Adelenhütte

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Das Unternehmen

In den Jahren 1873/75 kam die Schwerindustrie nach Porz. Zwischen Zündorf und Porz entstand am Rosenhügel die Gewerkschaft Karl Otto auf rund 160.000 qm, die von der Poststraße bis zur Hauptstraße reichten. Das Werk wurde nach der Ehefrau Adele, geborene Bunge (1852-1923) des Gründers Carl Otto Meurer (1841-1921) auch Adelenhütte genannt. Adele engagierte sich als Frauenrechtlerin - von 1909 bis zu ihrem Tod war sie Vorsitzende der Kölner Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins. Das kleine Eisenhüttenwerk bestand aus einem Hochofen, einer Zementfabrik und einer Steinfabrik, die Steine aus Gießereischlacken presste. Zum Unternehmen gehörten auch mehrere erzverarbeitende Betriebe im Bergischen Land. Von ihnen trafen aus dem Sieg-, Lahn- und Dilltal die Erze per Eisenbahn ein, das Schienennetz der Werkbahn reichte dabei bis zu einem Schiffsanlager am Rhein.

Der moderne Hochofen ersetze ältere Öfen in Mülheim, Arbeiter wechselten von dort nach Porz. Viele von ihnen waren wie der Fabrikbesitzer Meurer evangelisch. Da es im gesamten Porzer Raum keine evangelische Kirche gab, stiftete Otto Meurer Grundstück und das Material. Die Lutherkirche wurde 1883 mit 96 Plätzen nördlich des Werkes am Ende einer Seitenstraße der Poststraße, die später zur kleinen Siedlung "Möckeburg" anwuchs, errichtet. 1892 stellte das Unternehmen Dr. Georg Hollstein (1866-1933) als Werksarzt ein. Er ließ sich rund zehn Jahre später in Porz als erster Arzt nieder. Mindestens von 1890 bis 1916 ist Fritz Seidelbach (+1928) Generaldirektor der Adelenhütte.

Das Werk gehörte dem Roheisensyndikat Düsseldof an. Im November 1905 beriet der preußische Landtag über einen Antrag der Adelenhütte auf Frachtermäßigungen bei der Reichsbahn, die der Eisenindustrie des Siegerlandes schon gewährt wurden. Es ging um eine Reduzierung der Eisenbahn-Frachtgebühren um 37.000 Mark für das Jahr 1904. Nach den vorgelegten Zahlen betrug der Roheisenversand der Adelenhütte

  • 1902 mit der Bahn 19.086 t, zu Schiff 13.000 t
  • 1903 mit der Bahn 11.320 t, zu Schiff 11.000 t
  • 1904 mit der Bahn 20.094 t, zu Schiff 16.000 t

Der Zement werde großenteils zu Schiff versandt, auch die Eisenerze würden zumeist auf dem Wasserwege bezogen, 1904 seien dies 60.000 t gegenüber 14.023 t mit der Eisenbahn gewesen. Die per Schiff eintreffenden Erze stammten aus Spanien, Griechenland, Frankreich und Algier. Die Erze per Eisenbahn hingegen überwiegend aus Deutschland. Weil die Adelenhütte keine Notlage nachgewiesen habe, wurde der Antrag ebenso abgelehnt wie zwei andere Anträge von Eisenwerken im mittelrheinischen Bezirk.[1] Zu dieser Zeit war Heinrich Hugo Betriebschef der Adelenhütte.
Im Jahr 1913 produziert die Adelenhütte ausschließlich Hämatitroheisen. Vermutlich erst nach Ende des Ersten Weltkriegs erwirbt Carl Zoellner (1865-1943), ein Erzhändler aus Köln, die Adelenhütte. Den stillgelegten Hochofen nimmt er gemeinsam mit seinem Sohn Ernst 1925 wieder in Betrieb, verkauft ihn aber 1926 wieder[2].

Drei Jahre später erwirbt 1929 der Ruhreisenverband das Werk, um den Hochofen endgültig stillzulegen und so Überkapazitäten zu beseitigen. Der Ofen wird im selben Jahr abgerissen. Heute erinnert noch die 1964 errichtete Straße In der Adelenhütte an den früheren Standort.

Quellen, Literatur und Links

(Text)

  1. Stenografische Bericht Preußischer Landtag 1906, S. 528
  2. Chronik Firma Hoppecke, S. 12