette, geb. Strommenger (Pächter)[4]
  • ab 1945 (?): Stadt Köln (Eigner)

Abrissgefährdet

1970 endete die Bewirtschaftung des Engelshof. Eingangs der 1970er Jahre war die Stadt Köln bereits Eigner des Engelshofs und der ihn umgebenden Grundstücke. Die Hofflächen wurden zwischenzeitlich von einem Zirkusbetrieb bzw. einer Schaustellerfamilie als Winterquartier genutzt. Im Jahr 1974 kam es in der Porzer Politik zum Disput: Ausgehend vom SPD-Ortsverein Ensen-Westhoven sollte das Gebäude erhalten bleiben und zum soziokulturellen Zentrum ausgebaut werden. Hierzu war auch eine "bürgerschaftliche Vereinigung Engelshof" angedacht. Auch der örtliche Bürgerverein unterstützte dieses Ziel. Der SPD-Stadtverband beauftragte die SPD-Stadtratsfraktion, sich für den Ankauf des Engelshof-Geländes und eine finanzielle Beteiligung der Stadt an der Errichtung des Zentrums einzusetzen. Der damalige Stadtdirektor Rudolf Trum hatte ganz andere Pläne: Er wollte zwar das Grundstück kaufen, den Engelshof trotz grundsätzlich guter Bausubstanz dann jedoch abreißen und hier Wohngebäude errichten[5]. Noch im selben Jahr stellte der Landeskonservator das Gebäude-Ensemble jedoch unter Denkmalschutz.

Der Weg zum Bürgerzentrum

Am 23. Mai 1974 gründeten 31 Bürger/-innen aus Westhoven und Ensen den Verein "Bürgerzentrum Engelshof e.V." und stellten bei der Stadt Köln einen Nutzungsantrag für das Gebäude als Jugend- und Kulturzentrum, im November 1974 erfolgte die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe. Nach kontroverser ging die Zuständigkeit über den Engelshof im Mai 1975 in die Jugendverwaltung über. Im April 1977 schloss die Stadt Köln mit dem Verein den ersten Vertrag zur kostenlosen Nutzung für die Dauer von fünf Jahren mit jährlicher Verlängerung. Die mit ehrenamtlicher Unterstützung erfolgende Renovierung[6] konnte nun Raum für Raum fortgesetzt werden. Sämtliche neue Fensterscheiben wurden zum Auftakt von den Spiegelglaswerken Germania gestiftet.

Die offizielle Eröffnung des Engelshofs als Bürgerzentrum erfolgte im Mai 1994.

Quellen, Literatur, Links

  1. Kölner Lokal-Anzeiger vom 18.3.1910.
  2. vgl. Mülheimer Volkszeitung v. 6.5.1913.
  3. vgl. Rheinische Volksstimme v. 11.6.1913.
  4. vgl. Akten Liegenschaftsamt HAStK 9160 A4 Bd. 3.
  5. vgl. KStA Porz v. 24.1.1974.
  6. vgl. KStA Porz v. 10.2. und 5.4.1977 (mit Fotos)